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Die Lady mit dem Bogen

Die Lady mit dem Bogen

Titel: Die Lady mit dem Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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sich um, umschloss ihre Finger mit seiner Hand und bog sie zu einer Faust.
    »Wann? Ohne dich bin ich ganz vereinsamt.«
    Mallory, die an sich halten wollte, entschlüpfte dennoch ein gedämpftes Auflachen. Als Fitz-Juste einen Blick über seine Schulter warf, war ihre Miene wieder gefasst und ruhig.
    »Wer ist die denn?« Die Worte der blonden Frau waren mit Gift getränkt.
    »Elita«, sagte er mit mehr Geduld, als er sie bei Mallory je gezeigt hatte, »geh zu den anderen. Sobald es sich einrichten lässt, komme ich zu dir. Was ich mit Schw – mit Lady Mallory zu besprechen habe, ist sehr wichtig.«
    »Dass du bei mir bist, ist auch wichtig.« Sie lehnte sich an ihn und strich über seinen Unterleib.
    Mallory hatte genug gesehen. Sie drehte sich auf dem Absatz um und ging. Vielmehr wollte sie gehen, doch die rasche Bewegung wurde ihr abermals zum Verhängnis. Sie wollte sich nicht eingestehen, dass Ruby recht gehabt hatte, als sie ihr riet, sie solle der Ruhe pflegen. Aber Mallory hätte dieses Problem ja nicht gehabt, wenn sie einem anderen und nicht Fitz-Juste begegnet wäre.
    Wieder ersparte seine starke Hand unter ihrem Ellbogen ihr die Blamage eines Zusammenbruchs. Kaum konnte sie wieder allein stehen, als sie seine Finger auch schon wegschob.
    »Ihr solltet wieder das Bett hüten«, sagte er. »Ihr habt viel Blut verloren.«
    »Ach?«
    »Als Beweis zeige ich Euch gern mein ruiniertes Gewand.«
    Es bedurfte keines Wahrheitsbeweises. Jede ihrer unsicheren Bewegungen verriet es. Sie musste diesem Gespräch ein Ende machen und sich der Königin präsentieren. Sie sprach es aus und fügte hinzu: »Ihr seid zu beschäftigt. Ich werde jemand anderen fragen, wie ich zu den königlichen Gemächern gelange.«
    »Ich bringe Euch zur Königin.« Er bot ihr seinen Arm.
    Sie zögerte nur kurz. Ihr Stolz durfte sie nicht davon abhalten, ihre Pflicht zu erfüllen. Sie legte die Finger auf seinen Arm. »Ich danke Euch, Fitz …«
    »Die Damen nennen mich Saxon.«
    Sie blickte zurück zu der Frau, die er Elita genannt hatte, und die sie nun vom Fuß der Treppe aus genau beobachtete. »Das kann ich mir denken. Sicher rufen sie Euch oft so.«
    »Euer Sarkasmus wird Euch hier nicht weit bringen«, knurrte er. »Hier spricht man lieber von Liebe und Ritterlichkeit und großen Taten.«
    »Spricht man hier lieber davon, als sie zu vollbringen? Wenn dies Euer bevorzugter Zeitvertreib ist, lasst Euch durch mich nicht davon und von Euren Damen abhalten.« Sie nahm ihre Hand von seinem Arm. »Ich brauche Eure Hilfe nicht.«
    »Nein?« Er passte sich ihren Schritten an, als sie weiter den Gang entlangeilte. »Was für eine irregeleitete Unschuld Ihr doch seid! Täuschung ist hier weit verbreitet, und wer heute ein Verbündeter ist, kann morgen zum Feind werden. Treuegelöbnisse werden in den von König Henry dem Älteren beherrschten Ländern laufend gebrochen. In Zeiten wie diesen jemandem Vertrauen zu schenken ist töricht.«
    »Kann man denn Euch vertrauen?«
    »Ich würde nie einen Treueid brechen.«
    »Ich auch nicht. Ich werde alles mir Mögliche tun, um der Königin zu dienen.« Sie deutete den Korridor entlang. »In diese Richtung?«
    Anstatt zu antworten, führte er sie wieder eine Treppe hinauf. Er ging langsam, damit sie die Stufen erklimmen konnte, ohne zu stolpern. Oben angelangt, zog er sie zur nächsten Treppe. Sie stiegen immer höher, bis sie vermeinte, die Wolken erreicht zu haben.
    Die Tür, vor der er innehielt, war schlicht wie auch die anderen, die sie passiert hatte. Als er anklopfte, wurde rasch geöffnet. Eine Dienerin ließ sie unter Verbeugungen in einen leeren Raum ein und bat sie zu warten, während sie sie bei der Königin anmeldete.
    »Woher weiß sie, wer ich bin?«, fragte Mallory.
    »Wie viele Frauen gibt es wohl in diesem Palast, die Bogen und Köcher tragen?«, erwiderte Saxon mit dem kühlen Lächeln, das ihr immer widerwärtiger wurde.
    Mallory war zu ihrer Erleichterung durch das Eintreten der Dienerin einer Antwort enthoben. Sie wurden durch eine Tür gebeten.
    Ihr stockte der Atem beim Anblick des prächtigen Gemaches. Jedes einzelne Stück, vom Sessel bis zu einer riesigen Anrichte, wies kunstvoll geschnitzte Verzierungen auf, vor den Fenstern hingen Seidendraperien, seidene Kissen lagen auf den Stühlen. Vor einem großen Kamin, an dem einigen Frauen mit Stickarbeiten beschäftigt waren, lagen Kissen auf dem Boden.
    Als eine der Damen aufstand, beugte Mallory die Knie und sah schweigend zu, als

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