Die Lady mit dem Bogen
gelegt hatte, dass sie seine Worte verstehen konnte.
»Danke, Mylord«, brachte sie im Flüsterton heraus.
»Vielleicht könnten wir beide bald einen eigenen Diskurs führen«, fuhr der Comte mit einem Lächeln fort, das andeutete, dass Worte in dem geplanten Austausch keine Rolle spielten.
»Meine Pflichten im Dienst der Königin nehmen mich sehr in Anspruch.« Ihr Ton war steif, da sie nicht den Eindruck erwecken wollte, sie zöge sein Angebot in Betracht.
»Pflichten?« Comte du Fresne sah Saxon an.
»Lady Mallory dient der Königin als Mitglied ihrer Leibgarde.«
Der Comte lachte. Laut und hart. Als weder Mallory noch Saxon einstimmten, hielt er inne und murmelte etwas, offenkundig verlegen, weil sein Scherz nicht angekommen war.
Als der Comte wieder zur Königin eilte, um ihr mit Schmeicheleien zu huldigen, sagte Saxon: »Ihr tätest gut daran, ihm eine Zeitlang aus dem Weg zu gehen.«
»Ich beabsichtige, ihm für immer aus dem Weg zu gehen.« Sie hob ihr Kinn und begegnete ruhig seinem Blick. »So wie Euch. Erst sprecht Ihr mit Verachtung von dem Mann, und im nächsten Moment schmeichelt Ihr ihm, als wäre er Euer bester Freund.«
Er legte ihr die Hand auf den Arm, als sie an ihm vorbei zur Königin eilen wollte. Ihre finstere Miene veranlasste ihn zu dem Rat: »Haltet Euch heraus, Mallory. In dem Spiel, das wir spielen, fehlt Euch jegliche Erfahrung, außerdem ist es gefährlich.«
»Ich bin zum Schutz der Königin hier. Habt Ihr das nicht zum Comte gesagt?«
»Mallory, vertraut mir.«
»Euch vertrauen?«
»Ich werde eine Erklärung liefern, sobald ich es kann.« Er nahm ihre Hände zwischen seine. »Nur vertraut mir jetzt.«
Sie entzog ihm ihre Hände. »Wisst Ihr, wie oft mein Vater genau diese Worte zu meiner Mutter sagte? Ihm würde ich so wenig trauen wie Euch.«
»Ich bin nicht Euer Vater. Ich habe Euch nicht betrogen.«
»Noch nicht.«
Er kniff seinen Mund zu einem geraden Strich zusammen, als sie sich an ihm vorbeidrängte und neben der Königin Aufstellung nahm. Erst später, als die Königin sich nach den Förmlichkeiten des Empfanges für die Nacht zurückgezogen hatte, fiel ihr ein, dass er ihre Entgegnung nicht bestritten hatte.
kapitel 13
D as Wasser des Springbrunnens rieselte melodisch plätschernd in ein Becken, das Blüten säumten, die in der dichter werdenden Dämmerung hell schimmerten. Während er den aufgehenden Mond beobachtete, versuchte Saxon, die passenden Noten auf seiner Laute zu finden. Sie lehnte an seinem linken Bein, während das ausgestreckte rechte Elitas Kopf als Stütze diente. Sie blickte mit einem Lächeln zu ihm auf, das andeutete, sie würde ein viel intimeres Konzert sehr zu schätzen wissen. Zerstreut erwiderte er ihr Lächeln.
Seine Gedanken galten weder dem Lied noch Elita. Stattdessen dachte er darüber nach, was Philippe du Fresne nach Poitiers geführt haben mochte. Gut möglich, dass dieser Lügner eine Zuflucht vor den Kämpfen suchte, warum aber jetzt? In den letzten zwei Wochen war es zwischen den Streitkräften der Henrys – Vater und Sohn – zu keinen größeren Kämpfen gekommen. Sogar Godard ließ durchblicken, dass er plane, nach seiner Vermählung in das Lager des Königs zurückzukehren. Und Godard würde niemals gehen, wenn er befürchten musste, in einen richtigen Kampf zu geraten, doch würde er an der Seite des Königs stehen, da er dies als die für ihn günstigste Gelegenheit ansah, die Familienehre hochzuhalten.
Nicht, dass es ihren Vater kümmerte. Juste Fitz-Juste kümmerte nur der Fortbestand seines Geschlechtes. Der Rest seiner Nachkommenschaft – eheliche Kinder von zwei Frauen sowie etliche Bastarde – war nur für den Fall vorhanden, dass seinem Erben etwas zustieß. Was bei Godard kaum eintreten würde, wenn er weiterhin alle Gefahren peinlich mied. Oder wollte Godard fort von Poitiers, weil im Palast das Gerücht umging, König Henry der Ältere plane als Folge des angeblichen Aufstandes in der Normandie nach Süden zu ziehen und auf seinem Weg Dörfer und Fluren zu verheeren, bis er den Palast der Königin erreicht hätte? Zuerst aber würde er die von seinen Söhnen und dem französischen König und dessen Verbündeten zusammengezogenen Armee passieren müssen, doch es sah so aus, als seien beide Parteien kriegsmüde.
Wie er des Kampfes mit Mallory müde war.
Nie war er jemandem begegnet, der so viel Angst hatte, anderen Vertrauen zu schenken. Nicht allen anderen, korrigierte er sich. Sie scheute sich,
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