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Die Kunst, gelassen zu erziehen

Die Kunst, gelassen zu erziehen

Titel: Die Kunst, gelassen zu erziehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kunze , Lienhard Valentin
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hinweggefegt und fühlen einen
unwiderstehlichen Drang zu reagieren. Es können sich aber völlig neue Möglichkeiten auftun, wenn es uns gelingt, mit solch drängenden Impulsen zu
arbeiten, indem wir uns auf die scheinbar unerträgliche Spannung einlassen, keine Lösung parat zu haben. Sie werden sehen – es ist durchaus
auszuhalten! Mit der folgenden Übung können Sie dieses NICHT-REAGIEREN trainieren. Wenn Sie beginnen, sich selbst besser
wahrzunehmen, und wenn es Ihnen gelingt, einen inneren Raum zu schaffen, können Sie ab und an aussteigen, wenn Ihre alten Verhaltensmuster das Ruder
übernehmen wollen.
    ÜBUNG
    Wahrnehmungen ins Bewusstsein rufen
Versuchen Sie zunächst einmal, die ganze kommende Woche hindurch zu beobachten, wie Sie auf Ärgernisse im Alltag reagieren: Was geschieht mit Ihnen, wenn Sie in Zeitdruck sind und beispielsweise in einer langen Schlange an der Kasse oder an der roten Ampel stehen?
Nehmen Sie Ihren Ärger, Ihre Ungeduld, Ihren Widerwillen gegen das, was gerade ist, einfach nur wahr.
Versuchen Sie, die Körperempfindungen und Gefühle, die sich dabei zeigen, in Worte zu fassen:
Ich spüre in meinem Körper die Wut am deutlichsten … (Vielleicht im Magen, der sich verkrampft, in der Brust, die zu eng wird …)
Ich fühle bei Wut … (Vielleicht Hilflosigkeit, Verzweiflung …)
Welche Gedanken drängen sich auf? (Vielleicht: »Wenn meine dämliche Kollegin mich vorhin nicht aufgehalten hätte …, wenn die Kassiererin sich nicht so dumm anstellen würde …« Oder: »Immer passiert nur mir so was Blödes« …)
Atmen Sie ruhig ein und aus, und nehmen Sie Ihre Reaktionen zur Kenntnis, ohne sie zu bewerten oder sich darin zu verlieren.
Versuchen Sie, alles nur wahrzunehmen, nicht zu reagieren, sich nicht dagegenzustemmen, sondern einfach bei sich selbst zu sein.
    Im Buddhismus wird es als Akt der Gewalt angesehen, wenn wir gegenüber unseren Kindern harte Worte benutzen, sie niederbrüllen oder lächerlich machen. Wenn Eltern die Beherrschung verlieren und sich zu verbalen Ausbrüchen oder gar zu einer Ohrfeige hinreißen lassen, passiert das meist aus einem Gefühl der OHNMACHT heraus. Wenn wir uns machtlos – ohnmächtig – fühlen, geschieht es am ehesten, dass wir ausrasten und unsere Macht gewaltsam einsetzen. Nicht zuletzt deshalb ist essehr heilsam, wenn es uns gelingt, diesen Teufelskreis von Ohnmacht und Gewaltanwendung zu durchbrechen und unser Handeln nicht ausschließlich von unseren emotionalen Reaktionen bestimmen zu lassen.
Wenn einem der Kragen platzt
    Werden wir von Zorn überwältigt, dann sind unsere Worte unfreundlich und grob – und die eigentliche Botschaft kommt bei unserem Kind gar nicht an (siehe >) . Stattdessen verletzen wir es, wenn wir wild drauflosschreien, denn dabei sagen wir oft Dinge, die wir hinterher bereuen. Doch solchen automatischen Stressreaktionen lässt sich entgegensteuern. Der erste Schritt, aus diesem Reaktionsmuster auszusteigen, besteht darin, dass wir erkennen, was sich gerade abspielt. Nur wenn uns rechtzeitig bewusst wird, dass wir beginnen auszurasten, können wir innerlich »STOPP!« zu uns sagen. Dann bemerken wir plötzlich, dass sich unsere Fäuste ballen, das Blut in den Kopf steigt und sich alles in uns darauf auszurichten beginnt, unser Kind, den (vermeintlichen) Verantwortlichen für unsere Wut, anzugreifen.
Die Verantwortung behalten
    In diesem Zustand kann es sehr sinnvoll sein, vielleicht erst einmal ein paar tiefe Atemzüge zu nehmen, einige Schritte auf und ab zu gehen oder sogar den Raum zu verlassen, bis wir uns so weit beruhigt haben, dass wir wieder wir selbst sind. Sollte uns dennoch der Geduldsfaden reißen, ist es sehr wichtig, uns hinterher zu entschuldigen. In welcher Form wir das tun möchten, muss jeder für sich selbst he-rausfinden. Es hängt auch vom Alter des Kindes ab. Bei kleinen Kindern bringt es nichts, wenn wir irgendwann später wieder auf sie zugehen und uns entschuldigen. Da ist es sinnvoller, uns selbst über unser Verhalten klar zu werden und das nächste Mal achtsamer zu sein. Wichtig ist, dass wir dem Kind weder die Verantwortung für unser Fehlverhalten aufbürden, noch dass wir uns rechtfertigenund auf sein Verständnis hoffen. Es ist NICHT SEINE AUFGABE , uns zu verstehen. Wir könnten bei einem älteren Kind zum Beispiel sagen: »Als ich vorhin so herumgemeckert habe – das war nicht in Ordnung. Ich hatte es eilig und war genervt – aber dafür kannst du natürlich nichts. Es tut mir

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