Die Lady auf den Klippen
geprobt hatte. „Schon vor langer Zeit erkannte ich, dass sie meinem Kind ein Leben und ein Erbe anbieten können, wie ich es nie könnte.“
Sie? dachte Blanche. „Ein anderes Paar zieht Ihren Sohn groß?“
Er nickte. „Sein Name ist Stephen, und er ist neun Jahre alt.“ Abrupt wandte er sich ab. Sein Profil war eine Maske der Selbstbeherrschung. In diesem Augenblick erkannte sie, dass er mit großem Kummer kämpfte.
Blanche brach beinahe das Herz. Er trauerte um das Kind, das er nicht anerkennen und nicht aufziehen durfte. Sie wollte ihn trösten, wagte es aber nicht – und sie spürte, dass sie ihn nicht einmal berühren durfte, sonst würde er vor ihren Augen zusammenbrechen. Sie wusste, dass sie seinen Stolz nicht verletzen durfte.
Er holte tief Luft. „Eines Tages wird er einen großen Titel erben, einen der höchsten im ganzen Land, und damit verbunden ein großes Vermögen.“ Langsam drehte er sich zu ihr um.
Jede Linie in seinem Gesicht zeigte seine Anspannung. „Erzählen Sie mir von ihm“, flüsterte sie. „Ist er dunkelhaarig, so wie Sie? Oder blond?“
„Das kann ich nicht.“ Er hinkte davon.
Blanche holte tief Luft und schlang sich die Arme um die Taille. Nach neun Jahren schmerzte es ihn immer noch, über seinen Sohn zu sprechen. Sie wusste, dass sie es jetzt nicht wagen konnte, die Fragen zu stellen, die sie gern stellen wollte. Aber eines Tages würde sie es können.
Endlich sah er sie an. Zwischen ihnen lag ein leeres Blumenbeet. „Ich glaube, ich tue das, was für meinen Sohn am besten ist. Er weiß nicht, dass ich sein Vater bin. Bis er geerbt hat, wird er das auch nicht erfahren.“
„Sie verhalten sich sehr selbstlos“, meinte sie leise. „Jeder liebende Elternteil würde das tun.“
Er nickte kurz. „Danke. Und niemand weiß davon. Dies ist ein Geheimnis, von dem bisher nur ich allein wusste. Es ist schwer genug, das zu tragen, auch ohne es mit meiner neugierigen Familie zu teilen.“
„Natürlich. Bei mir ist Ihr Geheimnis sicher.“
Er sah ihr direkt in die Augen. „Sie sind nicht einmal schockiert. Und auch diesmal verurteilen Sie mich nicht.“
„Das werde ich auch nicht, nur weil Sie einen illegitimen Sohn haben. Meine Güte, der halbe ton hat illegitime Kinder.“ Sie brachte ein Lächeln zustande und hoffte, ihn damit zu ermutigen.
Seine Miene wirkte angespannt. Dann streckte er die Hand aus. Sein Schmerz versetzte ihr einen Stich, und sie reichte ihm die Hand. Er umfasste ihre Finger so fest, als hätte er Angst, sie jemals wieder loszulassen. „Sie sind zweifellos die großzügigste Frau, die ich je getroffen habe.“
„Dies ist keine Frage von Großzügigkeit, Sir Rex. Freunde urteilen, beschuldigen oder verdammen einander nicht. Freunde sind loyal.“
„Möchten Sie Ihren Antrag noch einmal überdenken? Wir hatten ein beängstigend offenes Gespräch. Ich möchte Ihnen raten, noch einmal darüber nachzudenken.“
„Ich muss nichts überdenken.“ Sie drückte seine Hand. „Meine Zuneigung bleibt – genau wie meine Hoffnungen auf eine gemeinsame Zukunft. Die ich mir nicht habe ausreden lassen“, fügte sie hinzu.
Er nickte und hob ihre Hand an seine Lippen. Ihr wurde schwindelig, als er sie küsste. „Etwas kann ich Ihnen versprechen. Meine Loyalität wird immer Ihnen gehören, Blanche, in jeder Hinsicht. Ich werde mein Möglichstes tun, um Sie und Ihre Interessen zu verteidigen, zu schützen, zu vertreten und zu stärken.“
Bei diesem Versprechen lief ihr ein Schauer über den Rücken. Er hielt sie fest und legte einen Arm um ihre Taille. „Das heißt auch, dass ich Sie niemals betrügen werde, Blanche. Ich werde nie untreu sein.“
Sie dachte an Anne und zögerte. Wie konnte sie so etwas von ihm verlangen?
„Was ist?“, fragte er in scharfem Ton. „Zweifeln Sie an mir? Die Männer der Familie de Warenne sind dafür berüchtigt, Schürzenjäger zu sein, solange sie nicht verheiratet sind – um dann gerade lächerlich treu zu sein.“
„Ich weiß“, flüsterte sie. „Ich habe immer gewusst, dass Sie einer Ehefrau treu sein würden.“
„Ich werde Ihnen treu sein“, erklärte er. Dann zögerte er. „Ich will es.“
Blanche ließ den Tränen freien Lauf – es waren Tränen des Glücks. „Und was, wenn es Ihnen unmöglich ist, dieses Versprechen zu halten?“
Er wirkte ein wenig fassungslos. „Was genau soll das
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