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Die Lady mit dem Bogen

Die Lady mit dem Bogen

Titel: Die Lady mit dem Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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größere Gefahr, da der König sich an jenen rächen würde, die sich auf die Seite der Königin und ihrer Söhne geschlagen hatten. Und wenn er sich heimlich davonmachte, würde sie ihm zweifellos folgen. Der einzige Weg, sie zu schützen, war vielleicht, sie mitzunehmen.
    Er legte den Arm um ihre Taille und zog sie an sich. Den Kopf an ihr weiches Haar gelehnt, flüsterte er: »Wir gehen zusammen, aber beide müssen wir verbergen, auf welcher Seite wir stehen.«
    »Das werde ich. Ich verspreche es, Saxon.«
    »Ich auch.« Nie war er weniger sicher gewesen, einen Schwur halten zu können.

kapitel 18
    M allory zog ihren Umhang fester um sich und sah die Männer, die auf sie zeigten, finster an. Sie trug ihren Bogen, während sie mit Saxon durch das Lager schritt, in dem König Henry der Ältere seine Verbündeten um sich gesammelt hatte. Die Männer fanden dies offenbar belustigend.
    »Was glaubt ihr, lässt er sich sein Essen von ihr nicht nur kochen, sondern auch erlegen?«, rief einer.
    »Vielleicht braucht auch sie einen Pfeil, der sie trifft.« Brüllendes Gelächter folgte dieser Bemerkung. Saxon tat, als hätte er nichts gehört, deshalb stellte auch sie sich taub, als die Rufe immer derber wurden, je weiter sie ins Lager vordrangen. Wo zwischen den Felsblöcken einst Gras gewachsen war, gab es nur noch Schlamm, der bei jedem ihrer Schritte an den Schuhen sog. Und sie wünschte sich die Pferde herbei, die sie auf dem größten Teil des Weges von Poitiers hierher geritten hatten. Sie hatten die ermatteten Tiere gegen Brot und frisches Hasenfleisch getauscht, da sie nicht beritten im Lager ankommen durften, ohne unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    Fast hätte sie aufgelacht, doch war sie schon zu müde. Auch zu Fuß zog sie viel zu viele Blicke auf sich.
    Um diesen lüsternen Blicken auszuweichen, besah sie sich die am Flussufer aufgeschlagenen Zelte. Um welchen Fluss es sich handelte, wusste sie nicht sicher, doch fiel ihr auf, dass er stark verunreinigt war. Als sie sah, dass Frauen versuchten, im Wasser Wäsche zu waschen, musste sie gegen Übelkeit ankämpfen. Wie konnte man meinen, die Wäsche sauber zu bekommen, wenn das Gewässer ein Stück weiter flussaufwärts als Latrine diente? Einige Zelte waren farbig, die meisten aber waren triste und mit schwarzen Schimmelflecken übersät. Bei jedem Atemzug drohte sie zu ersticken, da es hier nach ungewaschenen Körpern, verdorbenen Speisen, verwesenden Gliedmaßen und nach Tod roch.
    Als Saxon vor einem Zelt stehen blieb, fragte sie sich, warum er ausgerechnet dieses unter den vielen am Ufer verstreuten gewählt hatte. Es war wenig mehr als eine Stange zwischen zwei Bäumen, über die man ein Stück Stoff gehängt und an beiden Seiten auf dem Boden angepflockt hatte, damit der Wind es nicht wegblasen konnte. Er bückte sich und schob eine Zeltklappe beiseite.
    »Dieses ist leer«, sagte er und ließ seinen Sack von der Schulter gleiten.
    Er fing ihn auf, ehe er in den Schlamm fallen konnte, und hängte ihn an die Zeltstange, die aus dem einfachen Zelt herausragte. »Ich helfe dir.«
    Als seine Finger ihren Nacken streiften und er ihren Reisesack herunterhob, den sie die über zwei Dutzend Meilen von Poitiers hergetragen hatte, war ihr, als müsste sie sich auf der Stelle in seine starken Hände sinken lassen. Die strapaziöse Reise hatte sie so erschöpft, dass sie die letzten drei Nächte in seinen Armen nur geschlafen hatte, da ihnen keine Kraft für etwas anderes geblieben war. Und jetzt wollte sie ein Bad und ein sauberes Nachtlager und seine Arme um sich, um sich mit ihm in Ekstase zu verlieren.
    »Wo ist das Zelt des Königs?«, fragte sie, als sie ihren Sack neben seinen hängte.
    »Weiter flussaufwärts, wo das Wasser nicht so verschmutzt ist, schätze ich.« Er lächelte müde. »Zumindest würde ich dort mein Zelt aufschlagen, wenn ich König wäre.«
    »Ist dein Vater auch hier?«
    Sein Lächeln erlosch. »Ich denke schon, bin aber nicht sicher, ob ich zu ihm gehen soll. Inzwischen wird er von Godards Tod erfahren haben. Wenn er hört, dass ich hier bin, wird er mich suchen lassen, da ich nun der zärtlich geliebte Erbe bin. Und dein Vater? Ist er nicht auch hier?«
    »Ich nehme es an, doch wird er kein Interesse haben, mich zu sehen.« Sie sah es als Erfolg an, dass in ihrem Ton keine Bitterkeit mitschwang. Ihr Vater hatte ihr das Leben viel zu lange schwer gemacht. Damit war jetzt Schluss, da Saxon ihr gezeigt hatte, dass nicht alle

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