Die Lady mit der Feder - Roman
ausgezeichneter Plan.«
»Da gebe ich Euch Recht, doch wie können wir einer Sache ausweichen, die wir nicht erkennen?«
»Die Bruderschaft hat an uns kein Interesse.«
»Sie hatte Interesse an Eurem Freund, der vielleicht sogar der Gruppierung angehörte. So könnte das Messer in sein Grab gelangt sein.«
Er strich mit dem Finger über den Griff. »Oder einer seiner Mörder ließ es dort fallen.«
»Zufällig oder als Warnung für jeden, der das Grab öffnet?«
»Ich weiß es nicht.« Sein Mund wurde ein gerader Strich. »Aber ich werde es herausfinden.«
Ein sonderbares Gefühl erwachte in ihr, als er diese Worte wie ein heiliges Gelübde aussprach. Es war ein Gefühl, das sie selten empfunden hatte.
Es war Angst.
7
J ordan zügelte sein Pferd in der schattigen Mitte des Hofes von La Tour du Courtenay. Nieselregen trübte den ersten Blick auf seine vertraute heimatliche Umgebung. Schafe und Rinder liefen auf dem Hof durcheinander, und die Bewohner
der Burg fuhren in ihren Tätigkeiten fort, die nie ein Ende fanden, auch nicht, wenn es auf den Abend zuging.
Er fragte sich, welchen Eindruck Isabella wohl von dem runden Hauptturm hatte, der auf einer Erhebung an einer Seite des Hofes aufragte, wo die Mauer auf einem steil abfallenden Uferstück saß. Zwei Jahre zuvor, nur einen Monat nach der Vermählung von Jordans jüngster Schwester, war sein Vater verstorben, und La Tour war an ihn gefallen. Diese zwei Jahre hatten einige Veränderungen gebracht - einen neuen Brunnen, Steine an Stelle des Strohdaches auf dem Stall, eine Tür vor der Küche. Alle anderen Neuerungen waren aufgeschoben worden, als der junge Prinz Richard ihn zu den Waffen rief. Einige Teile der Wehranlagen fehlten noch immer. Er hatte geplant, die Holz- und Erdwälle durch Stein zu ersetzen, Zeitmangel hatte ihn daran gehindert, mit den Arbeiten zu beginnen.
Er lachte freudlos. Trotz ihrer veralteten Verteidigungsanlagen hatte die Burg die Kriege der Plantagenets besser überstanden als er.
»Braucht Ihr Hilfe beim Absitzen, Mylord?«, fragte Emery in einem Ton, der kaum mehr war als ein Flüstern.
Jordan warf einen Blick zu dem Jungen neben dem Karren. Emery, stets beflissen und bereit, ihm zu dienen, dachte immer erst an Jordans Bedürfnisse. Er hatte zuvor einem anderen Herrn gedient, doch war jener bei einem Raubzug getötet worden. Jordan konnte sich nicht erinnern, bei welchem. Es war, nachdem sein eigener Knappe an einer schrecklichen Auszehrung gestorben war. Emery hatte einen anderen Herrn gesucht, und Jordan hatte sein Dienstangebot angenommen, eine Entscheidung, die er nie bereut hatte.
»Es geht schon, Emery. Die Wunde verheilt gut.« Er tätschelte seine Seite und schwang sein Bein über das Pferd. Als sein Knappe wegblickte, legte er seine Hand sachter auf seine Seite, wo sich die Stiche bei jeder Bewegung spannten. Er warf Isabella einen Blick zu.
Sie sah neugierig um sich. Rauchspuren hingen noch immer an ihren Kleidern unter dem Umhang, und ihre Wange zierte ein Schmutzfleck, der ihre Rundung betonte. Oder war es die Schramme, die Gamell ihr zugefügt hatte? Er schluckte seine Wut bei diesem Gedanken hinunter, befriedigt, dass Weirton Gamell eine gehörige Lektion erteilen würde. Isabellas Haar umgab wirr ihr Gesicht, doch saß sie aufrecht im Sattel. Alle Spuren der Erschöpfung waren verschwunden, als sie sich La Tour näherten. Es war die Pose des Kriegers, der gewillt ist, sich jedem Gegner voll und ganz zu stellen, auch wenn der einzige Feind die eigene Müdigkeit ist.
»Wenn Ihr sicher zurechtkommt, Mylord …« Emery zog das dem Karren vorgespannte Pferd zu der kleinen Kapelle, die an die Palisade des Burghofes angebaut war.
Jordan vermutete, dass der Junge seine Zweifel hatte. Es war ja gut und schön, dass sein Knappe sich seinetwegen Sorgen gemacht hatte, doch wollte Jordan nicht, dass Isabella ahnte, wie stark ihn die in Aquitanien erlittene Kopfwunde geschwächt hatte. Eigentlich hätte er daran sterben müssen.
Seine Finger umfassten den Vorderteil seines Sattels, als er sich langsam zum Boden herabließ. Jetzt schoss kein Schmerz mehr sein rechtes Bein hoch, und er hinkte nicht mehr wie damals, als er das Glück gehabt hatte, Aquitanien lebend, wenn auch versehrt und unter Qualen zu verlassen.
»Willkommen daheim!«
Jordan lächelte, als ein gebeugter Mann herbeieilte. Der schwere Umhang flatterte hinter ihm her und ließ ihn wie eine monströse Fledermaus aussehen, doch war nichts Böses an dem
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