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Die Lady mit der Feder - Roman

Die Lady mit der Feder - Roman

Titel: Die Lady mit der Feder - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley Anke Koerten
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Kenwick Priory entdeckt hatte.
    Vater Eloi runzelte die Stirn. »Die Mönche taten nicht Recht, Mylord. Sir Ryce war ein guter Mensch. Er verdient eine würdige Grabstätte.«
    »Es freut mich, dass wir einer Meinung sind.«
    »Dieser dumme Prior«, grollte der Priester. »Die Sorge um seine Seele lässt ihn vergessen, dass er bereits für tot gilt.«

    »Was?«
    Isabella sagte: »Ein Mönch wird für tot erklärt, sobald er in ein Kloster eintritt, als Zeichen dafür, dass sein Anspruch auf weltliches Gut erlischt.«
    Jordan lockerte seine Schultern. Er ließ sich zu leicht in Aufregung versetzen. Zwar hatte er dafür gute Gründe, doch sollte er willens, ja begierig sein, gern alles und noch mehr zu ertragen.
    »Danke, dass Ihr mich daran erinnert«, sagte er mit dem besten Lächeln, das ihm gelingen wollte.
    Es musste wie eine Grimasse gewirkt haben, da sich ihre Brauen senkten. »Fühlt Ihr Euch nicht wohl?«
    »Mir ist wohl, danke.« Er hob die Stimme, als er dem Priester antwortete: »Ich wünsche mir die Messe morgen nach der Mittagsstunde.« Er ließ den Blick durch die leere Kapelle wandern. »Wenn jemand für Ryces Seele beten möchte, wird dafür genug Zeit sein.«
    »Wie Ihr wünscht, Mylord.«
    »Ich komme wieder, nachdem ich dafür gesorgt habe, dass Lady Isabella eine leibliche Stärkung bekommt.«
    Vater Eloi lächelte traurig. »Ihr solltet auch etwas zu Euch nehmen, Mylord. Sir Ryce würde wollen, dass Ihr der vielen Male gedenkt, die Ihr gemeinsam herzhaft getafelt habt.«
    Jordan wurde die Kehle eng. Hätte er an jenem letzten Abend, als Ryce auf La Tour weilte, seinen Freund eindringlicher befragt, hätte er ihn vielleicht überreden können, mit ihm in Prinz Richards Dienst zu treten. Sein Mund wurde hart. Warum hätte er seinem Freund dieses Los wünschen sollen? Ryce hätte in Aquitanien ebenso sinnlos sterben können wie beim Turnier. Hier hatte er wenigstens um einen
ersehnten Preis gekämpft. Und wofür hätte Jordan beinahe sein Leben gelassen?
    Er bedeutete Isabella, vor ihm aus der Kirche zu gehen, und bot ihr seinen Arm nicht an. Nur ein Narr hätte sie so dicht an sich herangelassen, dass ihr ätherischer Duft ihn überwältigte, und Jordan le Courtenay wollte niemals wieder Narr genannt werden. Dies hatte er sich damals geschworen, als ihm klar wurde, dass er überleben würde.

8
    A ls Isabella das dämmrige Schlafgemach im obersten Ge schoss des runden Bergfrieds von La Tour du Courtenay betrat, freute sie sich, das jemand ihren Sack ausgepackt und ihn mitgenommen hatte, um ihn zu säubern. Ihr Reservekleid hing an einem Haken, ein sauberes Hemd wartete am Fuß des Bettes. Es gehörte nicht ihr. Der Minze- und Nelkenduft, den das Leinen verströmte, ließ ahnen, dass es vor kurzem einem Wäscheschrank entnommen worden war.
    Sie ging zum Bett und gab Acht, den Stuhl neben dem Tisch nicht umzustoßen. Das einzige Fenster war überraschend breit. Das Binsenlicht auf dem Tisch lieferte so viel Helligkeit, dass sie alles sehen konnte, wenn auch die hohe Decke sich im Dunkel verlor.
    Geschnitzte Efeublätter, Blumen und Trauben zierten das Bett, vom hölzernen Betthimmel hingen dunkelgrüne Vorhänge, die mit den gleichen Früchten und Blumen bestickt waren. Unter ihren Füßen raschelten Binsen, Düfte
nach getrocknetem Lavendel und Rosmarin umschwebten sie.
    Sie lächelte. Die Düfte erinnerten sie an ihre Kräuter. Würde sie Zeit haben, die hiesige Kräuterkammer aufzusuchen? Ihr Lächeln erlosch, als ihr einfiel, dass sie und Jordan sich auf den Weg machen mussten, sobald Sir Ryce bestattet worden war, da bereits zwei Tage verloren waren. Sie mussten schleunigst nach Lincoln.
    Regen prasselte ans Fenster. Sie drehte sich um und schloss die Fensterläden. Dann hielt sie inne und starrte hinaus in die Nacht. Im Licht, das aus der Halle fiel, glänzte die hölzerne Zwischenmauer feucht, Stimmen, schwach und nicht zu unterscheiden, drangen vom Hof herauf. In der Nähe hörte sie Schritte und gedämpfte Reden von der äußeren Mauer des Bergfrieds, auf der Jordans Wachposten das Verstreichen der Nachtstunden markierten.
    Sie setzte sich an den Tisch und stützte das Kinn in die Hand. Zu erschöpft, um sich zu bewegen, waren ihre Gedanken so aufgewirbelt wie Staub unter Pferdehufen. Wie sollte sie einschlafen, wenn sie ständig an Jordan denken musste? Er war ein Rätsel. Er legte eine entschiedene Abneigung gegen Kämpfe an den Tag; und doch war seine Burg gut bewacht, Beweis dafür, dass

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