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Die Lady in Weiß

Titel: Die Lady in Weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miranda Jarrett
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um das zu beenden, was sie begonnen hatten, dann konnte sie die Schuld nur bei sich selbst suchen. Ängstlich versuchte sie, ihn von sich wegzuschieben. „Nein, Jeremiah, ich kann nicht!“
    „Kannst du nicht, oder willst du nicht?“ Sein Herz klopfte wie rasend, und er konnte an nichts anderes denken als daran, wie sehr er sie begehrte. Noch nie zuvor hatte eine Frau seine Leidenschaft so unbefangen und natürlich erwidert. Ihr Körper wurde von dem dunklen Stoff ihres Kleides nur teilweise verhüllt, und sie wirkte dadurch noch viel verführerischer, als wenn sie vollkommen nackt gewesen wäre. Ihre
    Augen waren vor Erregung wie verschleiert, ihre Haut war zart gerötet, und ihr Atem ging rasch. Offensichtlich wollte sie dies hier genauso sehr wie er, und doch wies sie ihn ab. Aus seiner Enttäuschung wurde Ärger. „Ich warte, Caro. Kannst du nicht, oder willst du nicht?“
    „Beides“, flüsterte sie unglücklich. Ihr ganzer Körper schmerzte vor unerfülltem Verlangen. „Du musst verstehen ... “
    „Zum Teufel mit dem Verstehen!“ Er konnte sie hier und jetzt nehmen, solange die Leidenschaft, die sie in ihm entfacht hatte, noch in seinem Körper loderte. Er wusste, dass sie ihn wollte, egal, was sie auch sagen mochte. Es wäre so einfach, sich tief in ihr zu verlieren, alles andere zu vergessen in dem heißen Feuer ihrer Liebe.
    Aber er stieß sie von sich, denn noch war er dazu in der Lage. Sie taumelte. In dem Versuch, sich auf irgendeine Art Erleichterung zu verschaffen, schlug er mit aller Kraft seine Faust gegen die Deckentäfelung. „Du präsentierst dich mir halbnackt und reibst dich an mir wie eine läufige Hündin, und dann erwartest du von mir Verständnis, wenn du deine Meinung änderst?“
    Sie zuckte bei seinen Worten zusammen und zog sich das Kleid wieder über ihre nackten Brüste. „So habe ich es nicht gemeint“, sagte sie leise. „Es gibt so viele Gründe, warum ich das getan habe.“
    „Hast du Angst, deinen Titel zu verlieren, Countess?“, spottete er. „Hast du Angst, der liebe Frederick könnte erfahren, wie bereitwillig du für einen armen amerikanischen Seemann wie mich die Beine gespreizt hast, und dich hinauswerfen, dich wie das kleine Flittchen behandeln, das du ja auch bist?“
    Heiße Tränen liefen über ihre Wangen. „Damit hat es ganz und gar nichts zu tun! “, rief sie. „Aber ... ich kann dich nicht so lieben, wie du es verdienst!“
    „Du erwartest, dass ich dir das glaube?“ Er wandte sich zum Gehen.
    „Es ist die Wahrheit“, schluchzte sie. „Verdammt, Jeremiah, habe ich dir letzte Nacht etwa irgendwelche Fragen gestellt?“
    Er hatte die Hand schon auf die Türklinke gelegt, doch
    jetzt blieb er reglos stehen.
    „Ich brauche dich, Jeremiah“, sagte sie stockend. „Ich brauche dich, und ich mag dich sehr, und ich glaube, dass du mich auch magst. Aber im Augenblick sollte es dabei bleiben. Ich kann dich nicht so lieben, wie du es gern möchtest. Ich kann niemanden auf diese Weise lieben. Es liegt nicht an dir und auch nicht an Frederick. Alles ist meine Schuld.“
    Sie sank auf die Knie und barg das Gesicht in den Händen, damit er ihre Tränen nicht sah. Jetzt würde er sie hassen. Ganz sicher würde er das. Sie verdiente es nicht anders, nach dem, was sie ihm angetan hatte. Aber wie schwer würde es sein, diesen Hass zu ertragen!
    Sie konnte immer noch die Stimme ihrer Mutter hören. Sie klang heiser von der Schwindsucht, als sie gemeinsam mit ihren Freunden dem kleinen Landkind beibrachte, wie man den Männern gefiel, damit die dafür zahlten. Sie hatten ihr Dinge gezeigt, von denen sie sich nicht vorstellen konnte, dass Männer und Frauen sie miteinander taten, bis sie es mit eigenen Augen gesehen hatte. Sie hatten über ihre Unschuld gespottet und sich lustig gemacht über ihre Vorstellungen von Liebe und Glück, und sie hatten ihr Aussehen kritisiert. Die boshaften, eifersüchtigen Freundinnen von Miriam Harris mit ihrem schrillen Lachen und ihren grellbunten Satinkleidern hatten in den grauen Nebeln von Portsmouth wie schillernde Paradiesvögel gewirkt.
    Sie hatte sich so sehr bemüht, alles zu tun, was die Mutter und ihre Freunde von ihr erwarteten, doch jedes einzelne der grausamen Worte hatte in ihr, die sie damals dreizehn Jahre alt gewesen war, seine Spuren hinterlassen. Jede Nacht, wenn sie auf den Kissen lag, die im Ankleidezimmer ihrer Mutter ihr provisorisches Bett bildeten, weinte sie sich in den Schlaf. Und jede Nacht schwor sie

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