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Die Lady auf den Klippen

Die Lady auf den Klippen

Titel: Die Lady auf den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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Instrumente. Sir Rex hatte das Bewusstsein nicht zurückerlangt.
      Danach saß sie nur da, vollkommen unfähig sich zu bewegen. Sie konnte nichts weiter tun als langsam ein- und auszuatmen.
      Er war seit Stunden bewusstlos. Aber nachdem sie die Wunde gereinigt hatte – es waren Schmutz, Sand und sogar Kies darin gewesen – hatten seine Männer ihn geweckt und ihm eine halbe Flasche Whiskey eingeflößt. Sie würde niemals vergessen, wie er sie angesehen hatte. Als traute er ihr zu, ihn zu heilen.
      Sie begann heftig zu zittern. Tränen liefen ihr über die Wange. Wie hatte sie es geschafft, diese schreckliche Wunde zu säubern und zu nähen?
      Wenn Sie nun ein Steinchen übersehen hatte?
      Wenn die Wunde sich entzündete?
      Wo, zum Teufel, blieb der verdammte Arzt?
      „Ist schon gut, Mylady, er kann nichts spüren“, flüsterte Meg mitfühlend.
      Blanche schlug die Hände vor das Gesicht und rang um Fassung. Tränen brannten hinter ihren geschlossenen Lidern. So hatte sie niemals weinen wollen, und sie wusste nicht, warum sie es tat. Die schlimmste Krise war doch vorüber, oder nicht?
      Tränen strömten unter ihren Lidern hervor. Blanche wusste, dass sie aus Angst weinte. Sie konnte sich nicht erinnern, sich je so gefühlt oder je so geweint zu haben, aber sie hatte Angst, dass Sir Rex, so groß und stark wie er war, den Tritt nicht überleben würde.
      „Er wird sich erholen, Mylady“, sagte einer der Männer im Vorübergehen.
      „Er ist stark wie ein Maultier“, fügte ein anderer hinzu und folgte dem Freund zur Tür.
      „Ein kleiner Tritt wird ihm nicht schaden, ganz und gar nicht“, erklärte Hardy, als er ging.
      Blanche nickte ihnen zu, als sie hinausgingen. „Vielen Dank“, flüsterte sie. Dann wandte sie sich Sir Rex zu, der aussah wie der Tod. Er war noch immer blass, und die Stiche waren rot und geschwollen. Vorsichtig streichelte Blanche seine Wange.
      „Sie werden wieder gesund“, brachte sie heraus und hoffte, dass sie recht behalten würde. Dann umfasste sie seine Wange, spürte die Stoppeln darauf, und glaubte, seine Lider zucken zu sehen.
      „Jetzt müssen Sie sich ausruhen, Mylady“, sagte Meg.
      Ein letztes Mal strich Blanche über seine Wange. Selbst so elend war er schön wie ein Engel. Diesmal schienen seine Lider zu zucken, und sie wich zurück, weil sie ihn nicht aufwecken wollte. Denn in seinem jetzigen Zustand würde er sich nicht sehr gut fühlen, sondern die Folgen sowohl des Whiskeys als auch der Wunde spüren.
      „Mylady, bitte“, sagte Meg.
      Blanche sah auf und bemerkte, dass Anne neben der Tür stand. Beide Frauen waren ihr sehr behilflich gewesen, hatten sich beeilt, sauberes Wasser und Leinen zu bringen, wenn sie es brauchte – alle hatten geholfen, ein Beweis des Respekts, den diese Menschen ihrem Dienstherrn entgegenzubringen schienen. „Ich kann euch beiden nicht genug danken“, flüsterte sie mit belegter Stimme und fühlte sich jetzt selbst schlecht.
      „Anne und ich werden abwechselnd bei ihm wachen. Anne kann zuerst hier bleiben, dann richte ich Ihnen ein heißes Bad und bringe Ihnen etwas Gutes zu essen“, sagte Meg.
      Endlich fand Blanche ihre Beherrschung wieder. Sie wischte sich die Tränen von den Wangen und setzte sich auf, um Sir Rex anzusehen. Obwohl er schwer verletzt war, lag er ganz ruhig. Die Bettdecke verdeckte ihn nur bis zu den Hüften, sodass sein Nabel zu sehen war. Zum ersten Mal an diesem Nachmittag betrachtete sie seinen Körper. Dieser Mann schien nur aus Muskeln zu bestehen. Keine Frau konnte immun sein gegen diesen Körper oder dieses Gesicht.
      Sie blickte zu Anne, die sie ansah, ohne zu lächeln. „Ich werde mich zu ihm setzen“, erklärte sie und knickste. Aber sie zeigte keine wirkliche Demut. Seit ihrer Ankunft hatte das Hausmädchen sich ihr gegenüber nie besonders demütig verhalten. Bisher hatte Blanche geglaubt, sich diesen Mangel nur einzubilden. Aber sie fühlte mit Sicherheit, dass Anne sie nicht mochte – sie vielleicht sogar als Rivalin betrachtete, so absurd das auch war.
      Sie waren keine Rivalinnen. Blanche war von Adel, Anne ein Dienstmädchen. Andererseits hatte sie eine Heirat erwogen – und Anne würde ihren Platz in Sir Rex’ Bett verlieren, falls er jemals ihren Antrag annehmen würde.
      Sie empfand Besitzansprüche.
      Blanche zog das Betttuch so hoch, wie sie es nur wagen konnte, bis hinauf unter die Brust, wobei sie

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