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Die Lady auf den Klippen

Die Lady auf den Klippen

Titel: Die Lady auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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allzu langer Zeit war sie immun gewesen gegen ein hübsches Gesicht. Doch bei Sir Rex hatte sie immer aufgesehen, wenn er ein Zimmer betrat, und jetzt brachte er ihr Herz dazu, schneller zu schlagen. Begann sie endlich, auf Männer zu reagieren?
      War das Verlangen? Blanche versuchte, sich vorzustellen, was sie tun und wie es sich anfühlen würde, wenn er sie tatsächlich berührte, nicht nur höflich ihren Ellenbogen stützte, sondern zärtlich liebkoste. Allein der Gedanke genügte, damit ihr Herz schneller schlug, sie eine Gänsehaut bekam und diese seltsame Sehnsucht wieder verspürte.
      Sie wurde rot, spürte die Hitze in ihren Wangen. Es würde ihr nichts ausmachen, wenn er ihre Hand nahm oder sogar versuchte, sie zu küssen.
      Abrupt und völlig verblüfft setzte Blanche sich hin. Sie war fast achtundzwanzig Jahre alt und zum ersten Mal dachte sie bei einem Mann daran, wie es wäre, von ihm geküsst zu werden. Wie hatte das geschehen können?
      Es dauerte einen Moment, bis sie wieder klar denken konnte. Anziehung und Verlangen waren keine guten Gründe zu heiraten. Jetzt würde sie überhaupt nicht mehr schlafen können. Sie entschied, dass sie einen Brandy brauchte. Morgen würde sie eine Liste mit Pro und Kontra zusammenstellen. Das hatte keine Eile. Sie hatte mit einer Heirat so lange gewartet, und jetzt musste sie die richtige Wahl treffen.
      Blanche öffnete den Kleiderschrank und nahm das Kleid heraus, das sie tagsüber getragen hatte. Sie zog das Nachthemd aus, denn sie wollte in Sir Rex’ Haus nicht im Nachtgewand herumlaufen. Rasch schlüpfte sie in ein Hemd und das hellgraue Kleid.
      Nachdem Blanche das Zimmer verlassen hatte, sah sie jede Tür an, an der sie vorbeikam. Wenn er sein Schlafzimmer nicht im Turm hatte, dann gehörte eine dieser Türen zum Zimmer ihres Gastgebers. Als sie auf Zehenspitzen durch die Gänge schlich, spürte sie, dass sie angespannt war und aufmerksam lauschte. Aber es war so still in der Halle, dass sie eine Stecknadel hätte fallen hören können.
      Als sie die Treppe hinunterging, war die Halle leer. Das Feuer im Kamin war zu einer kleinen Flamme heruntergebrannt. Die Lichter an der Wand brannten noch, doch sie hingen neben der Eingangstür, sodass der Raum in flackerndem Schatten lag. Blanche ging zu dem Getränkewagen und stolperte unterwegs über einen Hocker. Polternd fiel er um, und sie verzog das Gesicht. Hoffentlich hatte sie niemanden geweckt!
      Auf dem Wagen sah sie mehrere Karaffen und schenkte sich aus der einen ein, von der sie vermutete, dass sie Brandy enthielt. In diesem Moment bemerkte sie, dass sie beobachtet wurde.
      Blanche drehte sich um und sah, dass Sir Rex auf dem Sofa saß, so reglos, dass er auch hätte schlafen können. Doch er schlief nicht. Trotz der Schatten konnte sie erkennen, dass sein Blick unerschütterlich auf sie gerichtet war, und er wirkte hellwach. Im Schein des Feuers schimmerten seine dunklen Augen wie Gold und Bernstein, und er war so aufmerksam wie ein Löwe.
      Wie angewurzelt blieb sie stehen, doch ihr Herz schlug schneller.
      Langsam setzte er sich auf und griff nach seiner Krücke, die er auf den Boden gelegt hatte. Er hatte Jacke und Weste ausgezogen und trug nur das Rüschenhemd mit Hose und Schuhen. Aber sein Hemd stand fast bis zum Nabel offen.
      Sie starrte ihn an, wohl wissend, dass sie das nicht tun sollte, aber sie schaffte es nicht, den Blick höher wandern zu lassen. Er erinnerte sie an Michelangelos Statue von David.
      Er erhob sich. „Lady Harrington?“
      Endlich sah sie ihm ins Gesicht. „Sie halten mich vermutlich für eine heimliche Trinkerin“, sagte sie mit belegter Stimme.
      Er kam näher. „Ich denke nichts dergleichen. Sie zittern. Sind Sie krank?“
      Blanche schüttelte den Kopf, peinlich darauf bedacht, nicht auf seine nackte Brust zu starren. Es war auch nicht nötig, die Erinnerung daran war ihr noch zu gut ins Gedächtnis eingebrannt. „Ich kann nicht schlafen. Ich dachte, ein Brandy hilft vielleicht.“
      Ohne den Blick von ihr zu wenden, knöpfte er sich mit einer Hand das Hemd zu, aber nur bis zur Brust. „Sie können jeden Brandy haben, den Sie möchten“, sagte er leise, und die Flammen zauberten Lichtreflexe auf sein Gesicht. „Aber was Sie sich da eingeschenkt haben, ist Port.“
      „Ich fürchte, ich habe den Unterschied nicht bemerkt.“
      „Gestatten Sie.“ Er kam noch näher.
      Blanches Anspannung wuchs ins

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