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Die Kunst, gelassen zu erziehen

Die Kunst, gelassen zu erziehen

Titel: Die Kunst, gelassen zu erziehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kunze , Lienhard Valentin
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ist. Eine gute Möglichkeit dazu bietet sich zum Beispiel, wenn es schläft. Es stellt nun keine Anforderungen mehr an uns, wir können unsere Anspannung loslassen und es einfach nur ansehen. Wenn wir in dieser Weise mit unserem schlafenden Kind Kontakt aufnehmen, fällt es uns vielleicht leichter, unsere LIEBE ZU ERNEUERN und unsere innere Verbindung zu nähren.
    Vor allem geht es immer wieder darum, zu versuchen, alles mit seinen Augen zu sehen, um es wirklich zu verstehen. So gelingt es uns, unsere Tochter oder unseren Sohn mit den Augen des Herzens zu sehen – und damit Missverständnissen, Konflikten und Leid vorzubeugen. Sobald wir unser Kind wirklich sehen, wird auch die Liebe zu ihm wieder im Vordergrund stehen, und wir werden einen Weg finden, diesem Gefühl Ausdruck zu verleihen und die Beziehung zu ihm wiederherzustellen. Wie es uns gelingen kann, die Perspektive unseres Kindes einzunehmen und mit ihm mitzufühlen, erfahren Sie im folgenden Abschnitt.

Mit den Augen
des Kindes sehen
    In vielen alltäglichen Situationen mit unserem Kind hilft es, wenn wir seine Perspektive einnehmen. Ob wir ihm etwas verbieten, etwas von ihm fordern oder eine wichtige Entscheidung für es treffen – wir können uns immer wieder die Frage stellen: Wie sieht das mein Kind? Das können wir sogar schon in der Schwangerschaft praktizieren, wenn wir vor einem Konzertbesuch überlegen, wie das wohl das Kind in unserem Bauch erleben könnte. Auf dem Wickeltisch zeigt uns das Baby, ob es sich wohlfühlt – wenn nicht, können wir unser Verhalten so lange verändern, bis es zufrieden ist. Im Krabbelalter können wir uns einmal selbst in den Vierfüßlerstand begeben, um herauszufinden, wie die Welt von unten aussieht. Wenn wir die Möglichkeit haben, den Kindergarten für unser Kind auszuwählen, können wir versuchen, uns vorzustellen, wie es unserem Kind hier wohl gehen würde – abgesehen davon, dass wir natürlich genau beobachten können, wie es sich am »Schnuppertag« in der ungewohnten Umgebung verhält.
Erfühlen, was Ihr Kind bewegt
    Der Perspektivenwechsel hat viele Vorteile: Unser Kind fühlt sich ernst genommen und gesehen, wir vertiefen die Verbundenheit mit ihm und fühlen uns bei unseren Interaktionen sicherer. Wenn wir unser MITGEFÜHL stärker entwickeln, steigern wir unsere Wahrnehmung und unsere Fähigkeit, unseren Kindern und dem Leben einfühlsam, kreativ und flexibel zu begegnen – und dabei wirklich auf unser Innerstes zu hören. Denn Liebe, Mitgefühl und Achtsamkeit sind der Nährboden, auf dem sowohl Kinder als auch wir selbst unser inneres Potenzial entfalten und Zugang zu unserer eigenen inneren Weisheit gewinnen können. Empathie, also Einfühlungsvermögen, ist die Basis und der Schlüssel aller zwischenmenschlichen Beziehungen. In der Eltern-Kind-Beziehung bedeutet Empathie, dass sich die Eltern in das Kind hineinversetzen und die Welt mit seinen Augen betrachten. So können Kinder am Beispiel ihrer Eltern auch selbst Empathie entwickeln.
Empathie kultivieren
    Zwar bringen Menschen von ihrer Anlage her mehr oder weniger Einfühlungsvermögen mit. Doch ist es durchaus möglich – und natürlich sehr wünschenswert –, unsere Empathie zu trainieren und zu kultivieren. Dazu haben wir im Zusammenleben mit unseren Kindern reichlich Gelegenheit, etwa wenn wir uns angewöhnen, nach dem Standpunkt unseres Kindes zu fragen. Dadurch gewinnen wir nicht nur mehr Verständnis für unser Kind, sondern können Situationen auch umfassender wahrnehmen. Versuchen Sie doch einmal, einen Konflikt, zum Beispiel ums Aufräumen, aus der Sicht Ihres Kindes zu beschreiben, möglichst in der Ich-Form: »Ich sitze in meinem Zimmer und höre Musik. Da kommt meine Mutter herein und sagt in einem ziemlich unfreundlichen Ton: ›Jetzt räum doch endlich mal dein Chaos auf!‹ …« Wenn Sie die Szene fertig beschrieben haben, werden Sie mit großer Wahrscheinlichkeit die Situation anders beurteilen und Ihr Kind besser verstehen können. Vielleicht werden Sie beim nächsten Mal Ihre Worte und Ihren Tonfall ACHTSAMER wählen und sich überlegen, ob es einen passenderen Zeitpunkt für Ihre Ansage gibt.
    Sie können auch noch weiter gehen und versuchen, einen ganzen Tagesablauf aus der Sicht Ihres Kindes zu beschreiben: Wie es morgens von Ihnen geweckt wird und aufsteht, frühstückt, in die Schule fährt, was es dort erlebt, wie es mittags heimkommt, vielleicht von Ihnen empfangen wird, isst, Hausaufgaben erledigt und seine

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