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Die Kunstjaegerin

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Titel: Die Kunstjaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elis Fischer
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Verbundenheit und Dankbarkeit, Euer G.

Kapitel 14
    Florenz, Donnerstag, 14. November Die wärmenden Sonnenstrahlen streichelten Theresas Gesicht, als sie den Vorhang zurückzog und das Fenster öffnete. Endlich entspannen, endlich den ganzen Wahnsinn der letzten Tage und den tristen November in Österreich vergessen. Ihr Blick wanderte über den prachtvollen Gar-ten des Hotels. Hanfpalmen, Yuccas, blühende Strelitzien so weit das Auge reichte. Der Spätherbst tauchte die Laubbäume in die schönsten Rottöne.
    Theresa atmete tief durch und der Duft von Zitronenblüten stieg in ihre Nase. Endlich wieder Florenz. Wie lange war ihr erster Besuch her! Sie war gerade 18 geworden und alleine verreist, ohne Eltern oder Freunde. Eine Reise, die ihr die Augen für die Schönheit der Kunst geöffnet hatte. All die Gemälde, Skulpturen und Bauwerke, die sie in der Renaissancevorlesung auf der Uni durchgenommen hatten, waren in Florenz lebendig geworden. Sie lächelte, als sie an das überschwängliche Tagebuch dachte, das sie damals geschrieben hatte. Es strotzte nur so von Übertreibungen, Verklärungen und Peinlichkeiten – sie war so jung gewesen. Ob sie den Weg, den sie vor so langer Zeit durch die Stadt gegangen war, wiederfinden würde?
    Sie drehte sich um, als sie ein Geräusch hörte. Im Bett rekelte sich Leon, kurz darauf schlug auch Dino seine Augen auf. Theresas Mundwinkel gingen unwillkürlich nach oben. Guten Morgen, mein Leben!
    »Wer fährt mit mir zur Villa?«, fragte Boris, nachdem die letzten Croissants verzehrt und die leeren Kaffeetassen abserviert worden waren.
    Natürlich wollten alle sein neuestes Projekt sehen, und kurz darauf lenkte er den Van durch die engen Gässchen von Florenz, bis sie etwas außerhalb des Stadtkerns in eine große Allee bogen, an deren Ende ein mächtiges schmiedeeisernes Tor stand. Als Boris auf eine Fernbedienung drückte, öffnete es sich leise surrend. Sie fuhren weiter, vorbei an zwei Springbrunnen und vielen Sandsteinfiguren, die mit kleinen Moospolstern bewachsen waren und grünlich schimmerten.
    Adriana erwartete sie bereits vor der Eingangstür und winkte.
    Als der Wagen zum Stehen kam, zwängte sich Dino an Leon vorbei, hüpfte als Erster hinaus, schnappte sich Adriana und ging mit ihr zu den Skulpturen, um sich alle erklären zu lassen. Die Putten, bestückt mit Weingläsern, Musikinstrumenten oder Pfeil und Bogen, hatten seine Größe. Er kletterte auf den Figuren herum, während die Freunde zum Eingang marschierten.
    Aufgrund von Boris’ Beschreibungen hatte Theresa ein renovierungsbedürftiges Landhaus erwartet, die Villa entpuppte sich jedoch als Renaissancepalazzo, der früher als Internat genutzt worden war und seit fünf Jahren leer stand. Einige Fensterscheiben waren zerbrochen, der Putz blätterte ab und der Garten war verwildert, aber mit etwas Hilfe war diese Villa in ein paar Wochen auf Hochglanz poliert und einsatzbereit. Auch innen war das Gebäude gut erhalten.
    Boris erklärte, was er plante. »Ich möchte es zum einen als Waisenhaus und zum anderen als Ferienheim für die SOS-Kinderdörfer der ganzen Welt nutzen. So gibt es einen Kul-turaustausch zwischen den Kleinen. Das genaue Konzept arbeitet Adriana aus. Wo ist sie eigentlich?«
    Theresa schaute aus dem Fenster und beobachtete, wie Adriana einen pudelnassen Dino aus einem der Springbrunnen zog. »Ich glaube, wir müssen zurück ins Hotel.« Sie merkte, mit welch schelmischem Blick Dino zu ihr hinaufschaute, und wusste, dass Absicht hinter dem Ausrutscher steckte. Aus Versehen würde ihm so etwas nicht passieren, dazu konnte er zu gut balancieren.
    Nach dem Kleiderwechsel und einem zweiten Frühstück versuchten die anderen, Theresa zu überreden, doch mit ihnen in die Uffizien zu kommen. Sie dachte an ihren ersten Besuch in Florenz, an ihren ersten Besuch in diesem einzigartigen Museum, sah Leons bittenden Blick und gab sich schließlich geschlagen.
    Die Warteschlange am Eingang war überschaubar, nach nur zehn Minuten Wartezeit konnten sie eintreten. Theresa blätterte ihren Führer durch.
    »Wohin willst du?«, fragte Leon.
    »Dreimal darfst du raten, ich suche Galileo Galilei. Wenn wir nun schon mal da sind.«
    Während sie durch die Gänge und Säle schlenderten, erzählte Theresa ihren Freunden über die zwei Porträts des Astronomen, die Sustermans gemalt hatte. Eines hing im Palazzo Pitti und war von den Medici in Auftrag gegeben worden. Das andere hatte der Anwalt Elia Diodati im Jahr

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