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Die Lady in Weiß

Titel: Die Lady in Weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miranda Jarrett
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besten“, bestätigte Desiree mit einem fast unmerklichen Schulterzucken.
    „Gern, wenn Sie es wünschen, Lady - Desiree.“ Die ungewohnte Vertraulichkeit des Vornamens ließ sie erröten. Adelstitel schüchterten sie noch immer ein. Zwei Ehejahre hatte es gedauert, bis sie sich mutig genug fühlte, ihren Mann Frederick zu nennen statt Lord Byfield. „Um aber zurückzukommen ... “
    „Ich werde ihr alles erzählen, Caro.“ Und Jeremiah erzählte seiner Schwester eine Version der Geschichte, die Caro selbst niemals zu erzählen gewagt hätte. Mit keinem Wort erwähnte er den Kuss in seinem Schlafzimmer, hier, in genau diesem Haus, oder ihre Auseinandersetzung in Caros Salon in Blackstone House. Er erzählte auch nichts von den beiden Matrosen, die sie im Hafenviertel belästigt hatten, oder von der abscheulichen Szene im Stall der Schenke. Stattdessen berichtete er, wie schlecht George sie behandelt habe und wie wichtig die Suche nach Frederick und seinen Besatzungsmitgliedern sei. Caro hörte ihm erstaunt zu. Nahm er sich nur selbst in Schutz, oder war er dabei etwa auch um ihr Wohl und ihren Ruf besorgt?
    „Ich hatte keine andere Wahl, als sie hierher mitzubringen, Desiree“, behauptete Jeremiah. „Wenn sie nach Hause zurückgeht, wird Stanhope sie wieder entführen.“
    „So, wie du es getan hast“, erwiderte Desiree gereizt und warf Caro einen raschen Blick zu. „Ich bin sicher, du weißt, dass das Schiff nach Jamaika heute Morgen mit der Flut ausgelaufen ist.“
    „Desiree“, sagte Jeremiah warnend, „hör auf damit!“
    Er wollte nicht, dass Caros Gefühle verletzt wurden, doch sie hörte schon gar nicht mehr zu. Stattdessen blickte sie interessiert auf Desirees Bauch, einen Ausdruck von Erstaunen auf ihrem Gesicht.
    „Das Baby hat sich gerade bewegt, nicht wahr?“, fragte sie leise. „Ich sah die Bewegung durch den Stoff des Kleides hindurch.“
    Desiree nickte und zog dabei überrascht die Augenbrauen hoch. So eine Frage, noch dazu von einer Frau, die sie kaum kannte, hatte sie nicht erwartet. „Um diese Tageszeit ist er gewöhnlich sehr lebhaft. Vermutlich bereitet er sich auf den Tee vor.“
    „Sie wissen, dass es ein Junge ist?“ Caro beugte sich etwas vor, begierig darauf, mehr über ein Thema zu erfahren, über das sie bisher rein gar nichts wusste. Frederick war ein gebildeter Mann, der ihr vieles beigebracht hatte, aber auch in seinem Wissen gab es wohl deutliche Lücken.
    Desiree lächelte zum ersten Mal, seit sie Caro heute hier angetroffen hatte. „Nicht genauer, als es andere Mütter auch wissen. Aber dieses Kind bewegt sich so heftig wie mein Sohn seinerzeit, und ich werde den Verdacht nicht los, dass es wieder ein Junge ist.“ Sie griff nach Caros Hand und legte sie sich auf den Bauch. „Hier! Das war ein kräftiger Tritt, oder?“
    Caro lächelte. „Ich wusste nicht, dass ein Baby so - so lebhaft sein kann!“
    Desiree lachte. „Und das ist noch gar nichts im Vergleich zu dem, was sie anstellen, wenn sie erst einmal auf der Welt sind. Mein Sohn Johnny wurde auf einer Fregatte geboren, und jedes Mal, wenn man Trommelsignale hörte, warf er sich ausgelassen hin und her und quietschte vor Vergnügen. Aber Sie wissen ja, wie Jungen Trommeln lieben, selbst schon als Babys.“
    „Nun, so genau weiß ich das eigentlich nicht.“ Widerwillig zog Caro ihre Hand zurück, ließ aber die Finger gespreizt, so als ob sie noch immer das Baby darunter spürte. „Ich habe
    keine Brüder.“
    „Und keine eigenen Kinder?“
    „Nein.“ Langsam faltete Caro ihre Hände und presste die Finger fest aneinander. „Mein Mann und ich wurden nicht mit Kindern gesegnet.“
    „Das kann aber durchaus noch kommen“, sagte Desiree. „Sie sind eine junge Frau, und bei Männern spielt das Alter keine Rolle. Lord Byfield könnte es noch erleben, einen anderen Erben als George Stanhope in seine Arme zu schließen.“
    Aber Caro schüttelte den Kopf, und ihr Gesicht wurde sehr ernst. „Ich habe mehr als die Hälfte meines Lebens mit Lord Byfield verbracht, und wenn es bisher noch keinen Erben gab - nein, es wird nicht dazu kommen.“
    „Es tut mir leid, Caro.“ Tränen des Mitleids glänzten in Desirees Augen. „Ich wollte Sie nicht traurig machen.“
    Caro schüttelte erneut den Kopf, dieses Mal jedoch mit einer grimmigen Entschlossenheit, die die andere Frau niemals erwartet hätte. „Sie müssen mich nicht bemitleiden oder mein Leben gar für leer und sinnlos halten. Ich habe zwar keine

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