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Die Kunstjaegerin

Die Kunstjaegerin

Titel: Die Kunstjaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elis Fischer
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Galileo berührt haben musste, in den Händen hielt.
    Nach einigem Zögern brummte der Mönch: »Sie haben recht, und sollte wirklich etwas von Galileo verborgen sein, könnte die Heilige  Kirche  zeigen,  wie  stark  ihr  Wunsch  nach  Wiedergutmachung ist.« Fra Giovanni holte einen großen Schlüsselbund hervor und sperrte die Vitrine auf. Gebannt starrten die Freunde auf das Glas. Der Mönch klappte das Schaufenster nach oben, und als er das Buch herausnahm, kamen alle näher. Ein dunkler Schatten fiel auf das Buch.
    »Scusate! Entschuldigen Sie!« Er hob die Hand. »Mehr Licht.
    Ich brauche mehr Licht.«
    Sie traten einen Schritt zurück und hielten einen gebührenden Abstand ein. Fra Giovanni blätterte eine Zeit lang vorsichtig in der Bibel, dann hielt er inne und drehte sich zu ihnen. Theresa sah Fassungslosigkeit in seinen Augen.
    »Non posso credere! Ich kann es nicht glauben!« Er schüttelte den Kopf, ging zur Seite und deutete zitternd auf die Schrift. In der Mitte von Antonios Bibel war ein circa vierzigseitiges, kleinformatiges  Manuskript  eingenäht.  In  großen  handgeschriebenen Lettern stand auf der Titelseite: ›Tamensi Movetur. Liber Astronomicus. Autore Galileo Galilei Lynceo‹.
    Und sie bewegt sich doch. Buch der Astronomie. Autor Galileo Galilei, der Luchs.

Kapitel 18
    Pöllau, Sonntag, 24. November
    Theresa legte einen Strauß Rosen nieder. Den zweiten behielt sie in ihrem Korb und fragte eine alte, vorbeihumpelnde Frau: »Entschuldigung, wissen Sie wo die Familie Dreiseitl liegt?«
    »Gleich dort drüben irgendwo.« Die Frau zeigte auf das weiße Marmorkreuz der Igowskis.
    »Danke.«
    Nach einer kurzen Suche fand Theresa das Grab von Ambrosius und Ilse. Die zwei Gestecke, die die Gemeinde zur Beerdigung gestiftet hatte, waren bereits vertrocknet und braun. Alles sah trist und verwahrlost aus. Theresa räumte die verwelkten Pflanzen zur Seite und legte ihre Blumen auf den nackten Erdhügel. Ihr Arm schmerzte und sie vermisste Leon und Dino, die in einem Kaffeehaus am Pöllauer Hauptplatz auf sie warteten. Aber sie hatte allein zum Friedhof gehen wollen, um den Verstorbenen in aller Ruhe die Neuigkeiten erzählen zu können.
    »Ich kümmere mich ab jetzt um euer Grab. Ihr habt ja niemanden mehr, der das tun könnte. Nächstes Frühjahr werde ich es mit der Hilfe meines Sohnes bunt bepflanzen. Weißt du schon, Ambrosius, dass der Mörder deiner Frau und deines Kindes gefasst worden ist? Es war wirklich ein Italiener. Er wird den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen. Und grüble nicht mehr – es war nicht deine Schuld.«
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EPILOG
    Wie ein Kolibri flog Flora von einem Gast zum anderen, plauderte mit glänzenden Augen und genoss den Erfolg ihrer Vernissage. An den Wänden hingen zwölf prachtvolle Stillleben, jedes über vier Meter lang und einige bereits mit dem roten Punkt versehen.
    Theresa, Paul, Leon und Boris standen beisammen und beobachteten die aufgeregte Freundin. Mit rot glühenden Wangen ging sie zum Mikrofon, um eine kleine Ansprache zu halten.
    Theresa lächelte, sie wusste, dass Flora es hasste, öffentlich zu reden, aber die zwei Gläser Chianti, die sie zuvor getrunken hatte, schienen offensichtlich zu helfen.
    Nach ihrer beschwingten Rede schwebte Flora an ihnen vorbei, um zu einem Interessenten zu gehen, doch Theresa hielt sie auf.
    »Na, wie läuft es?«
    »Viel besser als erwartet. Drei verkauft und ein Auftrag für ein Bild mit Hummer. Übrigens, da drüben steht Primar Peck mit seiner Freundin. Ich habe gerade mit ihnen gesprochen. Und wenigstens bei dieser einen Vermutung habe ich recht gehabt – er ist mit seiner Sekretärin liiert! Ich muss weiter, entschuldige.«
    Weg war sie. Theresa blickte zu dem Leiter der Rehaklinik.
    Auch er war, ohne es zu wissen, zu einem Verdächtigen geworden.
    Was ein paar dumme Zufälle bewirken konnten! Sie schüttelte den Kopf und wandte sich wieder den anderen zu.
    »Also, was macht ihr nun mit eurer ›Krönung‹?«, fragte Boris.
    »Eigentlich sollte sie nach den Strapazen restauriert werden, genauso wie ich«, antwortete Theresa und hielt ihre Gipshand in die Höhe. »Allerdings will ich keinen Restaurator mehr in Gefahr bringen.«
    »Ach, Thesi.« Paul nippte an seinem Sekt und verzog das Gesicht. »Du konntest wirklich nichts dafür.«
    »Ich weiß, trotzdem.« Sie kuschelte sich an Leon. »Wir haben beschlossen, das Gemälde wieder auf den Keilrahmen zu spannen und es so wie es ist bei uns zu Hause

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