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Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Titel: Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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laut, als die Männer einen Halbkreis vor ihr und ihren Verbündeten bildeten. Als sie Guy leise fluchen hörte, hätte sie ihn am liebsten zur Ruhe gemahnt. Sie unterließ es, da er dann womöglich wieder geklagt und verlangt hätte, das einzige Pferd gebühre ihm . Das in der Schänke so mühsam geschaffene Bündnis durfte durch keine Anzeichen von Zwist gefährdet werden.
    Einer der Strauchdiebe trat vor. Er trug ein Kettenhemd, und sie fragte sich, wem er es geraubt hatte. Bei dem Gedanken, dass es Christian gehören könnte, setzte Wut ihr Blut in Brand. Sie beruhigte sich, als sie Rost und gebrochene Kettenglieder bemerkte. Christians Hemd war in gutem Zustand, als sie es zuletzt gesehen hatte.
    Der Gesetzlose trug ein arrogantes Lächeln in seinem schmalen, zerfurchten Gesicht zur Schau. Er war nicht alt, doch von seinem harten Leben gezeichnet. »Ihr seid gekommen, Sir Guy, und …«
    » Ich werde Christian Lovells Freilassung aushandeln«, sagte Avisa und bewegte ihr Pferd auf ihn zu. Außer Reichweite seines Schwertes blieb sie stehen. »Ihr könnt mich als Lady Avisa ansprechen.«
    Der Mann blickte an ihr vorüber. »Sir Guy, wenn Ihr Euren Bruder sehen wollt …«
    Nach einem Ruck an den Zügeln bäumte sich ihr Pferd auf und tänzelte auf der Hinterhand. Der Mann, der gesprochen hatte, wich zurück, die anderen Banditen duckten sich erschrocken. Als das Pferd mit den Hufen wieder den Boden berührte, forderte sie: »Ihr werdet mit mir verhandeln.«
    Der Mann im Kettenhemd trat hochrot vor Zorn oder Demütigung wieder zwei Schritte vor. Sie vermutete Letzteres, da seine Gefährten kicherten, als hätten sie ihr getrotzt und wären nicht zurückgewichen wie feige Hunde.
    »Lady Avisa, sagtet Ihr?«, fragte er.
    »Ja.« Wenn er glaubte, ihr mit seinem herablassenden Ton den Schneid abkaufen zu können, musste sie ihm zeigen, dass er sich gewaltig irrte. »Ihr seid Pyt?«
    »Nein. Er erwartet Euch an einem anderen Ort.«
    »Dann führt uns zu ihm.«
    »Zu Fuß.«
    Sie lächelte. »Wir werden mit Euch laufen, doch werde ich mein Pferd nicht zurücklassen, sonst wird es wie unsere anderen Pferde von Euren Spießgesellen gestohlen.«
    Er nickte mit verkniffenem Mund.
    Als sie aus dem Sattel stieg, bedeutete sie Guy und Baldwin vorzutreten. Die erwartete Nörgelei vonseiten Guys blieb aus.
    »Pyt befahl, dass Ihr keine Waffen mitführen dürft.« Seine Miene gab ihr zu verstehen, dass dies erst der Anfang von Pyts Forderungen war.
    »Ich lasse mein Schwert in der Scheide auf dem Pferd, und die anderen leisten dem Befehl Folge, solange der Befehl uns allen sicheres Geleit zu Pyt gewährt und anschließend allen, Christian Lovell eingeschlossen, sicheres Geleit bis jenseits der Grenzen des Gebietes, das Pyt terrorisiert.«
    Avisa öffnete den Schwertgürtel und hängte ihn über den langen Sack, der an einer Seite ihres Sattels befestigt war. Hätten die Räuber etwas von ihrem Plan geahnt, wäre ihr Los besiegelt, ehe sie den nächsten Atemzug tat.
    »Keine Waffen, lautet mein Befehl.«
    »Das habe ich verstanden.« Sie hielt den Kopf hoch. »Wir warten, während Ihr zu Pyt zurückgeht und ihm meine Forderung mitteilt.«
    Der Mann rührte sich nicht. »Er wird seine Bedingungen nicht verändern, Mylady.«
    »Dann könnt Ihr Pyt mein Bedauern übermitteln, dass wir heute nicht wie verlangt über Christian Lovells Freilassung verhandeln können.« Sie drehte ihm den Rücken. »Wir gehen!«
    Baldwin protestierte: »Lady Avisa, wir können nicht …«
    »… weitergehen ohne die Zusicherung freien Geleites bei unserer Rückkehr!«, erwiderte sie. Sie reichte Guy die Hand, um sich in den Sattel helfen zu lassen, und sagte laut: »Wir machen kehrt.«
    »Haltet Ihr das für klug?«
    Sie drehte sich um und wollte Baldwin fragen, warum er so hartnäckig widersprach, doch es verschlug ihr die Rede, und ihr Atem stockte, als sie einen Mann auf sie zuschreiten sah. Sie riss ihr Schwert vom Pferderücken, da ihr die Blicke nicht entgingen, die zwischen den Bandenmitgliedern gewechselt wurden. Eifrige, erfreute Blicke. Wer war das?
    Der kräftige Mann trug auch ein Kettenhemd. Die Ärmel reichten ihm nur bis zu den Ellbogen, doch der untere Rand bedeckte die Knie. Darüber trug er ein Band mit den sonderbaren Perlen, ähnlich jenen, die die anderen trugen. Seine Augen waren so farblos wie sein Haar und der dichte Bart. Hinter dem Rücken zog er ein Schwert hervor. Sie musste sich beherrschen, reglos zu verharren, als er vor

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