Die Lady in Weiß
es hatte sich so vieles verändert, seit Frederick fort war. Sie hatte sich verändert.
Gott helfe ihr, was sollte sie nur tun?
Sie kamen an einem Garten vorbei, und der schwere, süße Duft voll erblühter Rosen hing in der Luft. Caro atmete tief ein und erinnerte sich.
Vor langer Zeit im Juni hatte sie Rosen in ihren zitternden Händen gehalten, als sie neben Frederick in der kühlen Kapelle von Blackstone House stand. Es waren keine Gäste da, nur zwei Zeugen - Mr Perkins und die Haushälterin. Der verschüchterte junge Kurator, der bei den Moncriefs seinen Lebensunterhalt verdiente, hatte sich bei der Trauformel ständig versprochen. Anschließend hatte sie ihren Namen unter den von Frederick in das Register eingetragen. Dabei war sie stolzer auf ihre schöne Schrift gewesen, die sie erst seit Kurzem beherrschte, als auf den Namen und den Titel, den sie schrieb.
Im Schlafzimmer waren noch mehr Rosen, in großen Porzellanvasen auf dem Kaminsims, auf dem Schreibtisch, auf den kleinen Tischchen neben dem Bett. Und als Caro die Decke wegzog, sah sie, dass noch mehr Rosenblätter über das Laken verstreut waren, das samtige Rot hob sich deutlich von dem weißen Leinen ab. Dann hatte sie in der Mitte des Bettes auf Frederick gewartet, die schweren Vorhänge waren zurückgezogen und sie fühlte, wie die Rosenblätter an ihren Zehen kitzelten, während sie ihrem eigenen Herzschlag lauschte.
Heute Nacht würde sie ihm gehören. Heute Nacht würde sie all das tun, was ihre Mutter sie gelehrt hatte, um ihm, ihrem neuen Ehemann, zu gefallen. Sie gehörte ihm nach Recht und Gesetz, und weil sie ihn liebhatte, wollte sie es tun. Sie hoffte nur, sie würde sich nicht schämen oder sich schlecht fühlen.
Schließlich war Frederick gekommen, in einem gelben Morgenrock und einer Nachtmütze. Sie hatte sich hastig abgewandt. Die Vertraulichkeit, ihn in dieser Aufmachung zu sehen, brachte sie schon in Verlegenheit. Die Matratze gab nach, als er sich auf die Bettkante setzte und ihre kalte Hand nahm.
„Du weißt, dass ich dir bisher noch nie wehgetan habe, Caro“, sagte er liebevoll, „und ich werde damit jetzt nicht beginnen. “
Besorgt sah sie zu ihm auf. „Aber als deine Frau ... “
„Ich weiß, was die Leute über einen alten Mann sagen, der eine junge Frau heiratet“, sagte er und lächelte nachsichtig. „Es unterscheidet sich nicht wesentlich von dem, was über alte Männer mit jungen Mätressen erzählt wird. Mir bedeutet unsere Liebe mehr, die so rein ist und nicht von animalischer Leidenschaft beschmutzt wird. Du bist in vieler Hinsicht für mich wie eine Tochter, nicht wie eine Ehefrau, und ich freue mich wie ein Vater über die Frau, die du geworden bist. “
Sie schüttelte verwirrt den Kopf, aber er hatte einen Finger auf seine Lippen gelegt und ihr bedeutet zu schweigen.
„Deine Unschuld ist ein seltenes Juwel, Caro, unbezahlbar. Du bist zu jung, um den Wert dessen zu erkennen, was du mir heute gegeben hast, aber ich bin es nicht. Ich freue mich. Eines Tages wirst du vielleicht anders darüber denken, und obwohl ich sehr traurig sein werde, werde ich es verstehen. “ „Aber ich liebe dich, Frederick!“, hatte sie ausgerufen. „Ich werde niemals jemanden so sehr lieben wie dich!“
„Ich liebe dich auch, Caro“, sagte er und küsste sie auf die Stirn. Seine Lippen fühlten sich so trocken wie Pergament an, und in seinen Augen lag ein Ausdruck von Zärtlichkeit und gleichzeitig von Trauer. „ Und weil ich dich liebe, werde ich es verstehen. “
Und jetzt endlich verstand sie es auch.
„Piraten?“, fragte der einbeinige Engländer und sah blinzelnd zu Jeremiah auf. „Wissen Sie, Sir, wir haben hier alle Sorten von Schurken in unserem kleinen Hafen. Piraten, Schmuggler, Korsaren, Heiden und Betrüger aller Art.“ Jeremiah hörte nur mit einem Ohr zu. Sein Blick schweifte über den Kopf des Mannes hinweg und über die neapolitanische Küste hin zu der weitläufigen mittelalterlichen Festung, dem königlichen Palast von Ferdinand IV, der den Hof beider Sizilien beherbergte. Die großzügigen Villen auf beiden Seiten gehörten anderen Adligen. Caro war jetzt in einer von ihnen, und er hätte zu gern gewusst, wie es ihr bei der alten Countess erging. Verdammt, er hätte darauf bestehen sollen, sie zu begleiten! Er war erst seit höchstens einer Stunde von ihr getrennt, und schon vermisste er sie mehr, als er es jemals für möglich gehalten hätte. Er nahm einen kleinen Stein, warf ihn über
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