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Die Lady in Weiß

Titel: Die Lady in Weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miranda Jarrett
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seinen rauen Bart auf ihrer Haut, als seine Lippen federleicht über die losen Haarsträhnen an ihrem Scheitel glitten.
    „Ein Feigling, sagen Sie“, sprach er so leise, dass sie ihn fast nicht verstehen konnte. „Gütiger Himmel, ich wollte Ihnen nicht wehtun. “
    Dann zog er seine Hände zurück. Enttäuscht öffnete sie die Augen und sah, dass er sich entfernt hatte. Er setzte sich ins Stroh, lehnte den Rücken gegen die Lattenwand der Stallnische, schlang die Arme um seine angezogenen Knie und stützte sein Kinn darauf. Das Licht der Laterne schien grell auf ihn herab. Die Schläge des Anwerbetrupps hatten blaue Flecken und Schwellungen in seinem Gesicht hinterlassen, und in seinen Augen zeigte sich der gleiche starre, gequälte Ausdruck, den Caro bereits aus jener ersten Nacht in seinem Schlafzimmer kannte.
    Der Albtraum, dachte sie schuldbewusst. Irgendetwas, das sie gesagt oder getan hatte, hatte ihm seinen Albtraum wieder in Erinnerung gerufen.
    „Ich habe das mit dem Feigling nicht so gemeint“, sagte sie leise. „Es tut mir leid.“
    „Es muss Ihnen nicht leidtun. Als Sie es gesagt haben, meinten Sie es auch so, und, weiß Gott, es ist ja die Wahrheit.“ Er seufzte und rieb sich die Augen. „Also lassen Sie mich raten. Hamil hält Ihren teuren Frederick gefangen, und ich soll dorthin fahren, ihn für Sie befreien und nach Hause zurückbringen. Das ist es doch, richtig?“
    „Sie sollen nur bis nach Neapel, zu seiner Mutter“, entgegnete Caro schnell. „Über den neapolitanischen Hof, der diplomatische Beziehungen zum Pascha von Tripolis unterhält, hat sie in Erfahrung gebracht, dass Frederick noch am Leben ist und Hamil möglicherweise ein Lösegeld für ihn und Ihren Freund Mr Kerr akzeptieren wird. Ich dachte, Sie würden Hamil gerne Wiedersehen, nachdem Sie schon einmal mit ihm zu tun hatten. Nicht aus Freundschaft natürlich, sondern so, wie es unter Männern eben üblich ist, verstehen Sie - oh, meine Güte, wie soll ich es nur ausdrücken?“ „Sie meinen, es könnte mir Spaß machen, ihn zu töten, um mich an ihm zu rächen? Ein blutrünstiger Zweikampf unter Wilden, und ganz nebenbei kann ich auch noch das Lösegeld für Frederick abliefern? Ist es das, was Ihrer Meinung nach ,unter Männern üblich ist 1 ?“
    Caro zuckte die Schultern. „Das klingt reichlich albern, oder?“
    „Männer sind reichlich albern, meine Teure, aber ich habe noch keine Beweise dafür gefunden, dass Frauen besser sind.“ Er hob einen Strohhalm vom Boden auf und drehte ihn gedankenverloren zwischen den Fingern. „Um also Erfolg zu haben, müssen Sie den Worten eines arabischen Piraten vertrauen, dem guten Willen einer alten Frau, die Sie verachtet, und dem rachsüchtigen Zorn eines Feiglings, den Sie kaum kennen?“
    „Ich sagte bereits, dass ich Sie nicht wirklich für einen Feigling halte!“
    „Ja, Caro, aber ich tue es.“ Er warf den Strohhalm beiseite und erhob sich langsam. „Sie haben sich den falschen Mann als Retter ausgesucht.“
    Sie senkte den Blick. „Ich hatte keine Wahl. Es gab keine anderen. Sie waren der einzige, zu dem ich gehen konnte.“ „Verdammt.“ Er wollte es nicht tun, und er war ein unverbesserlicher Narr, wenn er zustimmte. Er traute weder der alten Countess in Neapel noch George Stanhope hier in England, weder dem Pascha von Tripolis noch Hamil Al-Ameer. Sie alle konnten Caro jederzeit hintergehen und ihr zum Verhängnis werden. Was konnte er schon ausrichten, ein mitleiderregender, abgekämpfter Yankee, der sich vor der Dunkelheit fürchtete?
    Aber es gab immerhin noch David, vielleicht sogar noch andere. Würde er ihnen einfach so den Rücken zukehren und sie im Stich lassen, müsste er sich nicht nur Feigheit allein vorwerfen.
    Und natürlich gab es noch Caro selbst. Sie stand da bei dem Pfosten wie ein heruntergekommener Halunke aus dem Hafenviertel und wartete auf seine Entscheidung. Eine erschöpfte Countess in verschmutzter, abgetragener Kleidung, die ihr Bestes gegeben hatte bei dem Versuch, ihn zu retten, so wie er sie gerettet hatte. Ein betörendes, unberechenbares Geschöpf, das Weltgewandtheit und naive Unschuld in sich vereinte. Eine verführerische, begehrenswerte Frau, die in seinen Armen gelegen und ihn in Versuchung geführt hatte.
    Eine Frau, die von ihm erwartete, dass er sein Leben für ihren geliebten Ehemann aufs Spiel setzte.

7. Kapitel
    Diesmal bist du zu weit gegangen, Jeremiah“, sagte Desiree aufgebracht, „entschieden zu weit!“ „Oh,

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