Die Kunst, frei zu sein
werden, der sie ernährt. … Meine Regierungsform ist die Monarchie.
Meine eigene Utopie würde wahrscheinlich drei Gesellschaftsklassen enthalten, die den Rittern, Geistlichen und Bauern im Mittelalter ähneln würden. Die Aristokraten wären die Krieger, und sie hätten die Aufgabe, herumzusitzen und nichts zu tun, außer schöne Gärten anzulegen, in ihren großen Häusern Feste zu veranstalten, die Künste zu fördern und gastfreundlich zu sein, also Speisen und Bier zu verschenken. Genau das tut die Familie Eliot aus Cornwall heutzutage. Sie nutzt ihr prächtiges Anwesen als Treffpunkt und Zentrum künstlerischer Tätigkeit. Die Geistlichen wären Schriftsteller, Dichter, Künstler und so weiter. Sie würden, wie die Bauern, frei und unabhängig leben. Und die Bauern wären die Handwerker, die Steinmetze, Schuhmacher, Holzarbeiter, Keramiker, Töpfer und Schmiede. Alle drei Klassen wären an der Schöpfung von Musik und Architektur beteiligt: die Geldgeber, die Denker und die Handwerker.
Jeder würde die Bibliotheken der Aristokraten nutzen, durch ihre Gärten spazieren und in ihren Pools schwimmen können. Sie würden die Rolle des Staates übernehmen, und zwar auf einer persönlichen Ebene. Keine Kunstgremien, keine Gesundheits- und Sicherheitsbehörden.Wir würden Gemeindeland und Weiderechte wieder einführen. Wir würden die Zäune niederreißen. Wir würden die Flurbereinigung rückgängig machen. Respekt vor Unterschieden wäre an der Tagesordnung. Es würde eine grundlegende Abneigung gegen alles Roboterhafte geben, und Effizienz und Regelmäßigkeit würden bemitleidet werden. Wir würden über kleinliche Beamte lachen und sie aus der Stadt jagen. Wie Robert Burns in »Der Teufel ist fort mit dem Zollmann« schrieb:
Jetzt machen wir Malz und brau’n unser Bier,
Und tanzen und saufen uns voll, Mann;
Und herzlichen Dank dem schwarzen Kerl,
Der fortgetanzt mit dem Zollmann.
Föderalismus und Respekt. Meine Haltung ist nicht besser als deine. Keine Sache ist besser als eine andere. Alle Dinge und alle Menschen sind ganz und gar verschieden und ganz und gar gleich.
Die wahre Aufgabe besteht darin, den inneren, nicht den äußeren Feind zu finden. Wir müssen, wie es der Beatnik-Denker Alexander Trocchi formulierte, »›den Feind‹ an seiner Basis, in uns selbst, angreifen«. Der Klassenkampf kräftigt die Mittelschicht, denn wenn man gegen etwas kämpft, macht man es stärker. Dabei sollte man einfach die Dinge ignorieren, die einem an den Klassen missfallen, und sich auf die Merkmale konzentrieren, die einem an ihnen gefallen. Klassenkampf ist zudem eine Sackgasse, denn er entspringt einer unverantwortlichen Lebenseinstellung, mit der man aussagt: »Wenn ihr Gauner mich nicht beschissen hättet, dann wäre alles in Ordnung.« Aber in gewissem Maße hast du ihnen erlaubt, dich zu bescheißen, und du kannst dir vornehmen, so etwas nicht mehr zuzulassen. Auf diese Weise wirst du frei.
Was wir in Frage stellen müssen, ist unsere eigene Komplizenschaft mit der gegenwärtigen Organisation. Wenn ich von Anarchie spreche, meine ich keine Auflösung der Ordnung, keine Mad-Max-Umgebung, in der die Gewalttätigsten überleben. Ich meine eine Dezentralisierung der Macht; Macht für das Volk. D. H. Lawrence schrieb, es gehe nicht darum, das System zu zerschmettern, sondern darum, es durch ein humaneres zu ersetzen: »Es muss ein System geben; es muss Klassen von Menschen geben; es muss eine Differenzierung geben – entweder das, oder es herrscht ein amorphes Nichts. Die eigentliche Wahl liegt nicht zwischen System und Nichtsystem, sondern zwischen System und System, mechanisch oder organisch.«
Interessanterweise benutzt er das Wort »organisch«, das heute in Feinschmeckerkreisen so sehr in Mode geraten ist und leicht als Marotte der Mittelschicht abgetan werden kann. Aber »organisch« ist ein einprägsames Wort, und wenn wir ihm, wie Lawrence es tut, den Begriff »mechanisch« gegenüberstellen, wird seine Bedeutung völlig klar. Nieder mit den Robotern, es lebe der Mensch. Nieder mit der Eintönigkeit, es lebe die Vielfalt. Nieder mit der Abhängigkeit, es lebe die Eigenständigkeit. Und so weiter.
Als Müßiggänger und Anarchist liebe ich Menschen aus allen Schichten, die für die Freiheit kämpfen. Ich liebe die Aristokraten, ich liebe die Unterschicht, und ich liebe die bourgeoise Boheme (zu der ich gehöre). Ich liebe die Kriminellen und die Drogensüchtigen. Es ist ganz einfach, sich den
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