Die Lady mit der Feder - Roman
ist besorgt um Euch, Mylord.«
Jordan gab keine Antwort, da Isabella ausrief: »Seht nur!«
Mit der Hand am Schwertgriff fuhr er herum. Als er sah, dass sie zum Himmel starrte, fluchte er leise. Was machte sie jetzt wieder? Lew sah ihn erschrocken an, doch tat Jordan, als sei ihm der Blick des Stewards entgangen. Isabella war auf La Tour sein Gast, und es ziemte sich, dass er sie entsprechend
behandelte, was nicht einfach war, da er sich keine andere Frau vorstellen konnte, die sich so benahm wie sie.
Oder keine andere Frau, die er in seinem Bett festhalten wollte.
Er schüttelte dieses Bild ab und hob den Blick zu der Stelle am Himmel, auf die sie deutete. Farben wölbten sich im Bogen am Firmament, strahlend in der Mitte, blasser in Erdnähe.
»Es ist nur ein Regenbogen«, sagte er.
»Nur? Ist er nicht staunenswert?« Sie zeichnete den Bogen in der Luft nach. »Habt Ihr Euch nie gefragt, was diesen herrlichen Anblick hervorruft?«
»Eigentlich nicht.«
Sie sah ihn ungläubig an. »Jordan, wieso seid Ihr, ein Mensch von Verstand, nicht neugierig auf die Welt, die uns umgibt?«
Lew lachte leise.
Nicht gewillt, sich gleichzeitig mit beiden abzugeben, sagte Jordan: »Lew, Lord Weirton und seine Schwester treffen morgen ein. Lasst alles für ihre Ankunft vorbereiten.«
»Wie Ihr wünscht, Mylord.« Er konnte ein Grinsen nicht verbergen. »Und ich werde selbst dafür sorgen, dass alles so ist, wie Ihr es für Euch und Lady Isabella wünscht.«
»Sehr liebenswürdig«, sagte Isabella, ehe Jordan antworten konnte.
Lew neigte den Kopf, schenkte Jordan aber ein Einverständnis verratendes Lächeln, ehe er zur Brücke ging, die zum Tor führte, das sich zum Hauptturm öffnete.
Jordan ging um den nun leeren Karren herum und griff nach dem Ring an der Kirchentür. Er passte zu den schweren Eisenangeln, die quietschten, als er die Tür öffnete.
Weihrauchschwaden und der Geruch flackernder Kerzen wehten heraus, für ihn ein Zeichen, das Gefühl auszukosten, dass er sein Gelübde erfüllt hatte. Die Kapelle war nicht breiter als das Torhaus. Zwei kleine Fenster waren in die dicke Mauer eingelassen. Der Altar war aus unbehauenen Steinen, die von einem Steinkreis unten am Fluss stammen sollten. Ein von seiner Mutter besticktes Tuch und zwei schlichte goldene Kerzenständer waren der einzige Schmuck.
»Was für eine schöne kleine Kirche«, sagte Isabella hinter ihm. »Sie lädt zu Gebet und Einsamkeit ein.«
»Einsamkeit, ja.«
»Soll ich gehen?«, fragte sie, und zum ersten Mal hörte er Erschöpfung aus ihren Worten heraus.
Verdammt! Sie hatte ihm geholfen, sein Gelübde zu erfüllen, das Ryce galt. Sie hatte ihn mit der Barmherzigkeit einer Samariterin behandelt und an seiner Seite mit dem Geschick eines Kriegers gefochten. Mit mehr als mit dem üblichen Kampfgeschick, da sie den Sheriff mit einem gezielten Tritt, wie er ihn noch nie gesehen hatte, zu Boden warf. Und dafür war er dankbar, doch stellte sie eine ständige Erinnerung an die Kämpfe zwischen den Plantagenets dar, in die er nie wieder verstrickt werden wollte.
»Nein.« Er ging auf den Altar zu, ehe Isabella weitere Fragen stellen konnte. Als er zu den Dachsparren blickte, wo Vögel im letzten, durch die Fenster einfallenden Licht zwitscherten, sah er Bewegung am Altar. Die sterblichen Überreste seines Freundes ruhten auf einem Tisch neben dem Altar. Ein kleiner, korpulenter Mann umschritt, ein Gefäß schwenkend und in stark duftende Weihrauchschwaden gehüllt, den Tisch.
»Myrrhe«, flüsterte Isabella, als sie neben ihm stand.
»Ich weiß.«
Sie schob ihre Hand in seine. »Der denkbar traurigste Duft.«
Er umfasste ihre Finger und gab sodann der Versuchung nach, ihre Hand an seine Lippen zu führen und sie sacht zu küssen. Trotz des schwachen Lichts sah er, dass ihr Tränen in die Augen stiegen.
»Warum trauert Ihr?«, fragte er. »Ihr seid Ryce nie begegnet.«
»Ich bin traurig, weil ich weiß, wie schwer es Euch fällt, ihm Lebewohl zu sagen.«
Jordan wurde einer Antwort enthoben, als der Priester das Weihrauchfass hinstellte und auf sie zukam. Mit seinem Watschelgang ähnelte er in seinem weißen Messgewand einer Ente.
»Vater Eloi«, sagte er, »das ist Lady Isabella de Montfort.«
»Mylady«, sagte Vater Eloi mit einer leichten Verneigung. »Mylord, Ihr beweist Edelmut, Euren Freund zu ehren, indem Ihr ihn an der Seite Eurer Eltern und Altvorderen bestattet.«
»Er soll in geweihter Erde ruhen.« Jordan erklärte, was er in
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