Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)
sagt Ihr da?«
»Ihr kennt die Wahrheit, junger Lovell. Sie steckt in Euch, durchströmt Euch mit jedem Herzschlag. Zweifelt nicht an dem, von dem Ihr wisst, dass es die Wahrheit ist.«
Christian ballte frustriert die gebundenen Hände. »Sprecht aus, was Ihr wisst.«
»Ein Schwur, der im Herzen ruht, kann nicht gebrochen werden.«
»Sprecht Ihr von meinem Vater?«
»Ein Schwur, der im Herzen ruht, kann nicht gebrochen werden.«
Christian fluchte. »Sprecht nicht in Rätseln und sagt die Wahrheit.«
»Ich spreche die Wahrheit, wenn ich sage, dass ein Schwur, der im Herzen ruht, nicht gebrochen werden kann.« Er stand auf. »Und ich spreche die Wahrheit, wenn ich sage, dass Ihr meine Worte als Warnung nehmen müsst, junger Lovell. Wartet, bis die Dame Pyt das Verlangte bezahlt.«
»Mein Bruder wird das Lösegeld aushandeln, nicht Avisa. Pyt wird mit einer Frau nicht verhandeln. Das sagte er selbst.«
»Er wird das Lösgeld aus jeder Hand entgegennehmen.«
»Was will er denn? Gold? Noch mehr Pferde?« Dass er beides nicht hatte, sagte er nicht.
»Er will etwas, das Ihr habt und er nicht.« Das Lächeln des Alten wurde unsicher. »Er glaubt, es würde ihm eine große und uralte Macht verleihen, Henry vom Thron zu stoßen.«
»Große Macht?« Christian spuckte aus. »Er leugnete jede Verbindung zu dem Kult, dem man hier im Wald anhängt.«
»Er sucht etwas, was ihm zu dem verhelfen wird, was er möchte, und vor allem möchte er den König jenseits des Meeres verbannt sehen wie vor vielen Jahren.«
Christian schlug den Blick nieder bei der Erinnerung an den Feldzug, als der König die Schmach erlebte, dass sein Rivale für die Rückkehr in sein Land aufkommen musste. Hätte Lord Lovell Tapferkeit bewiesen, anstatt seinen König im Stich zu lassen, wäre dies nie geschehen. Und nun war sein Sohn an einen Baum gebunden und wartete, dass eine Frau ihr Leben riskierte, um ihn zu retten – und dies nicht zum ersten Mal.
»Ich möchte nicht, dass Avisa in diese schändliche Situation hineingezogen wird.« Er wünschte, er könnte die Worte zurücknehmen. Vielleicht hatte Avisa Recht. Er greinte tatsächlich wie ein Säugling.
»Das entscheidet nicht Ihr, junger Lovell«, sagte der Alte. »Wenn Ihr ihr Leben retten wollt, müsst Ihr den Dingen ihren Lauf lassen.«
Indem er den Alten angestrengt ansah, wollte er erreichen, dass sein Blick sich klärte. »Soll das heißen, dass ich nichts tun darf … dass ich nur warten soll, bis Guy mein Lösegeld aufbringt?«
»Bis Lady Avisa es aufbringt.« Der Alte beugte sich zu ihm und flüsterte: »Ihr müsst ihr dies überlassen. Euer Lösegeld zu bezahlen ist vielleicht der einzige Weg, sie am Leben zu erhalten, bis Ihr Pyts Schattenreich verlassen habt.«
15
»Wo sind sie? Seid Ihr sicher, dass dies hier der richtige Ort ist?«
Anstatt Guys ungeduldige Frage zu beantworten, warf Avisa einen finsteren Blick in seine Richtung. Er stand neben Baldwin und hatte seit dem Verlassen der Schänke nicht aufgehört zu jammern. Entweder entgingen ihm die Blicke, die zwischen den Männern gewechselt wurden, die mit ihnen gekommen waren, oder es kümmerte ihn nicht, dass sein Wehklagen ihre Ängste steigerte, während sie der Begegnung mit der Bande mit Bangen entgegensahen. So oder so, sie wünschte, er hätte den Mund gehalten.
Sträucher raschelten, sie hörte ein allgemeines scharfes Atemholen hinter sich. Sie hob ihr Kinn, während sie die Zügel des Pferdes fester fasste, das sie vom Nachbarn der Wirtin geborgt hatte. Die Vorstellung, ohne Christian zurückreiten zu müssen, war unerträglich, doch sie musste darauf gefasst sein, den Rückzug anzutreten und auf eine zweite Chance zur Befreiung zu hoffen.
Männer tauchten zwischen den Bäumen auf. Ihre dunkelbraunen Kittel fügten sich unauffällig in den Winterwald ein. Jeder trug entweder ein blankes Schwert oder einen Dolch. Sie waren mit Glasperlen geschmückt, und Avisa widerstand der Versuchung nachzusehen, ob der Ring noch an Ort und Stelle war. Erleichtert registrierte sie, dass keine Bogen zu sehen waren, bis ihr einfiel, dass sich die Bogenschützen in den Schatten verbergen könnten.
Aber wo war Christian? Sie hatte angenommen, man würde ihn zu dem Treffen mitbringen. Ihre Hände umklammerten die Zügel so fest, dass das Leder in ihre Handflächen einschnitt. Sie lockerte ihren Griff. Sie musste auf alle Überraschungen gefasst sein, die diese Schurken für sie parat halten mochten.
Kein Wort wurde
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