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Die Kunstjaegerin

Die Kunstjaegerin

Titel: Die Kunstjaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elis Fischer
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1636 geordert. Er war ein großer Bewunderer Galileos gewesen, zwischen den beiden Männern hatte ein reger Briefwechsel geherrscht. Dieses zweite Gemälde war im August 1637 von Sustermans fertiggestellt und zu Diodati nach Frankreich geschickt worden.
    »Das ist merkwürdig«, unterbrach Flora. »Wer ordert das Porträt eines Wissenschaftlers? Das wäre ja so, als ob ich mir ein Foto von Stephen Hawking ins Wohnzimmer hängen würde. Gut, ich pflege keine Korrespondenz mit ihm, aber trotzdem. Ich sage nur Geheimgesellschaft .«
    »Ach Flora, es muss nicht immer ein Geheimbund sein.
    Vielleicht war es der Astronomen-Gesangsverein«, witzelte Paul.
    Theresa Augenbrauen zuckten kurz, bevor sie unbeirrt fortfuhr: »Laut einem Brief von Galileos Assistenten Vincenzo Viviani schenkte Diodati es 30 Jahre später den Medici. Der Großherzog erkannte sofort, dass das Gemälde von Monsù Giusto gemalt worden war, da er es mit dem anderen Werk von Sustermans im Palazzo Pitti verglich. Auf einer Inventurliste der Medici von 1663
    wurden zwei Porträts von Galileo Galilei aufgeführt – eines mit einem vergoldeten Rahmen und eines ohne. Das mit dem Rahmen wurde 1677 an die Uffizien weitergegeben.«
    »Schaut mal hier«, rief Paul und deutete auf ein Gemälde.
    Es zeigte den Astronomen im Alter von ungefähr sechzig oder siebzig Jahren mit einem Fernrohr in der Hand. In großen goldenen Lettern stand sein Name über seinem Kopf.
    »Das sieht anders aus als die von Sustermans«, sagte Boris. »Er hat nie den Namen so demonstrativ aufgepinselt.«
    »Ja, das ist, um euch gänzlich zu verwirren, ein drittes Bild von Galileo. Filippo Baldinucci, der übrigens der erste Kurator der Uffizien war, erwähnte es irgendwo. Es ist Teil der ›Gioviana Serie‹. Die Reihe ist nach dem italienischen Historiker Paolo Giovio benannt, der um 1530 begann, Kupferstichporträts berühmter Männer zu sammeln und damit eine Frühform des Museums realisiert hatte …«
    Flora gähnte hinter vorgehaltener Hand und Dino trollte sich zu einer Bank in einigen Meter Entfernung. Theresa verstummte.
    Nach einem kurzen Zögern sagte sie: »Ich will euch aber nicht langweilen.«
    »Nein, erzähl weiter. Es ist bewundernswert, wie viel du dir gemerkt hast. Wann hast du das alles recherchiert?«, fragte Paul interessiert.
    »Nachdem ich erkannt hatte, dass Galileo auf meinem Bild dargestellt ist. Das hat mich ziemlich fasziniert.«
    »Er wurde von der Inquisition verurteilt und trotzdem hing sein Porträt hier – bei Herrschern, Päpsten und Künstlern?«, wunderte sich Boris. »Nahmen die Medici den Bann der Kirche nicht ernst?
    Oder hatte Galileo eine Sonderstellung, die ihn quasi unangreifbar machte?«
    »Ich habe entdeckt, wo der Galileo von Sustermans hängt! Saal 41, bei meinem Freund Rubens«, unterbrach Leon und zeigte in seinem Führer auf das Foto. »Wollen wir uns den ansehen?«
    »Ja, aber schnell, ich will ein Eis. Mir ist fad, ich hab schon alles Spannende gesehen«, brummte Dino, der von seinem Sitzplatz aus die Wand-und Deckenfresken betrachtet hatte. Teufelchen mit Pfeil und Bogen, Fantasietiere und musizierende Engelchen – Theresa war bei ihrem ersten Besuch auch davon gebannt gewesen.
    Sie verstand Dino, das war eine märchenhafte Welt, die nicht so öde war wie die Porträts alter Männer.
    »Gut, mein Schatz, nur das eine Bild noch, dann gibt es ein großes ›gelato‹«, sagte sie und Dino lächelte glückselig.
    Nach dem Mittagessen rekelten sie sich faul in den weichen Polstersesseln einer gemütlichen Trattoria nahe dem Palazzo Strozzi. Dino schleckte sein Eis und Theresa beobachtete ihn, damit er nicht kleckerte.
    »Es ist schön, bedient zu werden und nicht selber kochen zu müssen«, sagte Paul und biss in das letzte Grissino.
    »Was heißt das? Du musst doch nicht jedes Mal bei unseren Treffen kochen«, entgegnete Flora.
    »Wenn du an der Reihe bist, wäre es allerdings besser, wenn ich es täte.«
    »Von mir aus gerne, liebster Paul. Du darfst ab sofort immer meine Hauptspeisen übernehmen«, antwortete Flora. »Unter der Bedingung, dass alles so gut schmeckt wie diese göttlichen Calamari hier.«
    »Ich will aber Spaghetti, nicht mehr diese Gummidinger«, rief Dino dazwischen.
    Theresa folgte der Unterhaltung halbherzig. Sie legte die klebrige Serviette weg, beobachtete die flanierenden Italiener, sah das Schaufenster einer kleinen Galerie gegenüber und bekam plötzlich Lust, diese kleine Gasse beim Dom zu suchen, die sie vor

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