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Die Lady in Weiß

Titel: Die Lady in Weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miranda Jarrett
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abzugeben. Haben Sie jemals einen umgebracht, Mr Sparhawk? Einen dieser französischen Bastarde, meine ich.“ Jeremiah zuckte zusammen angesichts der naiven Rohheit des jungen Mannes. „Sie reden von Menschen, Hart, nicht von Jagdwild. Sie bluten und sterben genau wie wir.“
    „Dann sind Sie ein erfahrener Kämpfer, Sir!“, rief Hart aufgeregt. „Wir haben in der Messe darüber gesprochen, und wir wussten es, obwohl der Captain etwas anderes sagte. Er hält sie für gemein und böse und meint, wir sollten Ihnen aus dem Wege gehen, aber ich wusste, dass Sie über die wichtigen Dinge des Lebens Bescheid wissen. Ich habe einen Blick dafür, nicht wahr?“
    Jeremiah sah an dem jungen Mann vorbei auf das Meer. Er kannte das Leben, das stimmte. Er hatte Dinge gesehen, die ihn zum Zittern und zum Weinen gebracht hatten, wie in der vergangenen Nacht, und das meiste würde er gern vergessen.
    Es hatte eine Zeit gegeben, da war er stolz darauf gewesen, nie einem Kampf aus dem Wege zu gehen, denn er wusste genau, er würde gewinnen. Aber jetzt hatte er diese Gewissheit nicht mehr.
    Er dachte wieder an die vergangene Nacht und fragte sich, wie Caro ihm heute gegenübertreten mochte. Sie hatte in ihm einen Helden gesehen, genau wie der junge Mann hier. Einen Helden, der mutig genug war, alle ihre Probleme für sie zu lösen. Nun, das glaubte sie jetzt sicher nicht mehr. Wo, zum Teufel, blieb sie nur?
    „Wie viele Franzosen haben Sie denn getötet, Mr Sparhawk?“, fragte Hart beharrlich weiter.
    „Genug, um zu wissen, dass ich keinen mehr umbringen möchte.“
    „Nicht einmal, um England zu verteidigen?“
    „Das Einzige, was ich für England getan habe, war, seine Männer unter die Erde zu bringen. “ Er wusste, dass man seine Worte in der Messe zitieren würde, aber es war ihm egal. „Wenn Sie Ihrem Captain genauer zugehört hätten, wüssten Sie, dass ich Amerikaner bin, kein Engländer. Ich bitte Sie, das nicht zu vergessen und immer an den Krieg zu denken, der diesen Unterschied endgültig gemacht hat.“
    Ehe Hart etwas erwidern konnte, wandte er sich ab und ging rasch nach unten. Du meine Güte, er sprach wie ein weiser alter Mann von hundert Jahren! Wenn Caro dabei gewesen wäre, hätte er sich nicht so aufgespielt. Sie hätte ihn verstanden. Caro würde - verdammt, warum hatte er sie nur so lange allein gelassen?
    Jeremiah übersprang die letzten drei Stufen und eilte zu ihrer Kabine. Er wollte die Tür öffnen, doch sie war von innen verriegelt. Obwohl er letzte Nacht noch gewollt hatte, dass sie das tat, ärgerte es ihn jetzt.
    „Caro, mach auf!“, rief er und schlug mit der Faust gegen die Tür. „Ich bin es, Jeremiah, Caro! “
    Doch er hörte nur eine leise, gedämpfte Stimme von drinnen, und sein Ärger wandelte sich in Angst. Er dachte daran, wie Bertie Caro angesehen hatte. Wenn ihr etwas zugestoßen war, nur weil er nicht aufgepasst hatte ...
    „Caro, Liebes, ist alles in Ordnung?“, fragte er aufgeregt. „Kannst du an die Tür kommen?“
    Statt einer Antwort hörte er wieder nur etwas Unverständliches, das beinahe wie ein Schluchzen klang. Das genügte ihm. Er warf sich mit der Schulter gegen die Tür. Wenn es sein musste, würde er sie aufbrechen und Caro befreien.
    Doch ehe er sich noch einmal mit aller Kraft dagegen werfen konnte, öffnete Caro die Tür. Ihr Gesicht war gerötet, ihr Haar zerzaust, so hatte Jeremiah sie noch nie gesehen. Das Einzige, das genauso war wie immer, war ihr Temperament.
    „Was, um alles in der Welt, tust du da, Jeremiah Sparhawk?“, fuhr sie ihn zornig an. „Erst verschwindest du für eine Ewigkeit, ausgerechnet dann, wenn ich dich brauche. Und wenn du dich dann entschließt, mich mit deiner Gegenwart zu beehren, willst du gleich die Tür aufbrechen! “
    „Du brauchst mich?“, fragte Jeremiah verwirrt. „Wieso?“ „Oh, nun steh nicht länger da draußen herum! Komm herein! “ Sie schob mit einer Hand die Tür weiter auf, damit er an ihr Vorbeigehen konnte. Die andere Hand hielt sie hinter ihren Rücken.
    Jeremiah streckte den Arm aus und schloss die Tür. Obwohl es draußen schon lange hell war, brannte in der fensterlosen Kabine noch eine Kerze. Auf Caros Bettdecke sah Jeremiah ihre Bürste, einen Spiegel und die kleinen Elfenbeinkämme, mit denen sie ihr Haar aufzustecken pflegte. „Was, in Gottes Namen, erwartest du von mir, Caro?“
    „Was erwartest du von mir?“, fragte sie empört zurück. Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht. „Du wirfst

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