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Die Lady mit der Feder - Roman

Die Lady mit der Feder - Roman

Titel: Die Lady mit der Feder - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyn Kelley Anke Koerten
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die Farbe eines Gewitterhimmels gemahnten. »Ich will mein Bestes tun, damit unser Waffenstillstand hält. Ihr auch?«, sagte sie.
    »Das werde ich.« Wieder ein Gelöbnis! Herrgott, er wollte kein Versprechen mehr geben, zumal keines, bei dem er sich schon fragte, ob er es halten konnte, während er es aussprach.

13
    A ls Isabella erwachte, schmerzte ihr ganzer Körper. Von ihrem hämmernden Fuß bis zu ihrer Schulter, die noch immer protestierte, wenn sie die Peitsche schwang, war sie in
miserabler Verfassung. Sie nahm sich vor, in Milch gekochten Leinsamen auf alle schmerzenden Stellen aufzutragen, sollte es ihr am Abend nicht besser gehen.
    Lady Odettes Zwitscherstimme war da keine Hilfe. Die Schöne benahm sich, als hätte sie am meisten zu leiden gehabt, und nahm Isabellas Verletzungen kaum zur Kenntnis. Lord Weirton hatte sich mit Glückwünschen und Mitgefühl eingestellt, ließ aber lieber unerwähnt, dass er sich sehr viel weiter vom Schauplatz des Kampfes entfernt hatte, als es die Sicherheit seiner Schwester erfordert hätte. Stattdessen kam er auf das Schwert, das sie auf der Straße gefunden hatte, zu sprechen.
    »Es ist ganz klar, warum wir noch am Leben sind«, ließ der Baron mit breitem Grinsen verlauten, als er mit dem Daumen über den Schwertgriff strich. »Schutzengel wachten über uns.«
    »Falls es so war, habe ich niemanden von der Bruderschaft gesehen, der uns zu Hilfe gekommen wäre«, erwiderte sie, verärgert, dass er nicht jene würdigte, die den Angriff abgewehrt hatten.
    »Er hinterließ sein Schwert, damit wir wissen, dass wir nicht allein waren.«
    Der Baron ließ sich auch durch Tatsachen nicht von seiner Meinung abbringen. Jordan musste dies schon gewusst haben, da er nichts sagte, während sie Brot und Honig und frisches Wasser aus dem nahen Bach als Frühstück zu sich nahmen. Er putzte sein Schwert mit einem dicken Tuch, dann nahm er sich das Schwert mit dem Wappen vor. Auf Lord Weirtons Bitte hin gab er es dem Baron zurück, der sich beeilte, es an seinem Sattel zu befestigen, um bereit zu sein, falls sie wieder angegriffen wurden.

    Die Sonne war kaum über den Horizont gestiegen, als Isabella zu ihrem Hengst humpelte, der gesattelt auf sie wartete.
    Emery kam gelaufen. Als sie sich am Abend zuvor in Decken gehüllt auf dem kalten, feuchten Boden zur Ruhe gelegt hatten, hatte Jordan seinem Knappen das Versprechen abgerungen, dass ihr kein Schaden mehr zugefügt würde.
    »Gestattet, Mylady.« Er bückte sich und verschränkte die Finger.
    »Danke.« Sie legte die Hände auf den Pferderücken und hob den linken Fuß auf seine verschränkten Hände. Ehe er sie in den Sattel heben konnte, zog sie den Fuß zurück und blickte zu einer Stelle zwischen den Bäumen, wo das Sonnenlicht etwas aufblitzen ließ. »Was ist dort?«
    »Wo?«
    Sie zog ihr Messer. Sie wollte möglichst vermeiden, ihre Peitsche einzusetzen, ehe der Schmerz in ihrer Schulter nicht nachgelassen hatte. »Kommt mit, Emery.«
    »Wohin?«
    »Ich sah etwas in der Sonne blitzen. Stahl war es wohl nicht, doch möchte ich mich überzeugen.«
    Er zögerte, als er über die Lichtung zu Jordan blickte, der mit Lord Weirton sprach. »Erlaubt, dass ich Lord le Courtenay rufe.«
    »Nein!«
    »Nein?«
    »Lady Odette soll nicht beunruhigt werden.« Sie bewegte sich langsam auf die Bäume zu und bedeutete ihm mit dem Messer, ihr zu folgen. »Folgt mir.« Sie wartete nicht, ob er ihr gehorchte, da sie wusste, dass es der Fall sein würde.

    Isabella hatte nur wenige Humpelschritte gemacht, als sie lächelnd den Dolch einsteckte. »Es ist ein Steinkreuz aus grauer Vorzeit.« Sie betrachtete das Monument, das so hoch war, dass sie sich auf die Zehenspitzen hätte stellen müssen, um das obere Ende zu erreichen. »Ich wäre Euch sehr verbunden, wenn Ihr nicht verlauten lasst, dass ich mich von Quarzgeglitzer aus der Ruhe bringen ließ.«
    »Wenn Ihr nicht weitersagt, dass ich versuchte, Euch von der Begegnung mit einem Steinkreuz abzuhalten.« Der Junge umrundete das verwitterte Kreuz und begutachtete es von allen Seiten.
    Sie lachte. »Ein fairer Handel.« Während sie über den rauen Granit strich, fragte sie sich, wie man es hier zwischen den Bäumen hatte aufrichten können. Aber vielleicht hatte das Kreuz schon eher als die Bäume dagestanden.
    Sie bückte sich nach den Blättern einer Pflanze, die am Fuß des Kreuzes wuchs. Gundelrebe, wie ihr die sprießenden herzförmigen Blätter verrieten. Erst im nächsten Monat würde

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