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Die Lady mit der Feder - Roman

Die Lady mit der Feder - Roman

Titel: Die Lady mit der Feder - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley Anke Koerten
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mich wieder so zu Fall bringen, werde ich vergessen, dass sie eine Frau ist, und sie mit meinem Schwert durchstoßen.«
    Sie fuhr fort, das Pferd zu beruhigen, trat aber beiseite, als der Baron es ihr bedeutete. Sie hielt seinem Blick mit einer Miene stand, die ebenso gleichmütig war wie jene Jordans. Lord Weirton senkte als Erster den Blick, dann schwang er sich auf sein Pferd und befahl, man solle Lady Odette in den Sattel helfen. Isabella rührte sich nicht von der Stelle, als die Weirtons und ihr Gefolge von der Lichtung ritten. Auch als sie hörte, dass Jordan zu ihr kam, blieb sie reglos stehen.
    »Weirton nimmt es nicht auf die leichte Schulter, wenn er zum Narren gemacht wird«, sagte Jordan.

    »Ich habe ihn nicht zum Narren gemacht, sondern ihn als jenen Unhold gezeigt, der er ist, wenn er sein treues Pferd so grausam behandelt.«
    »Er ist ein angesehener Baron mit vielen Freunden unter den Ratgebern des Königs. Er wurde in seiner Treue zur Krone nie schwankend, auch nicht während des Aufruhrs, der mit der Gefangenschaft der Königin endete. Andere Barone hätten die Chance zur Machterweiterung genutzt, Weirton aber war unbeirrbar in seiner Unterstützung König Henrys.«
    Sie nickte und ließ ihre angespannten Schultern sinken. »Ihr habt Recht. Ich muss mich entschuldigen, dass ich ihn zu Boden warf.«
    »Er wird nicht glauben, dass Ihr es ehrlich meint.«
    »Weil ich es nicht aufrichtig bedaure, dass ich ihn davon abhielt, sein Pferd zu schlagen, doch werde ich mein Bedauern für meine Reaktion ausdrücken.« Sie sah ihn an. »Ich tue es nur, weil er Euer Freund ist.«
    »Danke, Isabella.« Er lächelte.
    Es kostete sie ihre ganze Selbstbeherrschung, um nicht ihren Mund auf dieses Lächeln zu drücken. Die frühe Morgensonne fiel auf sein dunkles Haar und betonte den kurzen Bart an seinem kantigen Kinn - er war so begehrenswert, dass sie sich fragte, wie sie der Leidenschaft widerstehen sollte, die bei jedem Blick aus seinen Augen sprach.
    »Gern geschehen.« Ahnte er, dass die schlichten Worte viel mehr bedeuteten? Sie sehnte sich danach, ihm zu sagen, dass er sie gern mit glühender, sie versengender Leidenschaft küssen durfte.
    Schluss damit! Sie hatte den Waffenstillstand zwischen ihnen vorgeschlagen, jene Vereinbarung, die sie zu Verbündeten
machte - und nicht mehr. Und er hatte eingewilligt. Sie konnte ihn nicht nach einem Tag brechen.
    Als sie zu ihrem weißen Hengst ging, fasste Jordan nach ihrem Arm und riss im selben Moment seine Hand wieder zurück. Ihr Herz hatte bei seiner Berührung ausgesetzt, so jäh, dass sie glaubte, es würde nie wieder schlagen. Nun hätte sie etwas sagen sollen, da er sie nur wortlos anstarrte. Sie wünschte, er würde sprechen oder sich rühren, um diesen Zauber zu brechen. Sie konnte es nicht. Den Rest ihrer Tage und Nächte nur damit zuzubringen, in seine Augen zu schauen, hätte für sie den Gipfel des Glücks bedeutet.
    »Wenn wir unser Nachtlager aufschlagen«, sagte er wieder in einem Ton bar jeder Gefühlsregung, »würde ich es zu schätzen wissen, wenn Ihr mir zeigt, wie Ihr ihn zu Fall gebracht habt.«
    »Wie ich schon zu Lord Weirton sagte, ist es ein einfacher Trick.«
    »Ihr könnt ihn mir also rasch beibringen.«
    Sie erwog, ihn an sich zu ziehen wie Lord Weirton, und eine Woge der Hitze durchflutete sie. Auch als sie nickte, wusste sie, dass sie einen Weg finden musste, die Lektion zu umgehen. Es würde schwierig sein, da sie es kaum erwarten konnte, ihn wieder zu berühren.
     
    Der Bach strömte ungestüm zwischen seinen Ufern dahin. Von den Frühlingsregen noch angeschwollen, schoss das Wasser über große Steine, die zu jeder Jahreszeit schwierige Hindernisse dargestellt hätten. Das Bachbett war zu breit, um mit einem Pferd darüber hinwegzusetzen, zudem bot der dichte Wald am anderen Ufer wenig Platz für eine sichere
Landung, auch wenn jemand so kühn gewesen wäre, einen Sprung zu wagen.
    Jordan zügelte sein Pferd und schüttelte den Kopf. »Hier können wir den Bach nicht überqueren.«
    »Weiter südlich gibt es eine Furt«, sagte Weirton.
    »Der Süden ist die falsche Richtung«, wandte Isabella ein. »Lincoln liegt im Norden.«
    »Das ist mir klar, Mylady«, sagte Weirton in dem knappen Ton, den er schon den ganzen Tag ihr gegenüber angeschlagen hatte.
    »Mit großer Vorsicht könnten wir die Pferde dort drüben durch das Wasser führen.« Sie deutete mit dem Finger einen Weg zwischen den Felsblöcken an.
    »Das wäre möglich.«

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