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Die Lady in Weiß

Titel: Die Lady in Weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miranda Jarrett
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flottzumachen, Bertie hatte seine Aufgaben als Kapitän wieder übernommen, und so standen sie allein mitten auf dem Achterdeck, zwei Müßiggänger inmitten großer Geschäftigkeit. Zum ersten Mal, seit sie unterwegs waren, tat es Jeremiah nicht leid, nur Passagier zu sein. Wie sollte es das, wenn er Caro im Arm hielt?
    „Sie scheinen die Franzosen vertrieben zu haben“, sagte Captain Bertie leicht verdrießlich hinter ihnen. Caro befreite sich behutsam aus Jeremiahs Umarmung. „Ich schätze, ich muss mich jetzt bei Ihnen bedanken.“
    „Nur wenn Sie es wünschen, Kapitän“, sagte Jeremiah. Er war fest entschlossen, sich von diesem Mann nicht die Stimmung verderben zu lassen. „Ich habe auch meine Frau und mich gerettet, insofern war ich nicht ganz selbstlos, das können Sie mir glauben.“
    Bertie spuckte ins Wasser. „Die Art und Weise, wie Sie es getan haben, macht mir zu schaffen. All das Kriechen und Kratzen und Schmeicheln mit dem Franzosen! Ich hätte nie gedacht, dass ich eines Tages erlebe, wie ein dreckiger französischer Bastard an Bord meines Schiffes so behandelt wird.“ „Sie haben Ihr Schiff behalten, oder?“, fragte Jeremiah. Bertie war noch nicht überzeugt. „Die Gemütsverfassung Ihrer Frau hat sich auch verbessert, nicht wahr? Es sieht so aus, als hätte sie bei all dem Geplänkel mit dem Franzosen ihren armen toten Bruder völlig vergessen, und für eine Eng-
    länderin sogar ziemlich schnell.“
    Caro hielt den Atem an. Sie legte die Hand auf den Mund und verbarg sich hinter Jeremiahs breitem Rücken. Er hatte die Erregung auf ihrem Gesicht gesehen. Egal, ob Angst oder Überraschung der Grund dafür waren, er würde die Unverschämtheit des Kapitäns nicht länger hinnehmen.
    „Sie haben meine Frau erschreckt“, stellte er fest. „Was also wollen Sie damit sagen?“
    „Gar nichts, Sparhawk“, entgegnete Bertie mit herausfordernd erhobenem Kinn und hasserfülltem Blick. „Nichts gegen Sie oder Ihre kleine französisch sprechende Ehefrau. Kein einziges Wort.“
    Er stolzierte an die Reling, ehe Jeremiah etwas erwidern konnte. Erschüttert sah Caro ihn davongehen. Sie hielt sich schutzsuchend an Jeremiah fest. Sie hatte gehört, mit welcher Betonung Bertie das Wort „Ehefrau“ ausgesprochen hatte. Irgendwie musste er die Wahrheit erkannt haben, wahrscheinlich durch ihre eigene Unbesonnenheit. Sie dachte daran, wie sie hier an Deck mit Jeremiah gelacht und gescherzt hatte. Niemand würde glauben, dass sie wirklich verheiratet waren, so, wie sie sich verhielten. Nur Verliebte beachteten ihre Umgebung so wenig. Wenn sogar ein alter Knochen wie Bertie das sah, dann würde ihm sicher auch noch mehr dazu einfallen. Er würde sie ein Flittchen nennen, ein leichtsinniges Frauenzimmer, eine Hure ...
    „Ich werde nach unten in die Kabine gehen“, sagte sie zu Jeremiah und wandte sich der Treppe zu.
    Doch Bertie hatte sie ebenfalls gehört, fuhr herum und sah sie an. „Ich wollte Sie nicht verscheuchen, Mrs Sparhawk“, rief er. „Es sollte kein Angriff sein.“
    Sie glaubte ihm nicht. Zu oft schon hatte sie diese Art von Verachtung spüren müssen. „Ich bin müde, Kapitän Bertie, und ich möchte mich ausruhen.“
    Sein Blick glitt nervös von ihr zu Jeremiah, und er wischte sich mit der Hand über den Mund. „Es wäre schade, Mrs Sparhawk, wenn Sie einen so schönen Nachmittag da unten verbringen müssten.“
    Sie zögerte und sah fragend zu Jeremiah. Er hatte die Lippen zusammengepresst und sah so furchteinflößend aus, dass sie wusste: Wenn Bertie nur eine Bemerkung gegen sie machte, dann würde Jeremiah ihn in der Luft zerreißen. Das wollte sie um jeden Preis vermeiden. Außerdem wollte sie nicht zugeben, dass der englische Kapitän sie sehr wohl vertrieben hatte, und so überwand sie sich und blieb.
    Bertie hatte seine Pfeife hervorgezogen und bemühte sich jetzt, sie anzuzünden. Er schirmte sie mit den Händen vor dem Wind und der Gischt ab, so gut es ging. „Waren Sie jemals in Neapel, Mrs Sparhawk?“, fragte er schließlich. Die Pfeife hatte er in den Mundwinkel geklemmt. „Ein märchenhafter Ort. Und dieser verrückte Berg, der ständig Feuer speit! Sie nennen das einen Vulkan. Nicht, dass ich an so einem Ort leben möchte, aber es ist doch außergewöhnlich interessant.“
    Wieder sah sie zu Jeremiah hin. Sie hoffte, ein wenig von dem Schaden, den sie angerichtet hatte, wiedergutmachen zu können. „Ich habe gehört - das heißt, mein Mann hat es mir gesagt -,

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