Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lady mit dem Bogen

Die Lady mit dem Bogen

Titel: Die Lady mit dem Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
Vom Netzwerk:
Training äußerte, das sie für den Schutz der Königin für unerlässlich hielt. Er umschloss ihre Hand mit seinen Fingern. Eine Frauenhand wie diese hatte er noch nie berührt. Nicht weich und wohlriechend. Ihre Haut verriet, wie hart sie gearbeitet hatte, um zu dieser Meisterschaft im Bogenschießen zu gelangen. Und doch konnte er sich keine Haut vorstellen, die er lieber liebkost hätte.
    »Ihr werdet doch kommen, oder?«, fragte Godard.
    »Ich soll zu Eurer Hochzeit kommen?« Mallorys Erschrecken glich jenem Saxons, da sie nicht geglaubt hatte, dass Godard die Demütigung vergessen würde, die sie ihm zufügte, als sie ihn rettete.
    »Natürlich möchten wir, dass Ihr kommt. Ihr kommt doch, oder?«, wiederholte Godard mit breiter werdendem Lächeln und einem Blick auf ihre verschlungenen Hände.
    Saxon sagte nichts. Einst, vor vielen Jahren, hatte er es seinem Bruder nachgesehen, als dieser nicht begreifen wollte, dass seine Erstgeburt ihm Vorrechte verlieh, die dem Zweitgeborenen verwehrt waren. Das hatte sich an dem Tag geändert, als Godard für seine Teilnahme an einem Schwertkampfwettbewerb höchstes Lob erntete, während Saxons Siege ignoriert wurden – nicht nur von seinem Vater, sondern auch von seinem Bruder selbst, der das Lob als ihm gebührend hinnahm. Saxon hatte sich an dieses Verhalten gewöhnt und kränkte sich nicht mehr wie damals, als ihm klar wurde, dass er nur für den Fall gebraucht wurde, dass der geliebte Erbe es nicht schaffte zu überleben.
    »Ich will es versuchen«, erwiderte Mallory. »Sollte die Königin mich brauchen, werde ich den Palast nicht verlassen können.«
    Ehe Godard sich noch weiter äußern konnte, sah Saxon den Comte an, der mit überlegenem Lächeln zuhörte. »Sicher kennt Ihr Lady Mallory de Saint-Sebastian, Comte du Fresne.«
    »Mylady«, murmelte der Comte und beugte sich über ihre Hand, als Godard mit der Dame und d’Ambroise hinaus in den Garten schlenderte. »Ein holdes Geschöpf, das der Schönheit dieses holden Abends erst den richtigen Glanz verleiht.«
    »Es freut mich, Euch zu treffen, Mylord.« Mit einem Blick, der Saxon galt, sagte sie: »Ich muss Euch sofort sprechen.«
    Saxon bemerkte die Verblüffung des Comte, weil eine Frau ihm so rasch ihre Aufmerksamkeit entzog, um sie einem jüngeren Sohn zuzuwenden. »Ich versprach dem Comte, ihn Lady Elita vorzustellen, die es kaum erwarten kann, seine Bekanntschaft zu machen. Hat unser Gespräch etwas Zeit?«
    »Aber gewiss.« Ihre Antwort war ruhig, doch konnte er trotz der einfallenden Dunkelheit die Unruhe in ihren Augen sehen. Mit einer Neigung des Kopfes, die dem Comte galt, fuhr sie fort: »Hoffentlich findet sich bald Gelegenheit zu einem Gespräch mit Euch, Comte du Fresne. Wie Ihr seht, gilt mein Interesse dem Bogenschießen. Ich freue mich schon, mit Euch über diese Kampfkunst zu plaudern.«
    Der Comte wartete kaum ab, bis Mallory, gefolgt von ihrem Hündchen Chance außer Hörweite war, und fragte: »Bogenschießen? Was meinte sie nur? Bogen sind etwas für Bauern, die sich ein gutes Schwert nicht leisten können.«
    »Ihr müsstet doch wissen, dass Frauen einem zuweilen Rätsel aufgeben können?« Mit einem leisen Auflachen bedeutete Saxon dem Comte, mit ihm zu kommen. Bei näherer Bekanntschaft würde Mallory bald merken, dass du Fresne im Umgang mit Waffen, gleich welcher Art, ähnlich ungeschickt war wie Godard. Daher galt es, einen Weg zu finden, um zu verhindern, dass sie viel Zeit mit dem Comte verbrachte.
    Als er dem Comte die affektiert lächelnde Elita vorstellte, fragte Saxon sich unwillkürlich, ob er ihn von Mallory wirklich nur deshalb fernhalten wollte, damit sie nicht merkte, wie ungeschickt er Waffen handhabte. Titel und Vermögen gestatteten es du Fresne, sich nach Gutdünken zu vermählen. Selbst wenn Fresne an Elita großen Gefallen fand, würde er ihrer vielleicht rasch überdrüssig werden. Mallory aber war eine reizvolle Frau, mit der es keine Langweile geben konnte, da sie immer für Überraschungen gut war.
    Saxon zwang sich zur Konzentration. Er hatte sich am Springbrunnen niedergelassen, um just auf diese Gelegenheit zu warten, die sich jetzt ergab. Er stellte den Comte Elita vor, trat dann beiseite und tat so, als würde er seine Laute stimmen, während der Comte und Elita mit neckischen Worten und mit Blicken, die beide zur Perfektion verfeinert hatten, das Spiel des Werbens begannen.
    Als sich der Comte über Elitas Hand beugte, versprach er, sich später mit ihr

Weitere Kostenlose Bücher