Die Lady mit dem Bogen
Männern zu vertrauen. Ihm zu vertrauen. Und in seiner Nähe traute sie sich selbst nicht. Er wollte sie dahingehend beruhigen, dass sie nie ein Opfer sein konnte wie ihre Mutter. Er bezweifelte, ob sie auf ihn hören und die Mauern des Schmerzes, die sie um sich herum errichtet hatte, einreißen würde, um das Glück zu genießen, das sie in seiner Umarmung finden konnte.
»Das ist ja schrecklich!«, beklagte sich Elita, die nun quer über seinen beiden Beinen lag.
Saxon wollte ihr beipflichten, rief sich dann aber in Erinnerung, dass Elita keinen Zutritt zu seinen Gedanken hatte. Er lächelte ihr zu. Sie war eine goldhaarige Schönheit, deren üppige Formen ein feiner Stoff umhüllte, der die Konturen ihres Körpers ahnen ließ. Als er mit der Königin nach St. Jude’s Abbey aufgebrochen war, hatte Elita ganz im Banne eines Spielmannes gestanden, der an den Hof gekommen war, um seine Kunst gegen Essen und Unterkunft anzubieten. Er hatte weit mehr erhalten, da Elita ihn in ihr Bett gelassen hatte. Sie waren unzertrennlich gewesen, bis der Troubadour sich empfahl. Falls sie seinen Abschied bedauerte, war es Saxon entgangen, da sie ihn rasch als nächsten Anwärter für Bettserenaden auserkor.
»Was ist schrecklich?«, fragte er, in seinem Geklimper innehaltend.
»Warum spielt Ihr eine so wenig klangvolle Musik?« Sie rümpfte ihre vollendete Nase, ihr Schmollen ließ ihre Lippen noch voller erscheinen. »Spielt doch die liebliche Weise von letzter Woche, Saxon.« Sie verlagerte ihre Stellung so, dass ihre vollen Brüste seinen Schenkel streiften. »Das Lied von der holden Maid, die sich dem kühnen Recken hingab, und von der Ekstase, die beide erlebten.«
Er bewegte die Laute, ehe ihre gleitende Berührung ihn vergessen ließ, dass er kein Interesse hatte, der nächste in der langen Reihe ihrer Liebhaber zu sein. »Für diese Weise bin ich heute nicht in Stimmung. Ich denke eher an die unerwiderte Liebe eines Mannes, der für seine Angebetete sein Leben ließ, ohne zu ahnen, dass sie keinen Gedanken an ihn verschwendet.«
»Was für eine garstige Geschichte!«
»Wenn das Lied fertig ist, wird es hoffentlich ebenso Euren Gefallen finden wie meine anderen Werke.«
»Ach, Saxon«, flötete sie, »Ihr seid doch der … seht doch, wer da kommt!« Sie kicherte, als sie an Saxon vorüberblickte, doch verlieh ihre Miene ihr den Ausdruck eines Tieres, das bereit ist, sich auf eine wehrlose Beute zu stürzen.
Er stützte seinen Arm leicht auf den geschwungenen Lautenhals und drehte sich um, um zu sehen, was Elita so verlockend fand. Dieses törichte Frauenzimmer hatte nichts anderes im Kopf, als einen Mann dazu zu bewegen, ihr zu Ehren ein Gedicht oder ein Lied zu verfassen. Ehre? Was sie an Ehre besessen hatte, war längst gegen die Aufmerksamkeit, die sie suchte, eingehandelt worden. Fast hätte er aufgelacht, doch blieb ihm das Lachen im Hals stecken, als er sah, wer im Garten stand.
Philippe du Fresne hatte Schultern, die vermuten ließen, dass er mit jeder Hand ein Rind hochheben konnte, ohne dass sich auf seiner Stirn ein Schweißtropfen gezeigt hätte. Angetan mit seinem nobelsten Gewand mit den Farben seiner Familie, Rot, Blau und Gelb, war er jeder Zoll ein Adliger des Reiches.
Ohne Elitas Proteste zu beachten, erhob sich Saxon. Sie umfasste seinen Knöchel. Er bückte sich und entfernte ihre parfümierte Hand, um sie an seine Lippen zu führen, hielt aber inne, als sie flüsterte: »Werdet Ihr mich Eurem Freund vorstellen?«
»Natürlich, meine Liebe. Ich komme mit dem Comte wieder, sobald es sich einrichten lässt.«
»Jeder Moment ohne Euch ist eine Ewigkeit.«
»Eine Ewigkeit«, stimmte er ihr zu und ließ ihre Hand los.
Ehe sie ihn mit einer anderen Bemerkung aufhalten konnte, stieg er schon die Stufen zum Eingang hinauf.
»Ich hätte mir denken können, dass ich Euch in einem Garten beim Lautenspiel antreffen würde«, äußerte du Fresne verächtlich. »Wohl kaum der Zeitvertreib, den ich bei jemandem Eures Schlages erwarten würde. Seid Ihr es nicht schon überdrüssig, Euch hinter Weiberröcken zu verstecken wie Euer Bruder?« Sein Blick konzentrierte sich auf Elita. »Wiewohl ich an Eurer Gesellschaft keinen Fehl finden kann.«
»Meine Gesellschaft wünscht Euch vorgestellt zu werden.«
Was du Fresnes über Godard gesagt hatte, nahm er unwidersprochen hin, da sein Bruder bekannt dafür war, dass er das Bett seiner Geliebten den ritterlichen Kampfkünsten vorzog. Er würde sich vom Comte
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