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Die Kunst, frei zu sein

Die Kunst, frei zu sein

Titel: Die Kunst, frei zu sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hodgkinson
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sobald wir uns für wichtig halten, gehen die Dinge schief. In Wahrheit sind wir völlig unwichtig, und nichts spielt eine Rolle. Das ganze Streben des Menschen ist sinnlos; jegliche Mühe ist verschwendet. Die Erkenntnis, dass nichts eine Bedeutung hat, ist ungeheuer befreiend, denn dadurch wird es uns ermöglicht, unser eigenes Leben aufzubauen und die Pläne, die andere für uns haben, zu ignorieren.
    WIR SIND NICHTS

25
    Befreie dich von den
Supermärkten
    Die Befriedigung des Konsumenten kann
und darf niemals erreicht werden.
Raoul Vaneigem, Handbuch der Lebenskunst
für die jüngeren Generationen, 1967
    Supermärkte sind böse. Das ist eine Tatsache. Einer meiner Freunde erwiderte mir einmal: »Tom, ich glaube, es ist ein bisschen komplizierter.« Aber je länger ich mich mit der Frage beschäftige und je gründlicher ich sie untersuche, desto einfacher wird mein Standpunkt. Supermärkte ziehen viele Übel zu einem einzigen großen Übel zusammen. Sie sind unersättlich und haben ihrem Sündenverzeichnis in letzter Zeit auch noch den Wucher hinzugefügt, denn nun bieten sie sogar Kredite und Bankkonten an. Tesco führt fast fünf Millionen persönliche Bankkonten.
    Die Supermärkte wollen alles haben. Sie wollen kontrollieren, was wir essen und wo wir einkaufen, und nun möchten sie auch noch von unserer Armut profitieren. Laut einem Interview mit Tesco-Chef Terry Leahy plant die Kette zudem, ins Reisegeschäft einzusteigen und unsere Freizeit auszubeuten. Nachdem man die kleineren Läden aus den Haupteinkaufsstraßen verdrängt und eine Vielzahl von Drecksstädten geschaffen hat, genauso wie
    Hunderttausende von miserablen Stellen, will man nun Billigtourismus anbieten. Wo wir wohnen, wo wir arbeiten, wo wir unsere Freizeit verbringen – die Supermärkte wollen alles kontrollieren. Sie beuten Arbeitskräfte aus, sie täuschen und lügen. Sie produzieren Waren von entsetzlicher Qualität. Sie sind teuer. Sie bieten schlechte Dienstleistungen an – im Grunde überhaupt keine, denn sie sind lediglich gigantische Großhandelsmärkte, die Einzelhandelspreise verlangen. Die Speisen, die dort verkauft werden, sind fade und möglicherweise schädlich.
    Ein Parlamentsbericht über die Situation im Vereinigten Königreich zeigte, dass jährlich rund 2000 kleine Einzelhändler ihre Geschäfte schließen und dass dieser Sektor bis 2015 völlig ausgelöscht sein wird. Die Supermärkte sind gierige Ungeheuer, die alles auf ihrem Pfad verschlingen. Jedes Jahr geben sie Abermillionen für Werbung aus, um uns weiszumachen, sie seien keine vom Profit getriebenen hungrigen Raubtiere, sondern öffentliche Dienstleister oder so etwas wie Wohltätigkeitsorganisationen, denen nichts mehr am Herzen liegt als das Interesse der Verbraucher. Kürzlich behauptete Leahy sogar, Tesco wolle mit seinen kleinen Läden in den Haupteinkaufsstraßen die alten Gemeinschaften regenerieren. »Unsere neuen Mitarbeiter gehen zu Fuß zur Arbeit und sind begeistert«, sagte er. Nach ihrem Zerstörungswerk loben die Supermärkte sich nun als Erbauer von Gemeinwesen.
    Das ist der Gang der Dinge. Unsere Einmischung erzeugt Probleme, die wir dann durch verstärkte Einmischung zu lösen versuchen. Damit müssen wir aufhören. Es ist so, wie Masanobu Fukuoka in seinem Buch The One-Straw Revolution schreibt. Es ist das klügste Buch, das ich je gelesen habe, und ich empfehle es vorbehaltlos. Darin beschreibt der Autor seine Experimente mit der natürlichen Landwirtschaft in Japan zwischen 1935 und 1978. In jenem Zeitraum führte man dort Chemikalien und Maschinen in den Ackerbau ein. Mit seiner »Nicht- bearbeitungsmethode«, durch die der Natur größtmögliche Freiheit gelassen wurde, erzielte er die gleichen Erträge wie die produktivsten Höfe der Gegend. Zudem erhöhte er die Reichhaltigkeit des Bodens unablässig. Fukuoka schreibt Folgendes über die modernen Bearbeitungsmethoden:
    Die Menschen begehen mit ihrer Einmischung einen Fehler, dann bringen sie den Schaden nicht in Ordnung und arbeiten, wenn sich die negativen Ergebnisse anhäufen, mit aller Macht darauf hin, sie zu korrigieren. Wenn die Reparaturmaßnahmen erfolgreich zu sein scheinen, betrachten sie diese Maßnahmen als hervorragende Leistungen. Das wiederholt sich ein ums andere Mal. Es ist, als würde ein Narr auf seinen Dachziegeln herumtrampeln und sie zerbrechen. Dann, wenn es regnet und die Decke zu verfaulen beginnt, klettert er hastig hinauf, repariert den Schaden und jubelt am

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