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Die Kunst, frei zu sein

Die Kunst, frei zu sein

Titel: Die Kunst, frei zu sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hodgkinson
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wollte dem Volk seine Kreativität zurückgeben. Jeder kann kreativ sein, sagten die Punks. Zum Beweis sind hier die drei Akkorde, die man benötigt, um einen Song zu schreiben: E, A und B7. Versuch es selbst.
    Ich kann noch einen Schritt weiter gehen. Statt Gitarre rate ich euch, Ukulele zu lernen. Das viersaitige Wunderding ist billig, leicht zu tragen und sehr leicht zu spielen. Es ist noch punkiger als die Gitarre. Hier sind die drei Griffe, die für die meisten Songs genügen:

    Besorg dir eine Ukulele, und du wirst dich nie wieder langweilen. Du könntest dir sogar etwas Taschengeld durch Straßenmusik verdienen. Die Ukulele steht für Freiheit. Zum Beispiel heißt das erste Album des Ukulele Orchestra of Great Britain sehr treffend: Anarchy in the Ukulele.
    Hinter dem Angriff auf die Langeweile verbirgt sich der radikale Wunsch, die Kontrolle über unser Leben von den gigantischen Organisationen zurückzugewinnen, denen wir uns mehr oder weniger freiwillig ausgeliefert haben. Das war in schlimmster Weise verantwortungslos. Aber es ist nicht zu spät. Wir brauchen nur unsere eigene Kreativität zu entdecken. Langeweile lässt sich ganz einfach dadurch vertreiben, dass wir Gegenstände selbst herstellen. Hier gibt es bereits Ansätze einer neuen Bewegung, die sich im Erfolg der US-Zeitschrift Ready Made ( www.readymademag.com ) zeigen. Auch der Anblick von Skateboardern lässt mein Herz höher schlagen. Da ich ein Jahr lang in einem Skateboard-Geschäft gearbeitet habe, weiß ich, welch kreative und positive Beschäftigung das Skateboardfahren ist. Es handelt sich um eine Selbstverwaltungsbewegung, einenVerband mit eigenen Zeitschriften, Fanmagazinen, Wettbewerben und Betrieben, die alle einen hohen Grad an Einfallsreichtum, Unabhängigkeit und Kreativität aufweisen. Eines der jüngsten Unternehmen der Szene heißt Death Skateboards – ein brillanter Name, neben dem der genauso aussagekräftige Slogan »Death to Boredom« steht. Darauf ein dreifaches Hoch.
    SPIEL UKULELE

3
    Die Tyrannei der Rechnungen und
die Freiheit des Einfachen
    Trotz früherer Mahnungen geht aus unseren Unterlagen
hervor, dass wir noch keine Zahlung für Ihre Stromrechnung
erhalten haben. Ihre Kontendaten werden nun an die Vertreter
unseres Inkassobüros weitergereicht, die Ihre Räumlichkeiten
aufsuchen werden, um Ihre Stromversorgung abzuschalten
oder einen Münzzähler zu installieren.
Schreiben an den Autor von Steve Hayfield,
Direktor des Rechnungswesens von SWEB, 2005
    Am 28.7. 2005 wurde durch das West-Londoner Amtsgericht
ein Schuldtitel wegen Nichtzahlung des Betrags
von 875,40 Pfund gegen Sie erlassen.
Schreiben an den Autor durch das lokale Finanzamt
von Hammersmith und Fulham, »Unserer Gemeinde dienen«
    Wir haben allein in den letzten drei Monaten
172 Gebührenhinterzieher in Ihrer Gegend ertappt. Obwohl
wir mehrere Mahnungen verschickt haben, stellen wir fest, dass
für Ihre Adresse noch immer keine Empfangsgenehmigung
erteilt wurde . . . Falls Sie illegal ein Fernsehgerät benutzen,
besteht nun die sehr konkrete Möglichkeit, dass Sie verklagt
und mit einer Geldstrafe von bis zu 1000 Pfund belegt werden.
Brief an den Autor von Ross McTaggart,
Fernsehgebühren-Einzugsmanager, 2005
    Pflegen Sie die Einfachheit, Coleridge.
Brief an Coleridge von Charles Lamb, 1796
    Jeden Tag landet eine Lawine der Unterdrückung in unseren Briefkästen. Überall braune Umschläge. Bedrohliche Lettern. Plastikfenster. Briefe in Rot, Purpurn, Schwarz. Forderungen nach mehr Geld, die meist für die wirklich Einfältigen in großer Schrift und grellen Farben gedruckt sind. Die »tyrannischen Zahnrädchen«, wie Blake es ausdrückte, der bürokratischen Maschinen drehen sich weiter. Wenn wir nur all den Rechnungen entgehen könnten, denken wir, dann würden wir frei von dieser Last an unseren Füßen nach Belieben herumfliegen.
    Die ohnehin enormen Kosten des Alltagslebens erhöhen sich, wenn man faul ist wie ich. Mangelnde Organisation wird mit einem Aufschlag bestraft. Diejenigen von uns, die frei, müßig oder überhaupt leben wollen, haben die Neigung – von vernünftigen Leuten als »verantwortungslos« bezeichnet –, sämtliche Rechnungen, Strafzettel, Steuerforderungen, Kontoauszüge, Handyrechnungen und das übrige hässliche Treibgut des modernen Lebens zu ignorieren. Wir stopfen alles in eine Schublade und verschieben Zahlungen. Wir haben Besseres zu tun, zum Beispiel Rauchkringel an die Decke zu blasen.
    Aber wenn man seine Zahlungen

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