Die Lady mit dem Bogen
der Comte oder einer seiner Leute.«
»Woher wollt Ihr das wissen?«
»Du Fresne fasste Eure Andeutung, er befasse sich mit Bogenschießen, als Beleidigung auf. Ein Bogen sei eines Ritters unwürdig, erklärte er, ganz gleich, ob er im Dienst des Königs oder der Königin steht oder sonst jemandes Partei ergreift.«
Sie griff nach dem Pfeil und tat ihn zurück in den Köcher. »Wir haben auf zu viele Fragen keine Antworten, Saxon.«
Er trat zu ihr und strich mit dem Finger über das obere Ende ihres Bogens. »Vielleicht sollten wir nicht mehr nach Antworten suchen und uns mit dem begnügen, was direkt vor uns ist.«
»Wie könnt Ihr das sagen? Wir sind hier, um der Königin zu dienen. Finden wir keine Antwort auf die Frage, warum jemand ihr nach dem Leben trachtet …«
»Die Antwort darauf kennen wir. Sie ist eine starke Frau, und die Menschen fürchten starke Frauen.« Nachdenklich strich er den Bogen entlang. »Und wer starke Frauen fürchtet, ist entschlossen, sie zu vernichten.«
»Saxon …«
Er sah sie ausdruckslos an und drehte sich um. »Ich sollte gehen.«
»Ich wünschte, Ihr würdet bleiben.«
Er hielt inne, ohne sie anzusehen. »Mallory, seht Euch mit Euren Wünschen vor.«
»Ich wünschte, Ihr würdet bleiben.«
»Um über eine neuerliche Falle für Malcoeur zu reden?«
»Wenn Ihr wollt.«
Er fuhr fort, die Tür anzustarren. »Und was wollt Ihr?«
Sie ging zu ihm und lehnte ihre Wange an seine Schulter. »Ich will, dass Ihr bleibt«, flüsterte sie und umfing ihn.
»Das darf ich nicht. Ich sagte Euch schon, dass ich Euch nicht die lebenslange Bindung bieten kann, die Ihr ersehnt.«
»Das ist es nicht, was ich für heute Nacht ersehne.«
»Aber am Morgen werdet Ihr anders darüber denken!«
Sie schloss die Augen, als sie ihre Arme löste und zurücktrat. Er hatte recht. Er hatte keinen Grund zu bleiben, da sie ihn vor wenigen Stunden beschuldigt hatte, wenig besser als ein Lügner zu sein. Als er hinausging und die Tür hinter sich schloss, sah sie es schweigend mit an. Sie hatte nicht geglaubt, dass er gehen würde.
Als Mallory sich zu ihrem leeren Bett umdrehte, öffnete sich die Tür wieder. Ihre Schultern wurden gepackt, sie wurde in Saxons Arme gezogen. Er stieß die Tür mit dem Fuß zu und flüsterte: »Es ist nicht mein Bett, es ist Eures.«
»Was redet Ihr da?«
»Es geht um ein gegebenes Versprechen, das ich halten muss.«
Sie sah ihn verblüfft an. »Ein Versprechen, bei dem es um mein Bett geht?«
»Nein, um meines.«
»Ihr redet sinnloses Zeug.«
»Richtig. Es ist sinnlos, dazustehen und zu reden, wenn wir doch …« Er küsste sie.
Sie streckte die Arme aus, um seine Schultern zu umfangen, er aber bückte sich und hob sie hoch. Als sie einen leisen, erstaunten Schrei ausstieß, flog die Tür zu Rubys Kammer auf.
Die Zofe stürzte herein, hielt aber sofort inne. Ein breites Lächeln zauberte Runzeln auf ihr Gesicht. Wortlos schritt sie an ihnen vorüber und schob den Riegel an der Tür zum Korridor vor. Dann rief sie Chance zu sich, führte das Hündchen in ihre Kammer und schloss die Tür mit den Worten: »Es wurde aber auch Zeit.«
Saxon schaute Mallory an, und beide fingen gleichzeitig lachen an.
»Glaubst du, dass ich wieder in ihrer Gunst stehe?«, fragte er.
»Du warst nie wirklich in Ungnade gefallen.« Sie strich durch sein goldenes Haar. »Sie hat es gern, wenn du sie neckst.«
»Aber sie ist sehr besorgt um ihre Lady.« Sein Schnurrbart kitzelte sie mit weichen Borsten, als er ihr Ohrläppchen einsog und daran knabberte. Als Erregung sie erfasste und sie leise aufschrie, flüsterte er: »Aber heute Nacht sollst du meine Lady sein.« Er küsste sie leidenschaftlich.
Ihr Verlangen nach ihm erfasste sie vollends. »Saxon …« »Pst! Hör auf dein Herz. Lass es meinem folgen, das sagt, dass diese Nacht uns gehört.« Er schob ihr Haar zur Seite und fand den raschen Puls an ihrem Hals.
Als er seinen Mund darauf drückte, überlief sie bei der Aussicht auf das, was sie erwartete, ein Schauer der Erregung. Er trug sie zum Bett und setzte sie sanft darauf. Dann ging er zu Rubys Tür und griff nach dem Riegel. Mit einem Blick über die Schulter zwinkerte er ihr zu, ehe er sie einschloss, so dass niemand, auch nicht die Königin, eindringen konnte.
Er setzte sich aufs Bett und zog seine Laute über den Kopf. Sie streckte die Hand aus und zupfte an einer Saite. Ein scharfer Ton erklang. Er schob ihre Finger weg, strich über die Saiten und ließ eine
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