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Die Lady mit der Feder - Roman

Die Lady mit der Feder - Roman

Titel: Die Lady mit der Feder - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley Anke Koerten
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vorüber, die Bewohner der Burg waren tot oder wünschten, sie wären es gewesen. Die einzige Ehre des Tages gehörte jenen, die den Tod fanden, ehe das Rauben und Schänden begann.«
    Sie entzog ihm ihre Hand, als sein Mund schmal wurde. »Ihr könnt Euch für die Taten anderer nicht schuldig fühlen.«
    »Ich war einer von ihnen.«
    »Ihr wart bewusstlos.«
    »Während dieses Kampfes schon.«
    Sie zuckte zurück. »Ihr hattet Euch an Raub und Gewalt zuvor beteiligt?«
    »Ich versuchte nie, es zu verhindern, daher bin ich ebenso schuldig wie alle, die unter dem Banner des Prinzen ritten.«
    »Sich kampflustigen Kriegern in den Weg zu stellen kann selbstmörderisch sein.«
    »Ist mein Leben mehr wert als jenes der Ermordeten?«
    »Das kann ich nicht beantworten.« Sie trat näher. Lew hatte Recht. Jordans innere Verletzungen waren nicht verheilt, sondern schwärend und offen. »Aber ich weiß, dass die Äbtissin Euch einen Ehrenmann nannte.«
    »Und Ihr glaubt ihr?«
    Sein Zorn verblüffte Isabella. Er gab so selten seine wahren Gefühle preis, dass sie umso schockierter war, wenn er es tat.
    »Ich stelle die Meinung der Äbtissin nicht in Frage«, sagte sie, da sie wusste, dass eine Entschuldigung seinen Zorn womöglich noch schärfen würde.
    »Hätte sie Euch das nicht gesagt, würdet Ihr mir glauben,
wenn ich Euch mein Wort gebe, dass ich Euch helfen werde?«
    »Warum stellt Ihr eine so absurde Frage?«
    »Weil Ihr zu glauben scheint, dass ein Kampf auf Leben und Tod ehrenhaft ist, nur weil man gelobt hat, ihn zu führen.« Um seinen Mund zuckte es, dann knurrte er bissig: »Oder den Tod im Turnier zu suchen.«
    »Den Tod suchen? Ich dachte, ein Turnier wäre Sport.«
    Er verschränkte die Arme und starrte zum Himmel empor, während der Wind seinen Umhang bewegte. »Ihr wisst offenbar nichts von Turnieren.«
    »Ich weiß nur, dass junge Männer sie schätzen, um ihre Kampfkunst zu üben.«
    Er blickte sie an. »Ihr habt also selbst nie zugesehen?«
    »Nein.«
    »Es ist ein Chaos wie in einem echten Kampf. Männer hoch zu Ross stürmen gegeneinander los, es folgt ein Kampf.«
    »Sie kämpfen doch mit stumpfen Waffen?«
    »Nein, denn wie könnten sie ihre Fähigkeiten beweisen, wenn kein Blut fließt?«
    Sie legte die Hand auf den Leib, der alles von sich zu geben drohte. »Das ist barbarisch!«
    »Mehr, als Ihr ahnt. Wenn ein Turnierkampf nicht auf das dafür bestimmte Feld beschränkt bleibt, kann er sich in ein Dorf oder zwischen die Stallungen eines Bauerngehöftes verlagern und gefährdet somit auch die Bewohner der betroffenen Gebäude.«
    »Ihr scherzt! Kein Ritter würde einen Unschuldigen töten, nur um zu beweisen, dass er ein großer Krieger ist. Nicht in einem Spiel!«

    Er griff nach einer Strähne ihres Haares, wickelte diese um seinen Finger und zog sie zu sich. Weingeruch ging von ihm aus. »Meine liebe Isabella, süße unschuldige Isabella, Ihr habt keine Ahnung, was ein Mann tut, um seine Fähigkeiten auf dem Schlachtfeld oder darüber hinaus zu beweisen.«
    »Aber Menschen zu töten, die nichts verbrochen haben und nur im Weg standen …«
    »Oft ist das Verbrechen genug.«
    Sie starrte ihn an und suchte nach Anzeichen dafür, dass er ihr nur eine Geschichte erzählen und sehen wollte, wie viel sie schlucken würde, ehe er nicht mehr an sich halten konnte und losprusten würde. Sie fand keine. Er meinte es ernst.
    »Das ist barbarisch!«, flüsterte sie abermals.
    »Jetzt könnt Ihr verstehen, warum ich gewillt bin, Euch zu helfen.«
    »Würde dem Sterben wirklich ein Ende gemacht, wenn uns Erfolg beschieden ist? Gewiss, ein Krieg zwischen dem König und seinen Söhnen könnte verhindert werden, doch würde man im Frieden umso mehr Turniere abhalten.«
    »Ein Problem nach dem anderen, meine liebe Isabella.«
    Sie entzog ihr Haar seinem Finger. »Ihr sollt mich nicht so ansprechen.«
    »Wäre es Euch lieber, wenn ich Euch als Lady Isabella anspreche?«
    »Nun, es wäre passender.«
    »Passender?« Sein Auflachen klang wenig belustigt. »Wenn schon, dann wäre die Anrede Schwester Isabella wohl am passendsten.«
    Sie wich zurück. »Woher wisst Ihr das? Seit wann kennt Ihr die Wahrheit?«

    »Ganz sicher wusste ich es bis jetzt nicht, da Ihr gesagt habt, Ihr wäret keine Nonne.«
    »Ich bin keine, werde aber in der Abtei Schwester genannt.« Isabella schloss die Augen und seufzte. Sie hatte genau das Gegenteil dessen getan, was die Äbtissin wollte. Sie schlug die Augen auf und fragte: »Womit

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