Die Kurtisane des Teufels
Italiener freundlich zu, unsicher über die Rolle, die er von ihr erwartete. Galant verbeugte sich Signor Martelli vor ihr, ergriff mit überschwenglicher Geste ihre Hand und küsste sie.
»O Madame, Eure Schönheit wird in ganz London gepriesen«, schmeichelte er auf Französisch. »Ihr seht mich überglücklich, dass ich mich Eurer Gesellschaft erfreuen darf.«
»Wenn Ihr mir bitte folgen wollt, Monsieur«, bat Kitty und ging ihm voraus.
Sie führte ihn in die »Kinderstube« und schloss die Tür. Zu ihrem Missfallen bemerkte sie, dass Meggie es versäumt hatte, frische Birkenruten bereitzulegen. Sie würde das Mädchen einmal tüchtig auszanken müssen. Die Kleine wurde nachlässig.
»Wie kann ich Euch Vergnügen bereiten, Monsieur?«, fragte Kitty, nachdem sie sich mit einem kurzen Blick davon überzeugt hatte, dass die Fensterläden geschlossen und verriegelt waren. »Zieht Ihr die Peitsche oder die Rute vor? Oder habt Ihr besondere Vorlieben?«
Da nur eine einzelne Kerze auf dem Kaminsims brannte, nahm Kitty sie herunter und entzündete den Leuchter, der auf dem Tisch in der Mitte des Raumes stand. Signor Martelli hatte Rock und Weste abgelegt und nestelte am Verschluss seiner Kniehose.
»Wenn Ihr erlaubt, Madame, möchte ich etwas Neues ausprobieren. Der Stock weckt in mir nur noch ein flaues Vergnügen, so dass ich mich nach anderen Methoden der Lustgewinnung umgehört habe. Gibt es in diesem Raum ein scharfes Messer?«
Kitty sah sich um und trat dann zu dem Früchteteller, der in jedem Raum stand.
»Nur dieses kleine Obstmesser, Monsieur«, entgegnete sie mit leichter Verwunderung.
Worauf mochte dieser seltsame Italiener hinauswollen?
»In diesem Fall würde ich Euch bitten, ein Messer mit größerer Klinge zu besorgen. Ihr habt doch eine ruhige Hand, Madame?«
»Ich denke schon, aber …«
»Es wird ein unbeschreiblicher Schmerz sein, der mich zu ungekannter Ekstase führen wird!«, schwärmte Martelli mit leuchtenden Augen. »Von Eurer Hand wird dieser köstliche Schmerz noch einmal so lustvoll sein.«
»Ich verstehe nicht, Monsieur …«
»Ich bitte Euch demutsvoll, mir das Gemächt zu spalten und abzuschneiden.«
Entsetzt wich Kitty vor dem Italiener zurück.
»Ihr seid verrückt, Monsieur! Ich werde Euch nicht verstümmeln, nicht einmal für tausend Guineen. Ich denke, es ist besser, wenn Ihr jetzt geht!«
Martellis Miene fiel zusammen wie ein nasses Tuch.
»Ich hatte gehofft, hier in England wäre es möglich, auf jede gewünschte Art Befriedigung zu erlangen. Aber ich habe mich wohl getäuscht. Vergebt mir, Madame, wenn ich Euch beleidigt habe. Vielleicht könnten wir trotzdem ins Geschäft kommen.« Er trat an den Stuhl, über den er seinen Rock geworfen hatte, und holte ein zusammengerolltes Hanfseil aus einer Tasche hervor. »Ich habe mir sagen lassen, dass ein Gehenkter vor dem Tod einen heftigen Samenerguss erlebt. Mit Eurer Schönheit vor Augen dürfte dies eine geradezu paradiesische Erfahrung sein. Habt also die Güte, mich an diesem Strick zu erhängen und, wenn das freudige Ereignis erfolgt ist, die Schlinge zu zerschneiden.«
Abwehrend schüttelte Kitty den Kopf. »Auch diesen Gefallen kann ich Euch nicht erweisen, Monsieur. Es tut mir leid.«
Der Italiener sah sie ernst an. »Habt Nachsicht mit einem Getriebenen, Madame.« Er stieß ein tiefes Seufzen aus. »Nun gut. Darf ich Euch stattdessen bitten, mich mit der Rute zu züchtigen? Nachdem ich Euch gesehen habe und bestätigen kann, wie zauberhaft Ihr seid, möchte ich nicht unverrichteter Dinge wieder gehen.«
Erleichtert nickte Kitty. »Bitte entschuldigt mich einen Augenblick. Ich muss erst frische Birkenruten von unten holen. Ich bin gleich zurück.«
Rasch eilte sie aus dem Gemach und rannte die Stufen ins Erdgeschoss hinab. Am Fuße der Treppe blieb sie stehen und atmete ein paar Mal tief durch, froh, dass sie nicht länger mit dem offensichtlich Verrückten allein in einem Raum war. Als sich Kitty wieder etwas gefangen hatte, betrat sie die Stube, in der Mutter Grimshaw über einer Stickarbeit saß.
»Da habt Ihr mir einen komischen Vogel zugeführt«, sagte Kitty und berichtete der Kupplerin, was Signor Martelli von ihr verlangt hatte.
»Potztausend!«, rief die Matrone erstaunt. »So etwas habe ich dem kleinen Italiener gar nicht zugetraut. Vielleicht ist es besser, ihn aufzufordern, zu gehen. Dickon!«
Es dauerte eine Weile, bis der Rausschmeißer sich in der Stube einfand, was ihm einen tadelnden Blick
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