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Die Lady auf den Klippen

Die Lady auf den Klippen

Titel: Die Lady auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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ein Glas Rotwein ein und drehte sich dann zu ihr um. Erschrocken stellte er fest, dass sie ihn ansah. Sie lächelte und blickte zur Seite, und er fragte sich, ob sein Anzug zerknittert war oder sonst irgendetwas nicht stimmte. Das Schweigen wurde unbehaglich, und er begann, sich wegen des Abendessens Sorgen zu machen. „War alles zu Ihrer Zufriedenheit? Brauchen Sie noch etwas, um sich Ihren Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen?“
      Sie lächelte wieder. „Es gibt keinen Grund zur Klage. Alles ist perfekt. Ihre Mutter hat das Zimmer sehr schön einrichten lassen.“
      Es hat einigen Grund zur Klage gegeben, dachte er.
      „Ich habe Ihre Waffensammlung bemerkt“, fuhr sie fort.
      Er erschrak. „Das waren meine Waffen im Krieg.“
      „Ja, das dachte ich mir. Es ist eine interessante Sammlung.“
      „Die Ihnen nicht gefällt.“ Er sprach, ohne nachzudenken, und es war keine Frage. Aus irgendeinem Grund wusste er, dass sie die Sammlung nicht mochte.
      „Oh, ich wollte Ihre Einrichtung nicht kritisieren.“
      „Lady Harrington, ich bin sicher, Sie würden nie auch nur den niedrigsten Dienstboten kritisieren, geschweige denn Ihren Gastgeber. Aber ich bin neugierig. Warum gefällt Ihnen meine Waffensammlung nicht?“ Er wollte es wissen. Wollte ihre Meinung hören.
      Sie zögerte. „Ich weiß einiges“, sagte sie dann. „Ich habe viele Berichte über den Krieg gehört, und eine der Wohlfahrtseinrichtungen, die wir unterstützen, bietet Wohnungen und andere Hilfsmaßnahmen für Veteranen, die im Gegensatz zu Ihnen nicht mehr zurechtkommen.“
      Er zog die Brauen hoch. „Meinen Sie die Patriotische Gesellschaft?“
      „Ja.“
      Die Gesellschaft war eine große Hilfe für jene, die im Krieg verletzt worden sind. Er war beeindruckt, und obwohl das kaum möglich war, wuchs seine Bewunderung für sie nur noch mehr. „Ich vermute, Ihr Vater hat sich dafür eingesetzt?“
      Sie schüttelte den Kopf. „Vater hat mir erlaubt, mich um unsere Wohlfahrtszuwendungen zu kümmern. In gewisser Weise bildeten wir eine Partnerschaft. Ich leitete Harrington Hall und entschied, wohin die Spenden gingen, während er sich um das Übrige kümmerte.“
      Ihm war nicht bewusst gewesen, dass sie mehr als die Dame des Hauses gewesen war. „Mögen Sie deswegen meine Waffen nicht? Weil sie an den Krieg erinnern – und an die vielen Leben, die zerstört wurden?“
      Sie holte tief Luft. „Das ist ein Grund, ja. Anders als viele andere Damen sehe ich nichts Romantisches im Krieg.“
      Er sah sie an. „Sie haben recht“, sagte er schließlich. „Krieg hat nichts Romantisches oder Angenehmes an sich.“
      Ihre Blicke begegneten sich.
      „Und der andere Grund, warum Sie die Waffen nicht mögen?“
      Blanche zögerte. „Ich bin nicht sicher, aber es ist mir nicht angenehm, sie zu betrachten. Tatsächlich macht mich der Anblick traurig. Warum wollen Sie diese Waffen jeden Tag sehen? Ist das keine schmerzliche Erinnerung für Sie?“
      Er zuckte zusammen. Ein anderer Mann hätte ihre offene Bemerkung abgetan. Er tat es nicht. „Unter meinem Kommando sind Männer gestorben. Natürlich ist die Erinnerung schmerzlich.“
      Sie sah ihn aus großen Augen an.
      Rex lächelte höflich und begann dann, über das Wetter zu sprechen.
      
    Das Lamm schmeckte wie Pappe. Sie hatte keinen Appetit, aber sie zwang sich, den Teller zur Hälfte leer zu essen, so wie sie sich gezwungen hatte, ruhig zu bleiben. Doch jedes Mal, wenn sie den Blick senkte, fühlte sie, wie Sir Rex sie ansah. Daran war sie gewöhnt, doch nicht an diese Art. Auf einem Ball begegneten sich ihre Blicke vielleicht ein- oder zweimal, wenn ein Dutzend Menschen zwischen ihnen waren. Sie lächelte ihn vielleicht sogar an, oder er lächelte sie an. Dies hier war vollkommen anders. Es war unbehaglich. Eine seltsame Spannung schien in der Luft zu liegen. Sein Blick wirkte sehr männlich und prüfend. Kühn sogar. Sie wünschte, er hätte noch andere Gäste zum Abendessen eingeladen. Es war einfach zu schwierig: zwei Fremde, die vertraut miteinander speisten, vor allem nach der kritischen Situation am Nachmittag.
      Wie konnte ein so kleiner Zwischenfall sie so aus dem Gleichgewicht bringen?
      Es war ihnen gelungen, ein höfliches Gespräch in Gang zu halten, was von ihrem Standpunkt aus betrachtet ein Wunder war. Doch allmählich war unbehagliche Stille eingetreten.
      Aus den Augenwinkeln betrachtete

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