Die Kunst engagierter Gelassenheit
möglichst versöhnt loslassen.
■ Bei wem wünsche ich mir eine Veränderung im Denken und Handeln?
■ In welchem Bereich weiß ich, dass ich eigentlich etwas ändern müsste, aber es (noch) nicht tun kann oder will? Und warum nicht?
■ An welchem Punkt schreite ich normalerweise vom Wissen um ein Leiden zum Handeln?
■ Welchen Preis bin ich bereit zu zahlen, um meine wichtigsten Werte zu verteidigen?
■ An welchem Punkt endet bei mir der Wille zum Verändern. Wann muss ich ein System verlassen?
Gib mir Geduld – aber subito!
Geduld ist ein Baum,
dessen Wurzel bitter und dessen Frucht sehr süß ist.
Chinesisches Sprichwort
Bäume sind Meister der Geduld:
Sie bieten Schatten und liefern uns Obst,
und Vögel nisten in ihren Zweigen.
Und lehren sie uns nicht jedes Jahr
aufs Neue mit frischem Mut wieder anzufangen?
Dom Hélder Câmara (Bischof und Dichter, 1909 – 1999)
Der Schlüssel zu allem ist Geduld.
Nicht durch Aufschlagen, sondern durch Ausbrüten
wird aus einem Ei ein Küken.
Ungeduld ist Angst.
Stefan Zweig (Schriftsteller, 1881 – 1942)
Geduld bringt Rosen, Ungeduld Neurosen.
Und durch Geduld werden saure Trauben zu Rosinen.
Orientalische Weisheit
Ich bin keine Riesenschildkröte aus Galapagos,
die 250 Jahre alt wird.
Ich habe auch noch ein Leben.
Komm mal in die Gänge!
Meine Partnerin Karin
Ungeduld zählt zwar nicht zum klassischen christlichabendländischen Lasterkatalog, gehört aber zweifellos zu den stärksten und häufigsten Gelassenheitskillern. Ob es in den guten alten Zeiten der Agrargesellschaft weniger Ungeduld gab als heute, lässt sich schwer beweisen. Sicher ist aber, dass Hetze und Ungeduld immer mehr zunehmen. Alles muss immer schneller gehen. Tiere werden aufs optimale Schlachtgewicht hin gemästet, Kinder werden schon mit drei Jahren ins »Früh-Chinesisch« geschickt und E-Mails haben handgeschriebene Briefe längst ersetzt. Durch die strukturelle Ungeduld verkommen auch Politik und Wirtschaft immer mehr zu einem aufgeregten Spektakel mit schnellen Scheinlösungen. Politiker müssen nach 100 Tagen bereits beeindruckende Erfolge vorweisen, was zu effekthaschenden Schnellschüssen statt zu überlegter Nachhaltigkeit verleitet. Man sollte Führungskräften in Politik und Wirtschaft eigentlich verordnen, in den ersten 100 Tagen nur zu beobachten, analysieren und zu reflektieren, aber nichts entscheiden und verändern zu dürfen.
Ungeduld äußert sich nicht nur in Geist und Seele, sondern auch physisch: roter Kopf, nervöses Trommeln mit den Fingerkuppen, stereotypes Klicken mit dem Kugelschreiber, unruhiges Schauen auf die Uhr und ein hoher Puls. Gründe für die Ungeduld gibt es viele: von technischen Pannen über desinteressierte Gesprächspartner und bornierte Beamte bis zu ineffizienten Arbeitsabläufen:
»Ungeduldig machen mich vor allem unstrukturierte berufliche Gesprächssituationen.« (Mann, 62 Jahre).
»Ich werde ungeduldig, wenn ich merke, dass Lösungen zu lange auf sich warten lassen oder wir immer wieder dieselben Fehler machen.« (Frau, 47 Jahre)
»Ganz kribbelig werde ich vor allem im Straßenverkehr oder im Laden, wenn viele Leute zum Zahlen anstehen und nur eine von mehreren Kassen von einer Kassiererin besetzt ist.« (Mann, 48 Jahre)
»Ungeduldig werde ich, wenn sich eine Person auch nach dem zehnten Gespräch über das gleiche Thema nicht entscheiden kann.« (Frau, 36 Jahre)
»Mein Geduldsfaden reißt, wenn ich meinen Kindern etwas zehn Mal sagen muss und sie noch immer nicht Folge leisten – dies kennt wohl jede Mutter.« (Frau, 46 Jahre)
»Ungeduldig werde ich, wenn ich warten muss und nicht weiß, wie lange.« (Frau, 46 Jahre)
»Wenn es zwischen Wunsch und Realität zu große Abweichungen gibt, verliere ich die Geduld.« (Mann, 71 Jahre)
»Bei Computerpannen und sturen Beamten, aber auch wenn ich Hunger habe, kann ich extrem ungeduldig werden.« (Frau, 36 Jahre) .
»Ungeduldig werde ich, wenn ich nicht weiß, verstehen oder nachvollziehen kann, warum etwas/jemand so viel Zeit braucht wie er/ es/sie braucht. Vor allem, wenn ich glaube, dass jemand zu seinem Vorteil Zeit schindet, mich hinhält, oder wenn ich auf etwas von außen angewiesen bin, um weiterzumachen, dieses etwas aber nicht kommt und ich festhänge.« (Frau, 49 Jahre)
»Ungeduldig bin ich dann, wenn mein Kopf etwas will und der Körper macht nicht mit. Oder wenn Menschen um Rat nachsuchen und dann nicht bereit sind,Änderungen einzuleiten.« (Frau, 53 Jahre)
»Ich bin
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