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Die Kunst, gelassen zu erziehen

Die Kunst, gelassen zu erziehen

Titel: Die Kunst, gelassen zu erziehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kunze , Lienhard Valentin
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Meist gelingt uns das eher, wenn wir ein ähnliches Temperament haben wie unser Kind. Angenommen, Sie und Ihr Kind sind beide recht impulsiv. Dann wird es zwar häufiger laut zugehen, aber Sie werden auch eher Verständnisfür die Leidenschaftlichkeit und Spontaneität Ihres Kindes aufbringen – natürlich vorausgesetzt, Sie akzeptieren diese Eigenschaften auch bei sich selbst.
    Viel schwieriger wird es, wenn wir vom Wesen und Temperament her ganz anders sind als unsere Tochter oder unser Sohn. Dann müssen wir eine Menge Toleranz und Mitgefühl aufbringen, um unser Kind vollkommen zu akzeptieren. Denn es fällt natürlich bedeutend schwerer, sich in einen Menschen einzufühlen, wenn er ganz anders »tickt« als man selbst. Manchmal täuscht uns dieser Eindruck aber auch, und in Wirklichkeit sind wir uns viel ähnlicher, als wir glauben (wollen) – unser Kind hält uns in Wahrheit einen Spiegel vor und konfrontiert uns mit unseren ungeliebten Eigenschaften. Wenn Sie sich unsicher sind, hilft es, auch andere Menschen, die Sie selbst und das Kind gut kennen, nach ihrer Einschätzung der typischen Wesenszüge zu fragen.
    Alle Menschen wünschen sich, bedingungslos geliebt und angenommen zu werden, ob von den Eltern oder vom Partner. Doch nur selten erfüllt sich dieses Bedürfnis. Deshalb ist es so wichtig, dass Sie es nicht aus den Augen verlieren, sondern sich bemühen, Ihr Kind für das zu lieben, was es ist. Eltern können ihren Kindern ein großes Geschenk machen, wenn diese sich so, wie sie wirklich sind, zeigen und ihren eigenen Weg finden dürfen – und sich dabei der Unterstützung ihrer Eltern sicher sein können.
    Die Übung der Achtsamkeit ist nichts anderes als die Übung von liebevoller Zuneigung.
    [ Thich Nhat Hanh | vietnamesischer Mönch und Schriftsteller ]

Wie viel Erziehung
darf es sein?
    Wir können uns von Anfang an um eine Erziehung bemühen, die dem einzigartigen Wesen unseres Kindes gerecht wird. Das heißt nicht, dass wir allem nachgeben, alles gutheißen und durchgehen lassen müssten, was unser Kind will. Vielmehr können wir erst die passenden Antworten finden, wenn wir seine Individualität erkennen und akzeptieren – sonst erfüllt Erziehung den Zweck des Manipulierens, und wir verwenden unsere Energie darauf, unser Kind unseren Vorstellungen anzupassen und es nach unseren Erwartungen zurechtzustutzen. Wie Maria Montessori es so schön ausdrückt, geht es da-rum, dem inneren BAUPLAN DER SEELE des Kindes zur Verwirklichung zu verhelfen, und nicht um Dressur. Von daher können wir uns darauf ausrichten, die Stärken unseres Kindes zu entdecken, auf diesen aufzubauen und es dabei zu unterstützen, mit seinen Schwächen besser klarzukommen.
Dem Kind gerecht werden
    Es ist wichtig, dass wir unser Kind nicht nach seinen Mängeln und Defiziten definieren, sondern nach seinen Stärken und Kompetenzen. Schließlich wird auch später niemand danach fragen, wo seine Schwächen liegen, sondern was es kann. Das Auffinden der Kompetenzen ist nicht immer naheliegend – angenommen, das Kind eines Akademikerpaares interessiert sich ausgerechnet für das Bearbeiten von Holz und hat in der Schule große Mühe, die Noten für die Versetzung in die nächste Klasse zu erreichen. Dann werden sich seine Eltern vermutlich schwertun, die KOMPETENZEN ihres Kindes auch wirklich anzuerkennen und zu fördern. Doch es gibt auch positive Beispiele:
    Weisheitsgeschichte
    Der große persische Dichter Rumi hatte einen außergewöhnlichen Lehrer namens Schams. Schon als Kind schien dieser anders zu sein. Seine eigenen Eltern waren sich uneins, ob sie ihn ins Kloster oder ins Land der Narren schicken sollten. Sie wussten nicht, was sie mit ihm machen sollten.
    Als Schams erwachsen war, erzählte er ihnen die Geschichte von der Ente, die als Ei von einer Henne gefunden wurde. Die Henne brütete das Ei aus und zog das Entlein zusammen mit den anderen Küken auf. Eines Tages gingen sie alle zum See. Die Ente spazierte geradewegs ins Wasser, schwamm und tauchte, während die Henne ängstlich am Ufer zurückblieb. Schams sagte zu seinen Eltern: »Nun, Vater und Mutter, habe ich meinen Platz gefunden. Ich habe gelernt, im Meer zu schwimmen, auch wenn ihr an der Küste bleiben müsst.«
     
    In einem Elternseminar erzählte ein Vater, als es darum ging, warum die Teilnehmer gekommen seien, dass er lernen wolle, sich besser in seinen Sohn EINZUFÜHLEN , um ihn so auf dessen Weg ins Leben begleiten zu können. Sein eigener

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