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Die Lady in Weiß

Titel: Die Lady in Weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miranda Jarrett
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retten, und Lady Hamilton und er verliebten sich.“
    Caro verschränkte ihre Finger mit seinen. „Sie waren nie besonders diskret. Er lebt mit ihr in einem Haus außerhalb Londons. Natürlich können sie niemals heiraten, denn sie sind ja beide noch mit anderen Partnern verheiratet, und manche Leute sagen, dass sie Lord Nelsons Laufbahn bei der Marine ruiniert habe. Sir William hat es das Herz gebrochen, und was sie angeht - niemand wird sie jemals
    wieder empfangen.“
    Jeremiah fluchte und drückte ihre Hand fester. „Ich hätte Bertie erwürgen sollen“, sagte er wütend. „Ich hatte keine Ahnung, dass er das so gemeint hatte, sonst hätte ich ihn nicht davonkommen lassen.“
    Sie starrte ihn erschrocken aus weit aufgerissenen Augen an. „Nein, Jeremiah, das darfst du nicht! Ganz egal, was er gesagt hat, er ist der Kapitän, und wenn du ihn anrührst, werden die anderen auf dich losgehen. Denk nicht mehr daran, ich bitte dich. Morgen werden wir in Neapel sein, und ich möchte nicht, dass dir meinetwegen irgendetwas zustößt.“ „Nachdem er zu dir gesagt hat...“
    „Nein, Jeremiah, das hat nichts zu bedeuten“, entgegnete sie, doch der schmerzvolle Ausdruck in ihrem Gesicht strafte ihre Worte Lügen. „Viel mehr bedrückt mich, dass Kapitän Bertie irgendwie herausbekommen hat, wer ich bin. Sonst hätte er nicht solche Dinge zu mir gesagt. “
    „Aber du hast doch nichts getan, Caro!“ So viele Ungerechtigkeiten erzürnten ihn. „Es gibt nichts, wofür du dich schämen müsstest! “
    „Wirklich nicht?“ Sie war verheiratet mit einem Mann, den sie von Herzen liebhatte, aber sie liebte einen anderen. Zu spät hatte sie diesen Unterschied erkannt. War nicht das allein schon eine Sünde?
    Sie strich mit einem Finger über seine sanft geschwungenen Lippen. Bedauern und Sehnsucht lagen in ihrem Blick, und Tränen schimmerten plötzlich in ihren Augen. Wie anders wäre ihr Leben wohl verlaufen, wenn sie ihm früher begegnet wäre, wenn das Schicksal ihr anstelle von Frederick Jeremiah Sparhawk geschickt hätte?
    „Meine arme Caro“, flüsterte er und küsste sanft ihre Fingerspitzen, „mein armer Liebling.“
    Sie wusste, dass sie es nicht tun sollte, aber dennoch beugte sie sich vor, und Jeremiah legte schützend die Arme um sie. Er zog sie auf seine Knie, sie seufzte und schmiegte sich an seine Brust. Sein Herzschlag wirkte beruhigend, und sie schloss für einen Moment lang die Augen.
    „Was immer Kapitän Bertie auch gesagt hat - ich bin doch nicht so wie Lady Hamilton. Warum eigentlich nicht, frage ich mich? Hat sie mehr Mut? Ist sie schlechter, verdorbener oder leichtsinniger als ich? Oder ist sie vielleicht nur glücklicher, weil sie es gewagt hat, der Stimme ihres Herzens zu folgen?“
    An ihren Wimpern hingen Tränen, und sie barg das Gesicht an Jeremiahs Brust. „Ich weiß es nicht, Jeremiah“, sagte sie leise, und es war, als bräche ihr diese Erkenntnis das Herz. „Ich weiß es nicht, und ich werde es auch niemals erfahren.“
    In der Nacht legte sich der Wind, und entgegen ihren Erwartungen erreichte die Raleigh erst im Morgengrauen den Golf von Neapel.
    „Es ist wunderschön, nicht wahr?“, sagte Caro zu Jeremiah. Sie standen an Deck und beobachteten den Sonnenaufgang. Die Schlösser, die Villen und die pastellfarbenen Häuser mit ihren Dächern aus Terracotta und den hängenden Gärten wirkten in dem rosafarbenen Licht wie von Künstlerhand gemalt. „Irgendwie unwirklich, nicht wahr?“
    „Es wird sehr real werden, wenn du erst einmal da bist“, entgegnete Jeremiah. „Von hier aus gesehen, ist es ein hübsches Fleckchen Erde, aber hinter den hängenden Gärten findest du mehr hungernde Bettler, als du dir überhaupt vorstellen kannst.“
    Er hatte die Nacht damit verbracht, an Deck auf und ab zu gehen, anstatt zu schlafen. Vor allem aber wollte er vermeiden, in der Koje unter ihr zu liegen, sie so nah zu wissen und doch unerreichbar für ihn. Er war sicher, dass auch sie nicht schlief, obwohl sie sich nicht gerührt hatte, als er endlich in die Kabine kam. Sie war eine hervorragende Schauspielerin, aber selbst sie konnte ihre tiefen Gefühle nicht verbergen.
    Er wies nach steuerbord. „Sieh mal - das ist Berties berühmter Vulkan. “
    „Fühlst du dich nicht bedroht?“, fragte sie scherzend. Der Vesuv, dessen Gipfel hinter Wolken verborgen war, wirkte an diesem Tag alles andere als gefährlich. „Mit mir an deiner Seite und dem Vulkan dir gegenüber taumelst du sozusagen

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