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Die Kunst, gelassen zu erziehen

Die Kunst, gelassen zu erziehen

Titel: Die Kunst, gelassen zu erziehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kunze , Lienhard Valentin
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Freizeit gestaltet. Sie können sich angewöhnen, bei Interaktionen mit Ihrem Kind immer mal wieder seine Perspektive einzunehmen und somit in seine Rolle zu schlüpfen. Das müssen nicht jedes Mal schwierige Situationen sein, aber in solchen ist esnatürlich besonders hilfreich, dass Sie sich in Ihr Kind hineinversetzen. Kinder können sehr unbequem sein, wenn sie auf sich und ihre Bedürfnisse aufmerksam machen wollen. Sie teilen uns durch ihr Verhalten mit, ob es ihnen gut geht oder nicht. Die Frage ist nur, ob wir die SIGNALE auch hören und angemessen auf sie eingehen oder ob wir die Kinder einfach als »schwierig« etikettieren, womit das Problem nicht mehr bei uns liegt.
Die Perspektive wechseln
    Im Buddhismus ist es eine wichtige Tugend, Mitgefühl zu entwickeln, wobei uns auch hier wieder die Achtsamkeit hilft. Es ist nicht schwer, mitzufühlen, wenn unser Kind Schmerzen hat oder traurig ist. Dann werden wir es gerne trösten und uns ihm mitfühlend zuwenden. Ob wir aber wirklich einfühlsam sind, zeigt sich erst, wenn unser Kind nicht das tut, was wir erwarten oder uns wünschen. Wenn es um sich tritt, mit Dingen wirft oder zornig seinen Unmut herausschreit, wenn seine Interessen oder Ansichten unseren entgegenstehen. Erst dann zeigt sich, ob wir uns innerlich verhärten, »hart durchgreifen« und versuchen, unseren eigenen Willen durchzusetzen – mit allem Geschrei und Gebrüll oder Liebesentzug, die üblicherweise dazugehören. Oder ob wir bereit sind, uns in unser Kind hineinzuversetzen und VERSTÄNDNIS für sein Verhalten zu entwickeln.
    Das heißt natürlich nicht, dass wir alles gut finden müssen, was unser Kind tut, etwa wenn es seinen eigenen Willen mit Zorn und Aggression durchsetzen will. Aber es macht einen großen Unterschied, wie wir darauf reagieren. Ob wir zurückbrüllen, es ohrfeigen oder uns zu sonstigen zweifelhaften Erziehungsmaßnahmen hinreißen lassen oder ob wir unser Herz öffnen. Durch Empathie schaffen wir die Voraussetzung dafür, dass wir unser Kind wirklich als das wahrnehmen und akzeptieren, was es ist: eine eigenständige Persönlichkeit, deren Gefühle wir respektieren, auch dann, wenn wir sie (noch) nicht verstehen können. Wir nehmen sie immerhin so ernst, dass wir uns wirklich darum bemühen. Es geht um unsere innere Haltung: Nur wenn wir lernen, unsere Kinder mit den Augen des Herzenszu sehen, können wir wahrnehmen, was in einer Situation angemessen ist – wobei wir auch die Liebe für uns selbst nicht außer Acht lassen dürfen. Nur wenn wir mit uns selbst in Kontakt sind, spüren wir rechtzeitig, ob wir an unsere Grenzen kommen, und können uns auf angemessene Weise um unsere Bedürfnisse kümmern. Und wenn es uns zu viel wird, sagen wir eben Nein. In diesem Fall ist das Nein ein Ja zu uns selbst. Natürlich darf das Kind nun enttäuscht sein oder wütend. Dann können wir ihm freundlich vermitteln, dass wir das verstehen, dass wir aber nun eine Pause brauchen und später wieder für es da sind.
    Nur wenn wir uns unseren Kindern solchermaßen innerlich voll zuwenden und mit ihnen mitfühlen, können sie unsere LIEBE spüren. Ihre Essenz kann sich nur entfalten, wenn wir immer wieder ihres grundlegendes Gutseins gewahr werden, wenn wir uns immer aufs Neue fragen: Wer ist mein Kind in seinem innersten Wesen?
Die inneren Bedürfnisse entdecken
    Empathie hilft uns, aus unserer üblichen Sichtweise auszusteigen, unsere Intuition zu entwickeln und somit zu einer tieferen
Wahrneh-mungsfähigkeit zu gelangen. Mit Einfühlungsvermögen können wir herausfinden, welches Bedürfnis unseres Kindes hinter seinem Verhalten steckt,
warum es gerade schreit, was es braucht. Mitgefühl ist entscheidend, damit wir so präsent wie möglich für unsere Kinder und ihre Bedürfnisse dasein
können. Versetzen wir uns dazu doch einmal in unser Kind und fragen es, wie seine Eltern sein sollten, damit es sich wirklich angenommen fühlt. Die
folgende Übung hilft Ihnen dabei, sich einzufühlen und eine neue Perspektive zu gewinnen.
    ÜBUNG
    Wunscheltern vorstellen
Nehmen Sie sich ein wenig Zeit, in der Sie sich nicht stören lassen. Atmen Sie ein paarmal bewusst ein und aus, um bei sich anzukommen.
Konzentrieren Sie sich nun auf Ihr Kind, und versuchen Sie, sich in es einzufühlen. Wenn es für Sie eine Hilfe ist, können Sie auch die Rolle des Kindes spielen und es so zu sich selbst sprechen lassen. Vielleicht möchten Sie dazu zwei Stühle einander gegenüber aufstellen und bewusst die

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