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Die Lady auf den Klippen

Die Lady auf den Klippen

Titel: Die Lady auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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erschrak.
      „Und nebenbei bemerkt – Sie sind außerordentlich mutig.“ Damit verneigte er sich und hinkte auf seiner Krücke hinaus.
     

Kapitel 8
     
    Liebe Bess,
    ich hoffe, dir und den Kindern geht es gut. Ich fürchte, ich brauche dringend deinen Rat. Wie du sicher weißt, bin ich jetzt seit einer ganzen Woche in Sir Rex’ Haus. Es war sehr erschreckend festzustellen, dass Penthwaite nicht zu meinem Besitz gehört! Ich bin sicher, dass du jetzt zufrieden lächelst. Daher muss ich dich fragen, ob du ernsthaft vorhattest, mich mit Sir Rex zusammenzubringen.
      Er verfügt über viele hervorragende Qualitäten. Er besitzt die Kraft und die Integrität, um das Vermögen der Familie Harrington zu verwalten. Seine Vorzüge überwiegen bei Weitem seine wenigen Fehler. Ich glaube, wir haben eine echte Freundschaft entwickelt, die auf Respekt und Zuneigung beruht. Und ich wage es zu schreiben, dass ich ihn außerdem sehr attraktiv finde. Bess, ich erwäge, ihn zu fragen, ob er an einer Verbindung interessiert wäre.
      Bitte antworte mir so schnell wie möglich und sage mir, wie du darüber denkst! Und wenn du noch immer eine Verbindung unterstützen würdest, die auf Freundschaft, Zuneigung und Charakterstärke beruht, so rate mir bitte genau, wie ich vorgehen soll.
      Ich habe nicht die geringste Ahnung, ob er ein solches Vorgehen meinerseits gutheißen würde. Sollte er ablehnen, wäre es mir auch gleich.
      
    Endlich hielt Blanche inne, und eine dunkle Anspannung erfasste sie. Wie sehr eine Zurückweisung sie tatsächlich schmerzen würde! Lieber würde sie alles so belassen, wie es war, bei einer besonderen Freundschaft, als so kühn hervorzutreten und dann abgewiesen zu werden! In dem Brief hatte sie auch seine Fehler ein wenig kaschiert. Aber Bess musste nicht alles wissen. Denn so lieb sie war, klatschte sie doch zu gern. Zitternd tauchte sie die Feder ein.
      Deine treue Freundin Blanche Harrington.
      
    Schließlich lehnte sie sich in ihrem Schreibtischstuhl zurück, erleichtert, dass sie diesen Brief geschrieben hatte. Die Post war recht schnell – Bess würde den Brief in knapp drei Tagen erhalten. In einer Woche, wenn Bess gleich zurückschrieb, würde Blanche ihre Antwort haben.
      Sie hoffte, dass die Freundin ihr empfahl, diese Verbindung so schnell wie möglich einzugehen.
      Ich muss den Verstand verloren haben, dass ich mich bei einer so wichtigen Entscheidung beeilen will, dachte sie und lächelte. Aber ehe sie noch weiter darüber nachdenken konnte, ob sie tatsächlich so einen Antrag aussprechen würde, brach draußen auf dem Hof die Hölle los.
      Männerstimmen riefen drängend: „Machen Sie die Tür auf.“ Jemand weinte. „Machen Sie die verdammte Tür auf!“
      Blanche sprang auf die Füße und lief zum Fenster, aber als sie hinaussah, fand sie den Hof leer vor.
      „Lady Harrington! Lady Harrington!“, rief ihre Zofe von unten.
      Alarmiert lief Blanche aus dem Zimmer. Sie stolperte die Treppe hinunter, und noch ehe sie unten war, erhaschte sie einen Blick in das große Zimmer. Eine Handvoll Männer stand im Kreis herum und versperrte ihr die Sicht, aber sie sah einen Fuß in einem Stiefel und wusste sofort Bescheid.
      Furcht packte sie. Sir Rex ist etwas Schreckliches zugestoßen! „Treten Sie zurück!“, rief sie und eilte in den Raum. Die Männer sprangen zur Seite, und sie sah Sir Rex auf dem Boden liegen, die Hälfte seines weißen Hemdes blutrot. Er war bewusstlos – aber er konnte unmöglich tot sein!
      Blanche stieß die Männer zur Seite und kniete nieder. Sie sah, wie bleich er war. Und jetzt bemerkte sie auch, woher das Blut kam – sein Hemd war aufgerissen, und er blutete aus einer Wunde an seiner Brust. Entsetzen überkam sie. Sie sah hoch und erblickte Meg. „Geh und hol mir saubere Leinentücher, damit ich die Blutung stillen kann“, sagte sie ruhig. Dann riss sie kurzerhand ein Stück von ihrem Unterrock ab und presste den Stoff auf die Wunde.
      Da ist so viel Blut.
      „Hardy, richtig?“, fragte sie an einen der Männer gewandt, ohne den Blick von Sir Rex’ bleichem Gesicht zu wenden.
      „Jawohl, Madam.“
      „Rufen Sie den nächsten Wundarzt, sofort.“ Ihr ruhiger Tonfall überraschte sie selbst, in Anbetracht der entsetzlichen Tatsache, dass Sir Rex vielleicht starb. Aber die Welt hatte aufgehört, sich zu drehen, und die Zeit stand still, sodass es nur noch Sir Rex gab, der dort lag, bleich und

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