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Die Lady in Weiß

Titel: Die Lady in Weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miranda Jarrett
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Tellern und Töpfen stürzte über die Engländer auf der anderen Seite der so entstandenen Barrikade. Ächzend hob er die Sitzbank empor und schwang sie wie einen Knüppel. Und schon ging der erste Marinesoldat bewusstlos zu Boden. Dem zweiten wurde das Gewehr aus den Händen geschlagen, und während er seiner Waffe noch überrascht nachblickte, traf ihn Jeremiah so hart an der Brust, dass der Mann zusammenklappte und nach Atem ringend auf den anderen Soldaten stürzte.
    Aber dann hörte Jeremiah ein klickendes Geräusch, das er nur allzu gut kannte, und erstarrte. Er sah, dass der Lieutenant eine Pistole entsichert und auf sein Herz gerichtet hatte. Zwei der Seeleute zielten mit ihren Gewehren ebenfalls auf ihn. Caro blickte auf die Waffen und presste ihre Hand auf den Mund. Die Angst vor dem, was nun unausweichlich folgen würde, bereitete ihr Übelkeit. Der Hass zwischen dem Amerikaner und den Engländern war geradezu körperlich spürbar, und das einzige Geräusch in der Schenke kam jetzt von den beiden stöhnenden Marinesoldaten auf dem Boden.
    „Das bringt dir noch mal zwanzig Hiebe extra, du dreckiger Lügner“, sagte der Lieutenant. „Los, fallen lassen! “
    Mit einem Fluch warf Jeremiah die Bank über den Tisch, und sofort waren die englischen Matrosen zur Stelle, schoben Caro zur Seite und drehten Jeremiahs Arme grob auf den Rücken, um seine Handgelenke mit einem festen Strick zusammenzubinden. Sie fanden seine Pistolen, sein langes Messer und eine zweite Klinge, die in einem Ärmel seines Mantels versteckt war, und nahmen ihm die Waffen ab. Als er noch einmal versuchte, Widerstand zu leisten, schlugen sie ihn mit einem Knüppel. Blut tropfte aus seinem Mund und auf sein Hemd, und als sie ihn zur Tür stießen, stolperte er. Sie lachten grausam, und Caro glaubte, ihr Herz müsse zerspringen.
    Sie konnte nicht zulassen, dass diese Männer ihn so behandelten. Er hatte Besseres verdient. Allein in dieser Nacht hatte er sie dreimal unaufgefordert verteidigt, und obwohl sie weder über seine Erfahrung noch über seine Stärke verfügte, musste es doch eine Möglichkeit geben, ihm jetzt zu helfen.
    Ich tue es für Frederick, sagte sie sich, als sie den Männern rasch folgte. Sie tat all das für Frederick allein, nicht für Captain Sparhawk, und schon gar nicht für sich selbst.
    „Jeremiah, Liebling! “, rief sie, als sie ihm die Arme um den Nacken legte. „Sie können dich nicht einfach so abführen, mein geliebter Ehemann! “
    Verwirrung zeigte sich in Jeremiahs Augen. „Geh schon, Caro, das ist nicht deine Angelegenheit. Ich werde morgen schon wieder frei sein, und ich möchte nicht, dass du da hineingezogen wirst.“
    „Nein, mein Liebling, nein! jammerte sie und küsste ihn leidenschaftlich auf die Wange, bevor sie sich dem Lieutenant zuwandte und flehentlich die Hände hob. Ihre Verzweiflung war nur teilweise gespielt. „Bitte, oh, bitte, guter, gütiger, gerechter Herr! Wir sind frisch verheiratet, gerade erst seit heute Abend! Könnten Sie so grausam sein, einer Braut an diesem besonderen Tag die einzige wahre Liebe ihres Herzens zu rauben?“
    Hinter ihr seufzte Jeremiah. „Um Himmels willen, Caro ... “ „Nein!“ Sie klammerte sich an den Ärmel des Lieutenants und bemerkte voller Zufriedenheit, dass er sich bereits sichtlich unwohl fühlte. Die anderen Männer des Trupps zögerten ebenfalls und blickten ihn erwartungsvoll an. Und um sie herum begannen die Gäste der Schenke unruhig zu murmeln und zu flüstern. Jetzt habe ich ihn, dachte sie triumphierend, jetzt muss er Jeremiah wieder freilassen.
    Aber stattdessen stieß der Offizier sie von sich. „Wo würde denn die Marine Seiner Majestät hinkommen, wenn jede Frau ihren Ehemann an ihrer Schürze festbinden würde?“, sagte er barsch und gab den anderen ein Zeichen weiterzugehen. „Dein Pech. Es ist meine Pflicht, eine Mannschaft für die Narcissus zu finden, und diese Pflicht werde ich auch erfüllen, ganz egal, wie viele Bräute mich anwinseln. “
    „Nein, warten Sie!“ Sie eilte zurück zu Jeremiah und schlang die Arme um ihn, um ihn zu beschützen. Sie teilte nicht seine Zuversicht, dass er morgen wieder frei sein würde. Sie hatte von Frederick schon zu viele Geschichten über die Methoden und die Vergehen von Anwerbetrupps in Portsmouth gehört, und es fiel ihr nicht schwer, sich vorzustellen, wie Jeremiah auf eine britische Fregatte gebracht wurde und viele Jahre auf See verbringen musste. Sie hatten bereits seine

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