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Die Lady mit der Feder - Roman

Die Lady mit der Feder - Roman

Titel: Die Lady mit der Feder - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley Anke Koerten
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ihre Empörung zu dämpfen. Sie konnte ihm den Verlust nachempfinden, das änderte aber nichts an der Tatsache, dass er halb bekleidet und angetrunken in ihr Gemach eingedrungen war.
    »Was wollt Ihr hier?« Sie zog den Bettvorhang näher zu sich, ließ davon aber ab, als sie die Fäden, die ihn am Baldachin festhielten, reißen hörte.
    »Dasselbe könnte ich Euch fragen.«
    »Das könntet Ihr, aber warum gebt Ihr nicht erst Antwort auf meine Frage?«
    Er setzte sich auf den Stuhl. Sich vorbeugend, so dass er seine Finger zwischen seine Knie stecken konnte, sagte er: »Wie Ihr wollt. Ich bin hier, weil ich hier schlafe, wenn ich auf La Tour bin.«

    »Das ist Euer Gemach?«
    »Ja.«
    »Aber man brachte mich hierher.« Sie deutete auf das Hemd, das auf dem Bett lag. »Dies erwartete mich, und das kann nicht Euer Hemd sein.«
    »Nicht sehr wahrscheinlich. Ich schlafe nicht in Weiberhemden.« Er zog die Brauen verwegen hoch. »Wollt Ihr nicht wissen, was ich im Bett trage?«
    »Nein.«
    Er zog die Schultern hoch. »Ich hielt Euch für neugieriger, Isabella.«
    »Nicht auf Eure Nachtkleidung.«
    »Ihr müsst Eure Phantasie auf neue Gebiete ausdehnen.« Als sie keine Antwort gab, sagte er mit einem Blick zum Hemd: »Das scheint mir die passende Größe für Euch zu sein.« Seine Stirn furchte sich nachdenklich. »Obwohl fast so groß wie ich, seid Ihr in den Schultern und um die Mitte entschieden schmäler.« Er musterte sie von oben bis unten. »Das nehme ich jedenfalls an, da man es nicht genau sehen kann, solange Euch dieser schwere Vorhang einhüllt.«
    »Falls das ein Scherz sein soll …« Ihr Ärger ließ sie stottern, so dass sie nicht weitersprechen konnte.
    »Sucht keine böse Absicht, wo es sich nur um irregeleitete Absichten handelt.«
    »Wessen Absichten?«
    Er lachte leise. »Schießt mit Euren Augen keine Dolche auf mich ab, Isabella. Hätte ich Euch herauflocken wollen, hätte ich nicht veranlasst, dass eine Dienerin Euch begleitet. Lew muss mich missverstanden haben, als ich ihn bat, dafür zu sorgen, dass Ihr Euch auf La Tour wie zu Hause fühlt.« Er
griff nach dem Hemd und warf es ihr zu. »Meine Entschuldigung, Isabella.«
    Sie fing das Hemd auf, fragte sich aber, wie sie es anziehen sollte, ohne den Vorhang loszulassen. Als hätte sie diese Frage laut geäußert, drehte er ihr den Rücken zu.
    »Ihr könntet gehen«, sagte sie.
    »Ich könnte zuschauen.«
     
    Da ihrer Meinung nach in diesem Fall keine Antwort die beste Antwort war, zog sie hastig das Hemd über den Kopf und strich es glatt, während sie sich vergewisserte, dass er sich nicht umdrehte. Sie hob die Decke vom Bett und legte sie um ihre Schultern. Die schwere Decke schleppte hinter ihr her, als sie hinter dem Bettvorhang vortrat, reichte aber nicht so weit hinunter, um ihre Fesseln zu bedecken. Sie zuckte mit den Schultern, um die Decke besser zu platzieren, dabei aber fiel diese zu Boden.
    »Braucht Ihr Hilfe?«, fragte er, ohne sich umzudrehen.
    »Ich komme zurecht.«
    »Eine unbestrittene Tatsache, aber braucht Ihr Hilfe?«
    Hitze ließ Isabellas Gesicht erglühen. Sie konnte nur hoffen, dass es nicht die Röte der Verlegenheit war. Bei St. Jude! Sie war eine der Ladys der Abtei. Sie durfte sich von einer störrischen Decke nicht ins Bockshorn jagen lassen.
    Sie hob die Decke auf und legte sie sich wieder um, diesmal so, dass sie ganz verhüllt war. »So, fertig«, sagte sie.
    Er drehte sich um, und sein Blick glitt über sie, von ihrem nassen Haar, das über die Decke fiel, bis zu ihren Zehen, die darunter hervorsahen. »Seid nicht beleidigt, wenn ich sage, dass Ihr mir anders besser gefallt.«

    »Ihr habt zu viel getrunken.«
    »Und Ihr redet zu viel.« Er verschränkte die Arme vor der Brust, eine Bewegung, die seine Stiche spannte, wie sie befürchtete.
    »Das mag stimmen, doch seid Ihr betrunken von zu viel Wein und zu wenig Schlaf.«
    »Ihr seid wohl immer die besorgte Pflegerin?«
    »Wie kann ich etwas anderes sein als das, was ich bin? Könnt Ihr etwas anderes sein als ein Lord im Dienste des Königs?«
    »Diesen Luxus kann ich mir nicht leisten.« Sein Ton wurde härter. »Ihr solltet Eure Sachen nehmen und gehen, Isabella.«
    »Und wohin?«
    »Herrgott, Ihr seid die verflixt logischste Frau, die mir jemals über den Weg lief! Bleibt, wenn Ihr wollt.«
    »Aber es ist Euer Gemach.«
    »Benutzt es oder nicht, ganz nach Wunsch.« Er ging zur Tür. »Ich suche mir anderswo einen Schlafplatz.«
    Sie wusste nicht, was sie sagen

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