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Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Titel: Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley
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seine Fessel nicht zu tief einschnitt, hätte gern gefragt, was Pyt von der Schlacht wusste, in deren Verlauf sein Vater den König angeblich im Stich gelassen hatte. Eine Antwort würde er leichter bekommen, wenn Pyt sein Gefangener war.
    »Ihr habt König Henry also den Treueid verweigert, Pyt?«, fragte er. »Habt Ihr stattdessen einer heidnischen Gottheit Treue gelobt?«
    »Nein!«
    »Ihr huldigt nicht dem Kult, der die alten Gebräuche befolgt?«
    Pyts Gesicht wurde grau. »Nein, diesem Übel hängt man hier nicht an, sondern weiter im Westen, in den walisischen Bergen.«
    »Man hört, dass dieser Kult auch hier ausgeübt wird.«
    »Damit haben wir nichts zu schaffen. Wir sind ehrsame Männer, die ein falscher König in die Gesetzlosigkeit trieb.«
    Der Räuber war entweder ein großartiger Schauspieler, oder seine Angst vor den Anhängern der alten Götter war ungeheuchelt. Eine interessante Tatsache, aber nichts, was Christian weiterhalf. »Wo findet das Treffen mit meinem Bruder statt?«
    »Unweit der Stelle, wo wir Euch schnappten. Hoffentlich ist Euer Bruder klüger, als es den Anschein hatte. Wenn er das Lösegeld nicht bringt …« Er fuhr mit einem Finger bezeichnend über seine Gurgel.
    »Wie viel Lösegeld fordert Ihr für den Sohn eines Entehrten?«, fragte Christian, ohne Pyts Geste zu beachten. Der Schurke würde ihn nicht töten, solange er glaubte, dass er eine Chance hatte zu bekommen, was immer er wollte.
    »Das werde ich erst sagen, wenn wir über Eure Freilassung verhandeln. Wenn Euer Bruder auch nur einen Funken Verstand hat, wird er tun, was wir fordern.«
    »Guy weiß, was er zu tun hat.«
    »Ach? Mein Mann, der ihn beobachtet, sagt, dass er auf ein hübsches Mädchen hört.«
    Christian ließ nicht zu, dass seine Miene sich änderte. Verdammt! Guy sollte lieber einen Plan zu seiner Befreiung und nicht zur Eroberung einer Frau ausarbeiten.
    Pyt stützte den linken Ellbogen auf ein Knie. Wenn er glaubte, Christian mit dieser lässigen Geste zu verwirren, vergeudete er seine Zeit. Die Finger des Mannes zuckten, sein Blick huschte hin und her, als befürchte er jeden Moment einen Überfall. Aber von wem? Gab es Rivalen in den Wäldern?
    »Wie ich hörte, war es ein ziemliches Spektakel«, sagte Pyt mit einem Lächeln, das das Unbehagen in seinen Augen nicht minderte.
    »Mein Bruder versteht es mit Frauen und weiß, wie er sie dazu bringt zu tun, was er möchte.«
    »Euer Bruder?« Pyt schüttelte den Kopf, dass die verfilzten blonden Strähnen ihm ins Gesicht fielen. »Von diesem Tölpel rede ich nicht. Die Geschichte, die ich hörte, handelte von der Frau.« Sein Lachen kehrte wieder. »Sie muss jene, die in der Schänke Zeugen ihres Aufrufs zu den Waffen wurden, sehr beeindruckt haben. Sie sprang mit einem Schwert auf den Tisch und forderte alle auf, ihr in den Kampf gegen uns zu folgen.« Vor Lachen wiehernd, schlug er sich mit der Faust aufs Knie. »Dummes Weibsstück! Was bildet sie sich denn ein? Natürlich galten alle Blicke ihrem gelben langen Haar und ihren leuchtenden blauen Augen, mit denen sie die Lenden der Männer erglühen ließ.«
    Christian musste sehr an sich halten, um sich nichts anmerken zu lassen. Pyt sprach von Avisa. Sein Bruder ließ also Avisa den Vortritt bei den Verhandlungen um das Lösegeld? Zum ersten Mal regte sich in Christian das Gefühl, dass er eine Überlebenschance hatte.
    Doch er wollte nicht, dass Avisa die Bedingungen seiner Freilassung mit Pyt aushandelte, da dieser versuchen würde, ihre Güte auszunützen. Mit ihrem unschuldigen Versuch, ihn zu befreien, setzte sie sich größter Gefährdung aus.
    »Ist das so?«, fragte Christian mit gespieltem Gleichmut. Pyt durfte nicht ahnen, dass Avisa für solche Verhandlungen viel zu weich war.
    Pyt stieß mit einem Finger gegen Christians Brust. Wären Christians Hände nicht gefesselt gewesen, er hätte diesen bohrenden Finger zu gern gebrochen. Der Räuber spürte es, wie sein überhebliches Lächeln verriet.
    »Euer Bruder hat weniger Verstand als ein Kind«, sagte Pyt, »was er beweist, indem er dem Flehen einer Frau nachgibt, die sich vor altem Aberglauben fürchtet.«
    »Ach?« Wenn er den Räuber reden ließ, würde er vielleicht etwas erfahren, das ihm noch vor dem Treffen zu einer Flucht verhalf. Das war der beste Weg, um Avisa nicht zu gefährden. »Welcher Aberglaube?«
    »Die Vorstellung, bei Sonnenuntergang oder in der Dämmerung in den Wald zu gehen, ließ sie flennen wie ein Kind, da sie

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