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Die Kunst, frei zu sein

Die Kunst, frei zu sein

Titel: Die Kunst, frei zu sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hodgkinson
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wenn man sehr viel Geld hat. Was würdest du mit Millionen anfangen? Diese Frage wird auf jedem Schulhof debattiert. Du könntest deine Arbeit aufgeben, dir den Urlaub deines Lebens leisten, dir einen Ferrari kaufen.
    Und wie wäre es mit »Fuck-off Money«? Diese vulgäre, doch ausdrucksstarke Redewendung verweist auf einen Reichtum, der dir ermöglicht, aus der Welt der Power-Point-Präsentationen, der Geschäftspläne, Verkaufssprüche und all der Katzbuckelei auszusteigen, die gewöhnlich zum Geldverdienen erforderlich sind. Ein gewaltiges Vermögen bedeutet theoretisch, dass du dich nicht mehr zu versklaven, dich nicht mehr von deiner besten Seite zu zeigen brauchst, denn du hast genug Geld, um dich so zu verhalten, wie es dir beliebt. Du kannst »Nein« sagen. Mit anderen Worten, du versuchst, so viel Geld anzuhäufen, dass du dem Geld entfliehen kannst. Diese Methode mag zum Erfolg führen, und ich kenne ein paar Leute, die ihr Ziel erreicht haben. Aber es ist ein riskantes Spiel. Die meisten derartigen Pläne scheitern, und du bist stets den unberechenbaren Marktkräften ausgeliefert. Im Vereinigten Königreich gibt es heute ungefähr 8000 Superreiche, die einer arbeitenden Bevölkerung von 30 Millionen gegenüberstehen. Deine Chancen, irgendwann zu ihnen zu zählen, liegen also bei 1:4000, worauf sich kein Spieler jemals einlassen würde. Ist es bei so schlechten Chancen wirklich der Mühe wert?
    Es ist nicht sehr rational, das Anhäufen von Geld als Lösung für jeden vorzuschlagen, denn es entspricht dem Wesen des Reichtums, dass nur wenige wirklich vermögend sein können: Der Reichtum des einen hängt von der Mittellosigkeit des anderen ab. So erläutet Ruskin in Diesem Letzten, dass »Reichtum eine Kraft wie die Elektrizität ist, die nur durch Ungleichheit und Verneinung ihrer selbst in Wirkung tritt. Die Macht der Guinee in deiner Tasche hängt ganz allein davon ab, ob die Tasche deines Nebenmenschen leer ist.« Er schließt: »Die Kunst, sich selber zu bereichern, ist … gleichbedeutend mit der, deinen Nebenmenschen arm zu erhalten.«
    Angeblich möchten wir alle reich werden. Das ist eine der Antriebskräfte unserer auf Wettbewerb beruhenden Welt. Das Streben nach Reichtum zwingt uns zu arbeiten, zu kämpfen, uns abzumühen, uns mit anderen zu messen, zu betrügen und unsere Moral aufzugeben. Und das Streben nach Reichtum ist der Impuls, den die Leute, die wirklich reich werden – die Wucherer und Investoren, die Manipulierer des Marktes –, ausnutzen, denn sie bedienen sich unserer Habgier für ihre eigenen Zwecke. Wer aber mehr Geld will, bringt sich um die Freude an der Gegenwart, was ein puritanischer Charakterzug ist. Wir sollten uns über das freuen, was wir haben. Der Wunsch nach Reichtum ist das erste Verlangen, das wir auf dem Weg zur Freiheit von uns weisen müssen.
    Das Problem besteht darin, dass heute, im Unterschied zum Mittelalter, niemand arm sein möchte. Armut gilt als Zeichen des Scheiterns. Dazu William Godwin: »… die in vielen Ländern herrschenden Sitten sind genau darauf berechnet, die Überzeugung einzuprägen, dass Rechtschaffenheit, Tugend, Verstand und Fleiß nichts sind und Wohlhabenheit alles ist.« Das, was Godwin 1793 als »Sitten« bezeichnete, also die Methoden, mit denen eine beherrschende Ideologie im Volk verbreitet wird, vermitteln heute die Medien. Eine andere Möglichkeit wäre, dankbar für das zu sein, was man hat. Wirklicher Reichtum ist eine Frage der geistigen Einstellung. Robert Burton schreibt:
    Eine der größten Miseren, die einem Menschen zustoßen können, was die Achtung durch die Welt betrifft, ist Armut oder Mangel … Doch wenn man es recht betrachtet, handelt es sich um einen großen Segen, einen glücklichen Zustand, der keinen Grund zur Unzufriedenheit bietet oder dazu, dass Menschen sich für wertlos, gottverhasst, verlassen, elend, bedauernswert halten sollten. Christus selbst war arm, in einem Stall geboren, und hatte sein Leben lang kein Haus, wo er sein Haupt betten konnte … Und was für ihn selbst galt, das teilte er auch seinen Aposteln und Jüngern mit. Alle waren arm, ob Propheten oder Apostel … Sie treten auf (wie Paulus sagt) »als die Traurigen, aber allezeit fröhlich; als die Armen, aber die doch viele reich machen; als die nichts innehaben und doch alles haben«.
    Es gibt Reiche und Arme; es gibt gute Reiche und gute Arme; schlechte Reiche und schlechte Arme. In keinem Fall sollte man moralische Urteile über sie

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