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Die Lady mit dem Bogen

Die Lady mit dem Bogen

Titel: Die Lady mit dem Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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»Die Äbtissin wählte Euch als die Treffsicherste der Abtei aus. Sind es nur Waffen, mit denen Ihr so geschickt umgehen könnt, oder könnt Ihr auch die Gedanken der Menschen um Euch lesen?«
    »Verzeiht«, sagte sie in ihrem sittsamsten Ton. »Ich habe die Königin schon zu lange warten lassen.«
    »Halt!«, rief er, als sie sich umdrehte und gehen wollte.
    Sie wäre weitergegangen, hätte Fitz-Juste ihr nicht den Weg vertreten. Leise sagte sie: »Die Königin erwartet mich.«
    »Ihr seid hier nicht in Eurem Kloster. Ihr seid in Poitiers, wo die Königin dem glänzendsten und prächtigsten Hof, den es je gab, vorsteht. In der Abtei hat Euer Anblick im Nachthemd die Königin vielleicht nicht gestört, hier aber erwartet sie, dass Ihr Euch aufs Beste präsentiert.« Er zupfte an ihrem Schleier.
    Sie hob die Hand, um den Schleier festzuhalten, dann zuckte sie zusammen. »Ich sehe ordentlich aus.«
    »Euer Schleier war schief.« Sein Lächeln verschwand. »Fühlt Ihr Euch schon so gut, um der Königin gegenüberzutreten? Ihr habt einen heftigen Schlag auf den Kopf abbekommen. Als ich Euch hierherbrachte, habt Ihr Unsinn gebrabbelt.«
    »Unsinn? Was habe ich gesagt?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Unsinn eben.« »Was für Unsinn?«
    »Sinnloses Zeug, zum Teil unverständlich.« Sein Auflachen war eisig. »Vergangene Sünden oder welterschütternde Geheimnisse habt Ihr nicht verraten.«
    »Woher soll ich wissen, dass Ihr die Wahrheit sagt?« Zu gern hätte sie gewusst, was sie verraten hatte. Da er so vehement darauf beharrte, sie hätte nichts Vernünftiges geäußert, war anzunehmen, dass sie Dinge gesagt hatte, die er nicht verstand.
    »Habe ich Euch jemals belogen?« Er beugte sich vor, bis seine Augen ein Fingerbreit vor ihren waren. »Ich war aufrichtig, als ich sagte, es wäre klüger gewesen, wenn Ihr die Euch gestellte Probe im Kloster nicht bestanden hättet.«
    »Ich diene der Königin.« Ihr Ton blieb ruhig, doch wich sie vor ihm zurück und blieb erst stehen, als sie mit den Fersen gegen die Stufenkante stieß.
    »Keine Frage, doch dachte ich, Ihr wäret klug genug, im Kloster zu bleiben.«
    »Ihr zweifelt an meinem Gehorsam?«
    Einer seiner Mundwinkel zuckte. »Ich dachte, Ihr wäret gewillt, auf Ratschläge zu hören, Schwester Mallory.«
    »Ich werde hier korrekt mit Lady Mallory angesprochen.«
    »Lady?«
    »So sprach mich die Königin an.«
    Er lachte kurz auf. »Auch wenn die Königin ein Schäfchen ›Mylady‹ nennt, ändert das nichts an der Wahrheit.«
    »Mein Vater ist Earl, deshalb steht mir rechtmäßig der Titel Lady Mallory de Saint-Sebastian zu.«
    »Ihr seid Lord de Saint-Sebastians Tochter?«
    Sie nickte und wünschte, sie hätte es nicht erwähnt, doch gehörte ihr Name ihr. Die Äbtissin hatte sie vor dem Verlassen des Klosters eigens darauf aufmerksam gemacht, dass die Königin erwarte, sie würde ihn benutzen.
    »Ich traf Euren Vater mehrmals«, sagte er. »Beim letzten Mal brüstete er sich mit seiner jungen Frau und den strammen Zwillingssöhnen, die sie ihm geschenkt hat. Dass er noch eine Tochter hat, erwähnte er mit keinem Wort.«
    Mallory sagte nichts, als sie um ihn herumging, doch drehte sie ihm nicht den Rücken zu. Ihr Vater konnte von Gold und Macht nicht genug bekommen, ließ sich jedoch von seinen Trieben zu oft ablenken. Von dem Moment an, als es sich zeigte, dass sie den letzten Wunsch ihrer Mutter erfüllen und ins Kloster gehen wollte, hatte er ihre Existenz einfach ignoriert. Ihr einziger Wert für ihn hatte darin bestanden, ihm mehr Vermögen und Einfluss zu verschaffen, wie er ihr vorhielt, ehe sie ihr Vaterhaus verließ.
    »Ich sage Euch ein letztes Mal, Mylady, dass Ihr gut beraten wäret, sofort nach England zurückzukehren. Die Intrigen am Hof der Königin und der Aufruhr, der hier zu Lande tobt, sind nichts für die Tochter eines Earl, ob Ordensschwester oder Lady.«
    »Warum liegt Euch so daran, dass ich zurückgehe?« Ihre Augen wurden schmal, als ihre Finger nach dem Griff ihrer Klinge tasteten. »Aus welchem Grund wollt Ihr, dass ich meine Verpflichtung nicht erfülle?«
    Ehe er antworten konnte, wurde sein Name gerufen. Eine Frau eilte die Gartentreppe herauf. »Saxon, wie lange lässt du mich noch allein?«, flötete die Blondine hinter ihm, ihr Kinn auf seinen Rücken stützend, während ihr in hellblaue Seide gehüllter Arm sich um ihn schlang.
    »Elita, ich sagte, dass ich bald käme.« Er befreite sich von ihren besitzergreifenden Fingern, drehte

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