Die Lady in Weiß
Zeuge!“
„Caroline Harris Moncrief“, sagte sie leise, „Countess of Byfield.“
„Das schwörst du bei allem, was euch Ungläubigen heilig ist?“
Sie nickte, und Tränen traten in ihre Augen. „Warum haben Sie Captain Sparhawk getötet?“
Hamil schnaufte verächtlich. „Er ist genauso wenig tot wie ich, Mylady. Aber wenn er aufwacht, wird er sich wünschen, es zu sein. Wenn ich ihn töten wollte, hätte ich es getan, aber welchen Nutzen bringt mir ein toter Mann?“
Ungläubig und erstaunt starrte sie ihn an. Sie wollte neben Jeremiah niedersinken, doch Hamils Hand riss sie zurück.
„Komm“, sagte er grob. „Ich bin jetzt dein Herr, und du darfst nicht mehr an ihn denken.“
Langsam und qualvoll fand Jeremiah zurück ins Bewusstsein. Er war auf einem Schiff. Das erkannte er an dem sanften Schaukeln und dem leisen Rauschen der Wellen. Das vertraute Geräusch beruhigte ihn. Sein ganzer Körper tat weh, aber der furchtbare, brennende Schmerz konzentrierte sich an seiner linken Schläfe, als ob das, was ihn verursacht hatte, noch immer dagegenhämmerte. Er wollte sich zusammenrollen und wieder in die schützende Bewusstlosigkeit zurücksinken, doch seine Beine waren zu schwer. Er konnte sie nicht bewegen.
Aus weiter Ferne hörte er, wie eine Frau seinen Namen rief. Ihre Stimme war sanft und schien ihm vertraut. Instinktiv drehte er den Kopf, um Trost zu suchen, doch die Bewegung verursachte ihm erneut Schmerzen, und er stöhnte.
„Jeremiah, Liebster, alles wird wieder gut“, flüsterte Caro, während sie ein feuchtes Tuch, ein Stück von ihrem Unterrock, auf die Schwellung an seinem Kopf legte. Man hatte ihr nur einen Eimer Wasser gegeben, um ihn zu behandeln, und eine Lampe, um die Ratten hier unten in Hamils Schiff von ihm fernzuhalten, und sie musste dankbar sein, dass man ihr wenigstens das gewährte. Die Wunde an Jeremiahs Kopf war nicht so schlimm, wie Hamil es gesagt hatte, doch die Schwellung bereitete ihr Sorgen, denn es konnte eine größere Verletzung die Ursache sein. „Du wirst wieder gesund, das schwöre ich dir. Oh, Liebster, kannst du mir jemals verzeihen?“
„Was, um Himmels willen, hast du jetzt wieder angestellt?“, fragte Jeremiah matt.
Mit einem leisen Aufschrei beugte Caro sich tiefer über ihn. „Dulebst!“
Er zwang sich, die Augen einen Spaltbreit zu öffnen. Ihr angespanntes, sorgenvolles Gesicht verschwamm vor seinen Augen. „Verdammt.“
„Hier, trink.“ Vorsichtig hob sie seinen Kopf, damit er aus der Schöpfkelle trinken konnte. „Aber beweg dich möglichst wenig.“
„Ich kann nicht. Was ist mit meinen Beinen passiert?“ „Nichts“, sagte sie wütend. „Hamil hat dich in Eisen legen lassen. Wohin seiner Meinung nach ein bewusstloser Mann schon gehen könnte, kann ich dir allerdings auch nicht sagen.“
Hamil. Sofort fiel ihm die Szene an Deck wieder ein. „Ich hätte dir niemals die Pistole geben dürfen. Sie hätten dich töten können. “
„Ich hatte befürchtet, du könntest etwas Unüberlegtes tun“, gestand sie. „Ich dachte, ich könnte ihn erschießen, weil niemand auf mich achtete. Dich hätten sie umgebracht, wenn du dich nur bewegt hättest.“
„Mir scheint, sie haben es trotzdem versucht.“
„Ich weiß.“ Betrübt ließ sie den Kopf sinken. „Ich habe noch mehr Fehler gemacht, Jeremiah. Es war Fredericks Mutter, die uns verraten hat. Sie hat uns an Tomaso verkauft wie Schafe auf dem Marktplatz. Dein Pech war, dass du bei mir warst. Oh, ich weiß, ich hätte ihr niemals vertrauen dürfen, aber um Fredericks willen habe ich geglaubt, was ich glauben wollte. “
Jeremiah streckte den Arm aus und nahm ihre Hand. Er verstand, warum sie es getan hatte, vielleicht sogar besser als sie selbst. Er hatte eine Familie, und es schmerzte ihn, sich vorzustellen, wie sehr sich Caro nach elterlicher Liebe und Zuneigung sehnte. So sehr, dass sie sich einer so bösartigen Frau wie Fredericks Mutter zugewandt hatte.
„Es ist vorüber, und ich bin am Leben“, sagte er und fragte sich, ob die Liebe allein ihn so veränderte oder ob der Schlag auf den Kopf vielleicht auch damit zu tun hatte. Vor noch nicht allzu langer Zeit hätte er ihr diese Vertrauensseligkeit vorgeworfen und sie ihrer verzweifelten Situation wegen getadelt. Aber jetzt sah er nur, dass alles noch viel schlimmer sein könnte. Sie waren beide am Leben, und sie waren noch immer zusammen. „Ich möchte nichts mehr davon hören, dass alles deine Schuld ist.“
„Du bist
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