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Die Lady in Weiß

Titel: Die Lady in Weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miranda Jarrett
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wissen doch, dass sie schon seit Jahren junge Liebhaber hat. Sie hat sogar mir Avancen gemacht, hat mir gesagt, was sie mit mir tun würde, wenn wir einmal allein wären. Wie die Mutter, so die Tochter, sagt man. Sie hat meinem Onkel Hörner aufgesetzt! “
    „Sie gehen zu weit.“ Perkins schob seine Augengläser auf die Nase. „Ich sagte Ihnen bereits, Mr Stanhope, dass ich nicht die Absicht habe, mit Ihnen über Lady Byfield zu sprechen. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen ... “
    „Ich entschuldige Sie nicht, Perkins! Verdammt, wie kommen Sie dazu, diese Person auch noch zu verteidigen? Sie ist mit einem gemeinen Dieb davongelaufen, mit demselben Mann, der uns auf der Straße überfallen hat! Wenn man ihn fasst, wird man ihn hängen, und Gott steh ihr bei, wenn man sie dann bei ihm findet.“
    „Aber Sie sagten doch vorhin, dass Lady Byfield von diesem Kerl entführt wurde und dass Sie gespannt auf seine
    Lösegeldforderungen warten.“ Perkins Gesicht blieb ausdruckslos, doch sein ironischer Tonfall war nicht zu überhören. „Sie waren ziemlich gründlich, nicht wahr, Mr Stanhope? Der Haftbefehl, die Steckbriefe, die Geschichte, über die man hinter vorgehaltener Hand genauso gern redet wie über den Krieg mit Frankreich. “
    George versuchte nervös, seinen hochmodisch geschnittenen Kragen zu lockern. „Sie müssen mich missverstanden haben, Perkins“, sagte er schwach.
    Doch Perkins sprach weiter, als hätte George gar nichts gesagt. „In der Tat waren Sie so gründlich, Sir, dass ich beinahe den Eindruck habe, die ganze Geschichte sei Ihre Erfindung.“
    George sank tiefer in seinen Stuhl und rieb den Daumennagel, den er vorhin abgebissen hatte, gegen die Innenfläche seiner Hand. Er brauchte all seine Selbstbeherrschung, um die verräterischen Fingernägel - oder was davon übrig war -vor dem Anwalt zu verbergen. Warum hatte er nicht daran gedacht, Handschuhe anzuziehen? Wenn Perkins herausbekam, wie kühn er bluffte, würde er sich wie ein Jagdhund auf seine Fährte setzen.
    Das durfte nicht passieren. Sein Onkel musste für tot erklärt werden, und dafür brauchte er die Hilfe des Anwalts. Wenn er nicht bald der Earl of Byfield wurde, dann würde sein ganzes extravagantes Leben, das auf Krediten und Versprechungen gebaut war, wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen. Er hatte nie damit gerechnet, eines Tages so hoch verschuldet zu sein, aber als er vor zwei Jahren hörte, dass das Schiff seines Onkels vermisst wurde, hatte er nicht erwartet, so lange auf sein Erbe warten zu müssen.
    Wie sehr er Caro Moncrief hasste! Ihre Dickköpfigkeit drohte ihn umzubringen. Ihretwegen würde er die vollen sieben Jahre abwarten müssen, bis man seinen Onkel per Gesetz für tot erklärte. Er konnte jetzt nicht noch fünf Jahre warten. Nicht noch einmal mehr fünf Monate.
    Aber er hatte noch ein Ass im Ärmel. Er konnte noch eine Karte gegen sie ausspielen, mit der sie nicht rechnete. Das heißt, falls sie noch lebte. Als sein Lakai ihm stockend und mit verbundenem Kopf erzählt hatte, dass die Lady von einem bewaffneten Mann entführt worden war, hätte er beinahe laut gejubelt. Wenn eine Lösegeldforderung gekommen wäre, hätte er sie ignoriert, dazu war er fest entschlossen gewesen. Aber dann vergingen die Tage, ohne dass er eine Nachricht erhielt, und er gestattete sich, davon zu träumen, wie der gewalttätige Kerl Lady Byfield zu seinem eigenen Vergnügen missbrauchte. Es erschien ihm wie ein Wunder, sie so einfach losgeworden zu sein, und er betrachtete diesen Umstand als erstes Anzeichen dafür, dass das Glück ihm wieder lachte.
    Perkins räusperte sich. „Guten Tag, Mr Stanhope. Der Pförtner wird Sie hinausbegleiten, falls Sie den Weg vergessen haben sollten. “
    „Noch nicht, Perkins.“ George langte in seine Manteltasche und holte den Brief hervor, seine Trumpfkarte. „Sie sind entschlossen, mich schlecht zu behandeln, aber Sie werden etwas höflicher sein, sobald Sie dies hier gelesen haben. “
    Er faltete den schweren Briefbogen auseinander und warf ihn auf den Tisch. „Er ist von meiner Großmutter, der verwitweten Countess. Ihre Schrift ist ein bisschen zitterig, aber wenn Sie sich Zeit nehmen, können Sie sie entziffern.“ Der Anwalt nahm den Brief vorsichtig hoch und drehte ihn um, damit er sich das dunkelgrüne Siegel auf der Rückseite genauer ansehen konnte.
    „Oh, er ist echt, Perkins“, sagte George und genoss sichtlich die Verärgerung des anderen. Der Brief hatte auch

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