Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)
Ehre ist es, eine Frau durchsuchen zu lassen, die in gutem Glauben kam, mit Euch verhandeln zu können?«
»Ihr vergesst, dass ich ein Gesetzloser, ein Ehrloser bin.« Auf seinen Zuruf hin traten die Männer auf sie zu.
Christian zog seine tauben Hände aus den Fesseln. So steif sie auch waren, rammte er seine Faust in das Gesicht des Mannes neben ihm. Schmerz durchschoss seine Knöchel, doch der Mann fiel um. Dem zweiten seiner Bewacher, der sich auf ihn stürzen wollte, stellte er ein Bein. Der Schädel des Mannes prallte gegen einen Baum, er sank fast bewusstlos auf die Knie.
»Christian!«, hörte er Avisa rufen.
Als er zu ihr blickte und darum betete, er hätte nicht ihren Todesschrei vernommen, riss sie sein Schwert aus dem Packen hinter ihrem Sattel und warf es ihm zu. Sie hatte sein Schwert vor Pyts Nase hierher mitgebracht!
Er bekam den Griff noch rechtzeitig zu fassen, um gegen einen Angreifer auszuholen, der sich auf ihn stürzte. Der Mann schrie gellend auf, ehe er taumelnd zu Boden ging. In einer blitzschnellen Drehung brach er einen dicken Ast entzwei, ehe dieser seinen Schädel zerschmettern konnte. Die zerbrochenen Teile stieß er mit dem Fuß beiseite und trieb sein Schwert in den Gegner, der eben danach greifen wollte.
Ringsum ertönten laute Rufe. Sein Bruder war von Bauern umringt, die mit Mistgabeln gegen die Räuber vorgingen. Einige setzten Pyts Leuten mit drohend geschwungenen Sensen durch den Wald nach. Er lief zu Baldwin, der unter dem Angriff zweier Banditen schwankte, stieß sein Schwert in den einen und hob es gegen den anderen. Dieser drehte sich um und nahm Reißaus, wurde aber von einem der Bauern aufgehalten. Um sie herum fielen Pyts Männer einer nach dem anderen. Niemand durfte entkommen.
»Es … es geht mir gut«, keuchte Baldwin.
»Nimm das Pferd und bring es zur Straße, ehe die Diebe sich damit aus dem Staub machen. Sie haben uns schon genug gestohlen.«
»Lady Avisa?«
»Ich hole sie. Los, geh schon!«
Während Christian sich eine Bresche durch die wenigen noch auf der Lichtung ausharrenden Gegner schlug, öffnete und schloss er andauernd seine Linke, damit das Gefühl darin wiederkehrte. Pyt war kampferprobt und würde sich nicht so leicht in die Flucht schlagen lassen wie die Feiglinge, die sich zwischen den Bäumen verdrückten.
Und dann war niemand mehr vor ihm. Er hob sein Schwert und senkte es sofort wieder. Ihm bot sich ein unfassbarer Anblick: Avisa und Pyt standen einander mit blanken Waffen gegenüber. Sie brauchte keine Hilfe, weder seine noch die eines anderen. Ihr Schwert schwang aus und wehrte die Attacken ihres Gegners mit einer Leichtigkeit ab, die nur wenige Männer aufgebracht hätten. Pyt wurde geschlagen, schien aber nicht willens, sich einer Frau zu ergeben und den Kampf abzubrechen.
Ihr Schwert traf Pyts Arm unterhalb der zerfetzten Kettenglieder seines Hemdes, Blut spritzte auf den Boden. Der Stoß ließ ihn schwanken, er fiel auf die Knie. Sie richtete die Schwertspitze auf seine Kehle. Als er auswich, hielt sie die Spitze unter sein Kinn. Er fiel auf den Rücken und schrie entsetzt auf, als sie das Schwert hochschwang. Die Klinge durchdrang das Kettengeflecht, das herabsank und sich um ihn breitete wie ein Frauenrock. Er versuchte, sich ihr zu entziehen, sie aber nagelte ihn auf dem Boden fest.
Pyt stieß knurrend einen Fluch aus, während sie lächelnd sagte: »Unsere Verhandlungen sind beendet, Pyt aus dem Wald.«
»Wirklich?« Der Gesetzlose lachte, als ein Mann mit gezücktem Dolch vorsprang.
Wohl wissend, dass er sie nicht rechtzeitig erreichen konnte, um sie vor der Klinge zu retten, lief Christian zu ihr. »Avisa, nehmt Euer Schwert! Lasst Pyt laufen! Rettet Euer Leben!«
Sie ignorierte ihn sowie Pyt, der vor triumphierender Bosheit lachte. Sie neigte sich rücklings, als der Mann mit dem Messer gegen sie ausholte, um sodann mit erhobenen Fäusten auf ihn zuzugehen. War sie verrückt geworden? Ihre Hände blockten seine Bewegung ab, als er wieder gegen sie ausholen wollte, und trafen ihn so fest, dass er vor Schmerz aufstöhnte. Sie packte den Arm des Mannes und bog ihn zurück, während sie ihn zugleich jäh zu sich und über ihre Hüfte zog, dass er im hohen Bogen über sie hinwegschnellte und auf dem Boden auftraf. Knochen knackten, ehe sie seinen nun total ausgekugelten Arm losließ.
Der Mann starrte sie entsetzt und geschockt an. Neben ihm schien Pyt geschlagen und besiegt förmlich im Boden zu versinken.
Pyt und der
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