Die Lady auf den Klippen
sehen Sie zu, dass Sie nie wieder hierherkommen. Sie haben sich einen Feind geschaffen, und wenn Sie nicht gehorchen, dann werden Sie es noch bedauern.“
Carter zischte: „Ich werde die Grafschaft verlassen. Aber das kostet zweihundert Pfund.“
Rex lächelte kühl. „Wie viel haben Sie Lady Harrington abgenommen?“
Der Schmied lächelte. „Warum fragen Sie die Lady nicht selbst? Sie hat mir so viel gezahlt, dass ich ein oder zwei Jahre ausgezeichnet davon leben kann.“
Blinde Wut kochte in Rex hoch. Er packte Carters Rockaufschläge und zog ihn an sich, wobei er die Krücke so fest in den Boden gerammt hatte, dass er weder schwanken noch fallen konnte. „Wie viel haben Sie ihr abgenommen?“
Carter zögerte, und Rex sah die Furcht in seinen Augen aufblitzen. „Einiges. Fünfhundert Pfund.“
Rex ließ ihn los, erschrocken, dass Blanche von diesem Mann so ausgenutzt worden war. „Sie sind erledigt.“
Der Schmied zog seinen Rock zurecht. „Ich werde Ihren vornehmen Freunden von Ihrer Mätresse erzählen, Mylord.“
„Nur zu.“ Rex wandte sich ab, sah einige Gärtner und winkte sie heran. „Begleiten Sie diesen Mann von diesem Anwesen“, befahl er.
Empört schrie Carter auf, als einer der Gärtner ihn am Arm packte. Carter war groß, aber sehr dünn und daher kein Problem für die Männer. Rex sah zu, wie er durch die Gärten geschleift wurde, und empfand ein kurzes Gefühl der Zufriedenheit. Er hatte aus Blanches Leben ein weiteres Übel entfernt.
Dann spürte er ihre Gegenwart.
Er erstarrte und drehte sich langsam um, um zum Haus zu sehen. Forschend ließ er den Blick über die Terrasse schweifen, das Erdgeschoss, dann höher.
Sie stand am Fenster im oberen Stockwerk, umrahmt von elfenbeinfarbenen Vorhängen. Sie sahen sich in die Augen.
Dann bewegten sich die Vorhänge, und sie verschwand.
Langsam ging Blanche zum Kamin im Schlafzimmer. Offensichtlich hatte Sir Rex diesen schrecklichen Schmied von ihrem Grundstück vertrieben. Sie hatte ihn wöchentlich für sein Schweigen bezahlt, und dass er jetzt davongejagt wurde, war zumindest eine kleine Erleichterung in dem Chaos ihres Lebens.
Blanche zitterte. Nie zuvor hatte sie so viel Kummer und eine so große Sehnsucht verspürt. Sie liebte Sir Rex von ganzem Herzen, und sie vermisste ihn entsetzlich. Ein Blick auf ihn hatte genügt, um sich an jeden gemeinsamen Moment zu erinnern, seine wunderbare Freundschaft, Ehrlichkeit, Fürsorge, seine Freundlichkeit. Aber es war sinnlos, so zu fühlen, weil sie diese Gefühle beschmutzt hatte. Nie zuvor hatte sie sich so geschämt.
Zutiefst verlegen bedeckte sie ihr Gesicht mit den Händen und ließ sich auf den Sessel vor dem Kamin sinken. Sir Rex hatte sie bei einem Anfall von Wahnsinn gesehen. Er kannte die schreckliche Wahrheit.
Und es war die Wahrheit. Es hatte keinen Sinn, dies länger zu leugnen. Jeden Tag wurde es schlimmer. Sie hatte Bess angelogen. Jeder Anfall förderte weitere entsetzliche Einzelheiten zutage, war schrecklicher und heftiger als der vorherige. Und jeder Anfall schien länger zu dauern. Jedes Mal, wenn sie in die Vergangenheit zurückkehrte und wieder das Kind wurde, das allein war in dem Aufstand, schien ihre Bindung an die Gegenwart fragiler zu werden. Der Teil ihres Verstandes, der immer wusste, dass sie eine Erwachsene in Harrington Hall war, wurde schwächer und schwächer, das Kind immer stärker. Blanche fragte sich, ob die Erwachsene eines Tages ganz verschwinden würde und an ihrer Stelle ein erschrockenes, schluchzendes Kind zurückblieb, dessen Kleidung und Hände vom Blut seiner Mutter bedeckt sein würden.
Ich bin verrückt, dachte sie verzweifelt. Eine Verrückte, die ein Kind von Sir Rex erwartet.
Es war lange überfällig, dass sie sich das eingestand.
Denn es schien unwahrscheinlich, dass ihr Leben irgendwann auch nur annähernd wieder normal werden würde. Wie sollte sie dann Mutter dieses Kindes sein? Was, wenn sie einen Anfall hatte, während sie das Baby im Arm hielt? Blanche erschauerte, denn bei einer solchen Gelegenheit würde sie vielleicht ihr eigenes Kind umbringen. Was, wenn das Kleine einige Jahre später die Mutter schreien und weinen hören würde, in einem Anfall von Wahnsinn? Und schlimmer noch: Was, wenn sie eines Tages in die Vergangenheit zurückkehren und nie mehr wiederkommen würde? Wer würde sich dann um das Kind kümmern? Dashwood?
Hysterisch
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