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Die Kurtisane des Teufels

Die Kurtisane des Teufels

Titel: Die Kurtisane des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
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dass der Berichterstatter, der die Aussagen zur späteren Veröffentlichung in den Zeitungen in Kurzschrift festhielt, seine Notizen des Verfahrens vernichten sollte.
    »Nur auf diese Weise lässt sich verhindern, dass Mr. Martellis unglückselige Experimente Nachahmer finden«, rechtfertigte Sir John Pratt seine Entscheidung. Der übereifrige Ankläger konnte die Weisheit seines Beschlusses nicht leugnen.
    Völlig entgeistert sah Kitty Stephen Robinson mit freudiger Miene auf sich zueilen. Überschwenglich schüttelte er ihre Hand.
    »Ich gratuliere, Mistress Montague«, rief er. »Ihr seid frei!«
    Ungläubig blickte sie ihn an. Sie konnte ihr Glück kaum fassen. »Ist das wirklich wahr?«
    »Aber ja! Ich mache mich sogleich daran, Eure Entlassungsgebühren zu begleichen.«
    »Das heißt, ich kann gehen?«, fragte sie. »Ich muss nicht ins Gefängnis zurück?«
    »Ihr könnt gehen, wohin Ihr wollt.«
    Am liebsten hätte Kitty den jungen Mann umarmt und mit Küssen überschüttet. »Bitte tut mir noch einen Gefallen, Mr. Robinson. Bezahlt in meinem Namen die Schulden von Mr. Samuel Drake und trefft mich dann im Haus von Mutter Grimshaw.«
    »Gerne. Aber Ihr solltet besser nicht dorthin zurückgehen«, sagte der Advokat warnend. »Nach Mistress Grimshaws Verhaftung ist das Haus geplündert worden.«
    »Ich gehe trotzdem dorthin«, beharrte Kitty. »Kommt sobald wie möglich nach.«
    Robinson hatte nicht übertrieben. Als Kitty vor dem Putzmacherladen eintraf, sah sie, dass die Tür und die Fenster im Erdgeschoss mit Brettern vernagelt waren. Bei näherer Begutachtung stellte sich jedoch heraus, dass jemand zwei der Bretter an der Tür gelockert hatte und offenbar ins Haus eingestiegen war. Ohne Zögern schob sich auch Kitty durch die Lücke und blickte sich in dem Putzmacherladen um. Die Auslagen und die Regale waren restlos geplündert worden. Der Boden war mit zerschlagenen Möbelstücken und Glasscherben übersät, die unter Kittys Schuhen knirschten. Seufzend betrachtete sie das Ausmaß der Zerstörung, bevor sie durch die Tapetentür in die Stube trat. Auch hier hatten die Plünderer gewütet. Als Kitty betrübt den Blick über den Schaden schweifen ließ, hörte sie auf einmal ein Scheppern aus der Küche. Jemand war im Haus.
    Vorsichtig ging Kitty die Stufen ins Untergeschoss hinab. Immer wieder blieb sie stehen, um zu lauschen. Offenbar hantierte jemand mit Töpfen und Geschirr. Auf einmal stieg ihr Speisegeruch in die Nase. Vielleicht ein Bettler, der sich in dem leer stehenden Gebäude eingenistet hatte.
    Kitty fasste sich ein Herz und schob die Tür zur Küche auf. Ein Seufzer der Erleichterung entschlüpfte ihr, als sie das Mädchen erkannte, das in einem Topf mit wohlriechender Suppe rührte.
    »Lucy!«
    Als sie ihren Namen hörte, fuhr die junge Frau erschrocken herum.
    »Kitty!«, rief sie erleichtert. »Du bist wieder da. Wie ist das möglich?«
    »Man hat mich freigesprochen«, erwiderte Kitty lächelnd.
    Überglücklich fiel Lucy ihr um den Hals.
    »Wo sind die anderen?«, fragte Kitty schließlich.
    »Jenny ist zu Mutter Hayward gegangen und arbeitet nun in ihrem neuen Haus auf der Charles Street«, berichtete Lucy. »Einige der anderen haben sich, nachdem sie aus dem Bridewell entlassen wurden, eine Wohnung zusammen gemietet und empfangen dort Freier. Nur ich wusste nicht, wohin ich gehen sollte.« Sie wies einladend auf einen Stuhl. »Setz dich. Die Suppe ist gerade fertig. Magst du mit mir essen?«
    Kitty wurde sich auf einmal bewusst, wie hungrig sie war, und nahm das Angebot dankend an. Die beiden jungen Kurtisanen aßen wortlos. Die sonst so schwatzhafte Lucy wagte es nicht, ein Gespräch in Gang zu bringen, das sie zwangsläufig zu Mutter Grimshaws furchtbaren Tod geführt hätte. Das Schweigen war drückend geworden, als jemand von oben Kittys Namen rief.
    »Mistress Montague, seid Ihr da?«
    »Wer ist das?«, fragte Lucy beunruhigt.
    »Mein Anwalt«, erwiderte Kitty beschwichtigend. »Kein Grund zur Sorge.«
    Kurz darauf betrat Stephen Robinson in Sam Drakes Begleitung die Küche. Mit einem Lächeln der Erleichterung fiel Kitty dem Hünen um den Hals.
    »Ich sagte doch, es wird alles gut«, wisperte Sam in ihr Haar, während er sie fest an sich drückte.
    Eine Weile ließ der junge Advokat die beiden gewähren, dann räusperte er sich verlegen.
    »Ich danke Euch für alles, was Ihr für mich getan habt, Mr. Robinson«, sagte Kitty, nachdem sie sich aus Sams Umarmung gelöst hatte.
    »Mir

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