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Die Kunstjaegerin

Die Kunstjaegerin

Titel: Die Kunstjaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elis Fischer
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wunde Punkt in seinem Leben, wusste Theresa und wunderte sich, dass Flora immer wieder versuchte nachzuhaken.
    Leon kam in diesem Moment zurück und wechselte dezent das Thema. »Was habe ich da durch unsere dünnen Wände gehört?
    Über diese Fototechnik würde ich gerne alles erfahren.«
    Paul erklärte, dass eine geniale Spektralkamera mit einer Auflösung von 240 Millionen Pixeln entwickelt worden sei. Mit ihr konnte man drei Tiefenebenen der Malschicht aufnehmen, in 13
    verschiedenen Wellenlängenbereichen, vom UV-bis hin zum Infrarotlicht.
    Flora und Theresa gähnten gleichzeitig.
    »Mais oui, den Wink habe ich verstanden. Nur noch kurz – bei den Scans der ›Mona Lisa‹ entdeckte man, abgesehen von den Wimpern, ein noch breiteres Lächeln und eine Decke auf ihren Knien.«
    »Wie ist es möglich, dass sich Teile eines Bildes verändern?
    Wie kann Ölfarbe verblassen oder sogar verschwinden?« Theresa hatte interessiert aufgehorcht.
    »Die Maler mischten früher ihre Farben selbst und expe-rimentierten viel. Vor allem da Vinci schien ein Liebhaber neuer Zusammensetzungen zu sein. Die Restauratoren, die sich mit dem ›Letzten Abendmahl‹ abmühen, können ein Lied davon singen.« Paul schaute zu Flora, die gerade verträumt ihren Kerzenleuchter musterte. »Und vielleicht hat er bei der ›Mona Lisa‹ auch geschludert. Oder eine besonders schöne Erde verwendet, ein flüchtiges Pigment, das unter Lichteinfluss verblasst.«
    »Könnte das bei der ›Krönung‹ auch geschehen sein?«, überlegte Theresa laut.
    Flora schenkte sich etwas Chianti nach und stellte fest: »Wir kommen immer wieder auf das Gemälde zurück. Wie wollen wir weiter vorgehen? Sollen wir wegen des Malers weiter recherchieren oder wegen des Mordes?«
    »Hm, was könnten wir über einen Raubüberfall schon herausfinden?«, wand Boris ein. »Gab es da nicht eine georgische Bande, die erst kürzlich in Wien eine Stradivari gestohlen hat und gar nicht wusste, wie wertvoll diese Geige war? Zufall sozusagen?«
    »Vielleicht sollten wir anders beginnen. Werden nicht über 80
    Prozent aller Verbrechen im Familien-oder Bekanntenkreis verübt?«, fragte Leon.
    Paul sah ihn empört an. »Verdächtigst du etwa Tante Marie?
    Niemals!«
    »Entschuldige, aber ist eine Affekthandlung uns nicht allen zuzutrauen? Oder Notwehr, wenn wir zum Beispiel einen geliebten Menschen verteidigen müssten?«, erwiderte Boris. Leon und Theresa nickten gleichzeitig.
    »Bestimmt war es jemand aus Remberts zwielichtigem Bekanntenkreis«,  knurrte  Paul.  »Seine  Leidenschaft  für  Glücksspiel hat ihm des Öfteren gröbere Kalamitäten beschert.«
    »Und wer sich mit Hunden schlafen legt, wacht mit Flöhen auf«, sagte Flora nachdenklich.
    Theresa sah sie erstaunt an. »Das habe ich vor Kurzem schon mal gehört, an dem Tag, als Wenz ermordet wurde.«
    Boris blickte in die Runde. »Was sollen wir tun? Seine Spielerfreunde ausfindig machen, uns inkognito in verbotene Pokerrunden einschleusen? Klingt zwar aufregend, ist mir aber zu riskant. Dann legen wir uns ebenfalls mit Hunden schlafen und nein, ich will keine kleinen Insekten in meinem Bett.«
    Theresa erzählte vom Lausalarm in Dinos Kindergarten und Flora kratzte sich geistesabwesend. Wie immer, wenn die Freunde beisammensaßen, gingen die Gespräche drunter und drüber, sie kamen vom Hundertsten ins Tausendste und die Gedanken waren schwerer einzufangen als ein Haufen Flöhe.
    »Stopp! Wir verrennen uns! Zurück zum Bild. Das Einzige, was wir wirklich tun können, ist bei Sustermans weiterzuforschen.
    Dabei bringen wir uns nicht in Gefahr, was kann in einer Bibliothek schon passieren? Obwohl – ich glaube, dass das Gemälde auch mit dem Mord zu tun hat«, sagte Theresa.
    »Wie meinst du das?«, fragte Boris.
    »Es ist einfach ein Gefühl. Nenn es weibliche Intuition.« Sie zuckte mit den Achseln.
    »D’accord. Hatten wir nicht vorigen Dienstag die Aufgaben verteilt? Mein Part, die Untersuchung der Vignette auf Echtheit und Alter, fiel ja leider ins Wasser. Doch was gibt es bei euch Neues?« Paul spießte eine ölgetränkte Artischocke auf seine Gabel und biss genussvoll hinein.
    Er lehnte sich zurück und überlegte. Was wussten die noch? Gut, dass alle derart geschwätzig waren. Besonders der Rotschopf und die kleine Schwarzhaarige konnten den Mund nicht halten …
    Vielleicht hatte ja einer der Männer das Bild gestohlen, um sich …
    Nein, unwahrscheinlich. Dazu sind sie alle zu lieb , selbst dieser

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