Die Lady mit der Feder - Roman
ihre Pferde gebeugt, jagten sie dahin. Als ein lauter Ruf ertönte, der ihr Halt gebot, wurde ihr klar, dass sie es auf den Karren abgesehen hatten.
Sie ließ die Zügel auf dem Pferderücken schnalzen, entschlossen, dass die Männer, die Räuber sein mussten, sie nicht einholen sollten. Sie trieb das Pferd laut zur Eile an. Die Rufe der Verfolger wurden lauter.
Als Jordan vor ihr sein Tier zügelte, riss sie an ihren Zügeln, damit der Schimmel nicht in sein Pferd hineinlief.
»Seid Ihr verrückt?«, stieß sie hervor.
»Möglich, aber wir können ihn nicht entkommen. Lieber verliere ich meine Börse als meine Fracht.«
Ehe sie antworten konnte, umringten die Männer bereits den Karren. Sie hatten ihre Klingen gezogen, die im schwachen
Sonnenlicht unheildrohend blitzten. Ein blonder Mann, der als Einziger ein Schwert trug, betrachtete sie mit befriedigtem Lächeln, ehe er ihnen bedeutete, sie sollten absitzen.
Obwohl sie sicher war, Jordan würde eine Erklärung fordern, nickte er. Sie ließ die gut bewaffneten Männer nicht aus den Augen, als sie sich von Jordan vom Karren helfen ließ. Es waren ihrer sieben. Trotz der Versicherung der Äbtissin, dass ihr Neffe ein bewährter Kämpfer wäre, bezweifelte sie, ob sie und Jordan es mit allen sieben aufnehmen konnten.
Der Blonde stieg aus dem Sattel und schritt auf sie zu. Sein Gewand wies Flecken auf, die von dem Bier stammen mochten, dessen Geruch ihn umwehte. Er schlug dem Schimmel leicht auf die Kruppe und lächelte triumphierend. »Ihr wart ein Narr zu glauben, Ihr könntet in dieser Grafschaft gegen das Gesetz verstoßen.«
»Das Gesetz? Seid Ihr der Sheriff?«
»Der bin ich.« Er sagte es mit stolzgeschwellter Brust.
»Warum haltet Ihr uns an?« Jordan fragte es in kaltem Ton.
Der Sheriff ignorierte die Frage. »Wie heißt ihr beide?«
»Ich bin Jordan le Courtenay, und dies ist Isabella de Montfort.«
Sie staunte, dass er weder seinen noch ihren Titel nannte, dann fiel ihr ein, dass er vermutlich befürchtete, die Männer würden sie festhalten und Lösegeld fordern. Ein Sheriff, der in seinem eigenen Amtsbereich Menschen entführte?
»Sie ist nicht Eure Gemahlin?«
»Nein.«
Der Blonde bedeutete ihr, sie solle zur Seite treten. »Wir wollen den Dieb, nicht die Frau.«
Nicht imstande, sich zurückzuhalten, platzte sie heraus: »Ein Dieb? Jordan? Das ist absurd!«
»Absurd?« Seine blonde Augenbraue zuckte nach oben, als er seinen Männern etwas zu verstehen gab. Er drehte sich zu ihr um, als wäre es nicht ungewöhnlich, dass Jordan befohlen wurde, sich die Hände im Rücken binden zu lassen. »Der Karren ist gestohlen.«
»Er ist nicht gestohlen. Jordan hat ihn gekauft.«
»Von der Witwe Eglantine?«
Sie schüttelte den Kopf und versuchte an ihm vorbeizusehen, als sie Jordan fluchen hörte. »Er kaufte ihn von einem Mann. Wir sahen keine Frau.«
Der Sheriff lächelte. »Pferd und Karren gehören der Witwe Eglantine. Als sie vom Feld zurückkam, waren sie verschwunden. Dieser Mann hat beides. Ein Beweis, dass er sie stahl.«
»Jordan kaufte den Karren. Findet den Mann, der ihn ihm verkaufte, und Ihr werdet die Wahrheit erfahren.«
»Isabella«, sagte Jordan mit einer Gelassenheit, die sie sich gern zu eigen gemacht hätte, »es wird sich alles aufklären. Lass dich mit ihm nicht auf Debatten ein.«
Sie erschrak zutiefst. Warum ergab er sich willig einer falschen Anschuldigung? Wusste er nicht, dass Diebe gehängt wurden? Entsetzen schnürte ihr die Kehle zu, als sie sich fragte, ob er womöglich nicht weiterleben wollte, weil sein bester Freund tot war. Nein, das konnte sie nicht glauben. Die Äbtissin hätte sie nicht auf die Suche nach Jordan geschickt, wenn die Möglichkeit bestanden hätte, dass er bereit war, sein Leben aufzugeben, außerdem - ebenso bedeutsam - trieb ihn eine geradezu Furcht erregende Wut an, die er eisern beherrschte.
»Was führt Ihr hinten im Karren mit?«, fragte der Blonde und befreite sie von ihren beunruhigenden Gedanken.
Isabella sah Jordan an, der mit einer Kopfbewegung auf das Gefährt deutete. Sie wusste, dass er um die sterblichen Überreste seines Freundes bangte. Er war Krieger! Warum kämpfte er nicht um das, was ihm so wichtig war?
Wenn er nichts tat … Sie trat vor. Ein großes Messer hob sich und verwehrte ihr den Weg. Verblüfft sah sie den Blonden an, er aber hatte nur Augen für Jordan.
»Ich stellte Euch eine Frage«, sagte der Sheriff. »Ich möchte eine Antwort.«
Ruhig sagte
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